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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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eigentlich hier? Keiner von Ihnen braucht eine Freundin. Sie beide zusammen geben ein wunderbares zankendes Paar ab.«
    Am nächsten Häuserblock machten wir einen Zwischenstopp in einer Bar, die mit einem Bloody Mary Special warb. Wenn man den Tomatensaft, die Selleriestange und was immer sonst den Wodka verunreinigte außer Acht ließ, klang das prima für mich. Tori entschuldigte sich, ging zur Toilette, und Lightner blickte ihr bewundernd hinterher.
    » Sie gefällt mir«, verkündete er.
    » Was bist du, mein Vater?«
    » Wenn ich dein Vater wäre, würdest du besser aussehen.«
    Gut gekontert. Lightner hob das Scotchglas von der Theke und stieß mich mit dem Ellbogen an.
    » Ich dachte, du machst das nur aus Neugier«, sagte Joel. » Dieser Lorenzo stattet dir einen Besuch ab, wird kurz darauf erschossen, und du willst einfach nur mal den Tatort anschauen. Zumindest hast du das behauptet – ›bin einfach nur neugierig‹.«
    » Stimmt, ich bin ein neugieriger Mensch.«
    » Ja, und dann hast du Tori mitgebracht, und ich bin davon ausgegangen, du willst sie beeindrucken. Warum solltest du sonst ein Dinner mit ihr absagen und stattdessen einen Tatort besichtigen?«
    » Richtig«, sagte ich. » Ich wollte sie beeindrucken.«
    » Blödsinn! Das ist doch kein Zufall, oder?«, fragte Joel. » Zwei Morde mit einer kleinkalibrigen Handfeuerwaffe aus mittlerer Entfernung und beide Male absolute Präzisionsschüsse?«
    Natürlich hatte er recht. Ich hob meinen Stoli, damit Joel sich beim Trinken nicht so allein fühlte.
    » Jetzt muss ich nur noch rausfinden, was das alles zu bedeuten hat«, sagte ich.
    22
    Ich saß in der ersten Reihe des Gerichtssaals, und Richter Bertrand Nash fixierte mich über seine Brille hinweg. Noch bevor er meinen Fall überhaupt aufrief, hatte er mich schon auf dem Kieker.
    » Der Staat gegen Thomas Stoller«, schmetterte der Gerichtsdiener.
    Auch die Staatsanwältin Wendy Kotowski trug eine indignierte Miene zur Schau, als sie sich zu mir ans Pult gesellte. Sie tat das für den Richter. Sie wusste, wie man bei ihm punkten konnte.
    » Mr. Kolarich«, dröhnte der Richter, bevor ich auch nur den Mund öffnen konnte. » Dem Gericht liegen heute zwei Anträge vor, die erheblich vom normalen Prozedere abweichen, das ich von Anwälten verlange. Und das, obwohl Sie schon mehrere Fälle vor mir verhandelt haben, besonders früher als Staatsanwalt. Oder etwa nicht?«
    » Das stimmt, Euer Ehren.«
    » Und wie hoch liegt die Trefferquote von Leuten, die glauben, die Dreißig-Tage-Frist für die Offenlegung von Beweisen gilt nicht für sie?«
    » Sie reicht vermutlich nicht für einen Platz in der Major League.« Ich wusste, dass er ein großer Baseball-Fan war.
    » Vermutlich nicht mal für einen in der Minor League«, sagte er.
    » Euer Ehren …«
    » Mr. Kolarich, habe ich Sie nicht ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich Ihre späte Übernahme des Falls nicht als Entschuldigung gelten lassen werde?«
    Da hatte er wohl recht. Da gab es nichts zu deuteln. » Richter …«
    » Herr Anwalt, hätte Ihr Vorgänger, Mr. Childress, diesen Antrag eingereicht, hätte ich ihn darauf hingewiesen, dass ihr Zeuge, dieser Robert Hilton, bereits vor zwei Monaten aus dem Militär entlassen wurde. Das sind zwei Monate, in denen Mr. Childress ihn hätte aufspüren und Kontakt mit ihm hätte aufnehmen können.« Der Richter beugte sich vor. » Wollen Sie mir jetzt etwa erzählen, Sie verlangen eine Ausnahmeregelung, nur weil Sie spät in den Fall eingestiegen sind?«
    » Nein«, sagte ich. Bei diesem Richter war es am besten, man sagte so wenig wie möglich, bis er mit seiner Tirade zu Ende war. Man hat mir versichert, dass Eltern bei ihren Kleinkindern eine ganz ähnliche Technik anwenden. Irgendwann musste er mich ohnehin meine Registrierung vornehmen lassen, also konnte ich ebenso gut warten, bis er Dampf abgelassen hatte.
    Der Richter wedelte mit der Hand. » Es ist Ihr Antrag, Mr. Kolarich.«
    » Herr Richter, es gab eine anfängliche Serie von Zeugenbefragungen und dann noch eine weitere Serie, die von einem Ermittler meiner Kanzlei durchgeführt wurden. Sobald wir Sergeant Hilton ausfindig gemacht hatten, haben wir ihn kontaktiert. Unmittelbar nachdem wir mit ihm gesprochen hatten, haben wir ihn der Gegenseite als Zeugen benannt. Das geschah innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Zu dem Zeitpunkt waren es noch sechsundzwanzig Tage bis zum Prozess. Also vier Tage zu spät. Ich bitte Euer Ehren, diese vier Tage

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