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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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er. » Die Capparellis beschäftigen jemanden mit diesem Spitznamen.«
    » Was für ein Zufall«, sagte ich.
    » Wir kennen seine wahre Identität nicht. Aber es gibt ein paar Leute im Federal Building in der Innenstadt, die sie bestimmt gerne rausfinden würden. Ebenso wie einige meiner Kollegen.«
    » Und wie ich«, sagte ich.
    Boxer runzelte die Stirn. Er schien enttäuscht. » Lorenzo hat sie Ihnen also nicht verraten.« Wieder trommelte er mit den Fingern auf den Tisch. » Wollte er den Namen eintauschen?«
    » Ich breche das Anwaltsgeheimnis, wenn ich diese Frage beantworte.«
    » Ach ja, richtig.«
    » So wie die Zeitungen den Mord an Lorenzo beschrieben haben, klang es wie eine Mafia-Exekution«, sagte ich. » Eine Kugel in die Kehle. Je eine ins Knie.«
    » Diese Burschen sind nicht zimperlich.«
    » Vielleicht dürfen Sie das nicht beantworten – aber sieht die Tat nach Gin Rummy aus?«
    Boxer zuckte mit den Achseln und seufzte. Rang er mit sich, ob er einem Zivilisten etwas verraten durfte, oder wusste er die Antwort nicht? » Schwer zu sagen, Herr Anwalt. Wer auch immer es war, er war ein verdammt guter Schütze. Das waren Präzisionsschüsse, und sie wurden aus einiger Entfernung abgegeben.«
    » Hat man Patronenhülsen entdeckt?«
    » Nein, nein. Nichts dergleichen. Am Einschussloch an der Kehle gibt es auch keinerlei Schmauchspuren oder Pulverpartikel. Also keinesfalls ein Schuss aus nächster Nähe. Und die Schüsse in die Kniescheiben erwischten Lorenzo, als er an der Tür des Buchladens lehnte. Der Täter stand weder auf dem Gehweg noch im Rinnstein noch auf der Straße. Das haben zwei Augenzeugen an der Ecke ausgesagt.«
    » Der Schütze befand sich also auf der anderen Straßenseite? Zwischen zwei Autos geduckt?«
    Boxer lächelte. Die Fragestunde war offensichtlich vorbei, aber ich schien richtig geraten zu haben. Er beugte sich zu mir vor. » Ich frage Sie jetzt ganz direkt, und lassen wir für einen Moment die Spielchen beiseite. Wissen Sie, wer Gin Rummy ist?«
    » Nein.«
    » Dann ist unser Treffen hiermit beendet.« Er schob mir seine Visitenkarte zu. Und ich ihm die meine. Dann verließ ich das Polizeirevier.
    21
    Tori, Joel Lightner und ich schlenderten die Arondale Avenue hinunter, während die Sonne hinter den Häusern versank. Letzte Nacht war kein Schnee gefallen, aber es war welcher angekündigt, daher wollte ich meiner Sorgfaltspflicht nachkommen, bevor mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte.
    West Arondale war auf dem besten Weg, die neue Boystown zu werden, und wo immer die schwule Bevölkerung sich niederließ, wurde die Stadt zu einem Mekka für Nachtclubs, Cafés, Galerien und ausgefallenere Boutiquen. Bars warben auf Kreidetafeln für spezielle Tagesmenüs. Im Schaufenster eines Kleiderladens stand eine Puppe in S/M-Lederklamotten.
    In meiner Jugend war die Arondale Avenue westlich der Coulter für uns tabu gewesen. Sie hatte Ähnlichkeit mit dem Rotlichtviertel Amsterdams, nur dass die Frauen nicht hinter Fenstern ausgestellt waren. Die Stripclubs hielten sich dort noch bis in die frühen Neunziger, als die Gentrifizierung begann und die Stadt die Clubs durch die Neuaufteilung in Zonen an den Rand drängte. Damals gab es viele Prozesse, und vermutlich hätte sich James Madison niemals träumen lassen, dass sein geliebter erster Verfassungszusatz Anwendung bei der Frage nach der Legalität von Nackttänzerinnen finden würde.
    » Du weißt echt, wie man einer Frau einen gelungenen Abend bereitet«, sagte Tori zu mir, als wir Block 2700 auf der West Arondale erreichten.
    » Du wolltest wissen, wie es ist, Kriminelle zu verteidigen«, sagte ich. » Jetzt hast du einen Eindruck.«
    Lightner musterte uns beide. » Ist das euer zweites Date?«
    » Es ist kein Date«, erwiderten Tori und ich gleichzeitig.
    » Hey, okay, Entschuldigung.«
    » Bei unserem ersten Date«, sagte ich, » hat Tori mir mitgeteilt, dass sie mich interessant findet, aber auf einer rein nicht-sexuellen Ebene.«
    Joel sagte: » Sie haben einen guten Geschmack, Tori. Abgesehen davon, dass Sie ihn interessant finden.«
    Tori schien den kleinen Schlagabtausch zu genießen. Und Joel war wie üblich ein Musterbild an Feingefühl und Diskretion.
    » Ich hab nie gesagt, mein Interesse wäre ausschließlich nicht-sexuell.«
    » Okay, das klingt schon besser.« Joel rieb sich die Hände.
    » Ich hab nur gesagt, es würde nie zum Sex kommen.«
    » Oh. Ihr wollt also lediglich Freunde sein? So was

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