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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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wollte es wie einen Raubmord aussehen lassen. Der Täter hat die Pistole und die Habseligkeiten des Opfers weggeworfen, und Sie haben sie gefunden.«
    Er bewegte sich nicht. Er beobachtete mich nur.
    » Ich glaube auch nicht, dass Sie damals in diesem Verhörraum den Mord an ihr gestanden haben«, fuhr ich fort. » Sie haben gebeichtet, dass Sie dieses Mädchen in dem Tunnel in Mosul getötet haben. Widersprechen Sie mir, wenn ich falsch liege.«
    Er verharrte mit stoischer Miene, nur seine Wangen färbten sich rot.
    Ich schubste ihn mit aller Kraft, aber er wahrte die Balance. In der nächsten Sekunde packte er meinen rechten Unterarm, drehte ihn mir auf den Rücken und zwang mich zu Boden. In weniger als drei Sekunden hatte mich der Ex-Ranger überwältigt.
    » Nein!«, rief ich, als die Tür aufflog und die Aufseher hereinstürmten. » Es ist in Ordnung! Ich muss das tun!«
    » Alles in Ordnung«, bestätigte Shauna den Wachen. » Wirklich.«
    Das ließ sie für einen Moment innehalten. Wenn die Situation nicht weiter eskalierte, verschaffte uns das vielleicht einen gewissen Spielraum.
    » Ich … kann … mich nicht erinnern«, flüsterte Tom mir heiser ins Ohr.
    Tom ließ meinen Arm los und erhob sich. Die Wachen traten zu ihm und legten ihm Handschellen an. Ich blickte zu ihm auf, und seine erschlaffte Haltung zeigte mir, dass er wieder in seinen üblichen abwesenden Zustand versunken war.
    Doch als sie ihn abführen wollten, leistete er Widerstand, drehte sich zu mir zurück, und seine Lippen öffneten sich. Nichts kam heraus. Ich hob meine Hände in Richtung der Wachen, und sie schienen zu verstehen.
    » Es ist zu spät«, sagte Tom schließlich. Die Wachen drehten ihn zur Tür und schoben ihn hinaus.
    Shauna blickte zu mir. » Hat er gesagt, dass er sich nicht erinnert?«
    Nachdem die Tür zugefallen und mein Klient verschwunden war, sagte ich: » Happy Veterans Day, Tom.«
    24
    » Okay, passt auf, Leute. Lasst alles stehen und liegen, woran ihr im Fall Stoller gerade arbeitet. Wir ändern den Kurs, und uns bleibt nicht viel Zeit. Zwanzig Tage, um genau zu sein.«
    Bradley John, Joel Lightner und Shauna Tasker hatten sich im Konferenzraum um mich versammelt. Es war an der Zeit, die neuen Instruktionen für den Schlusssprint auszugeben.
    » Bradley, ich brauche Präzedenzfälle über die Beweislast der Anklage bei Schuldunfähigkeit und bei mehrgleisigen Verteidigungsstrategien. Ich weiß, irgendwo gibt es solche Fälle und entsprechende Urteile, aber ich brauche die aktuellsten Fälle und ein Memo, aus dem sich notfalls eine Kurzfassung machen lässt.«
    » Ich kümmere mich drum«, sagte Bradley.
    » Joel, du nimmst dir den Hintergrund des Opfers Kathy Rubinkowski vor. Ich studiere noch mal die Polizeiakte, aber die ist ziemlich dürftig. Die Cops hatten gleich in der ersten Nacht ihren Täter, und da es ein verrückter Obdachloser war, brauchte er in ihren Augen wohl kein Motiv. Ich habe nichts über diese Frau. Finde was über sie heraus. Wer hat von Kathy Rubinkowskis Tod profitiert?«
    » Wer arbeitet die Vorladungen aus?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. » Keine Vorladungen. Das soll alles unter dem Radar passieren. Setz deinen Charme und dein gutes Aussehen ein, Shauna«, sagte ich. » Nimm, was immer Bradley über Schuldunfähigkeitsfälle, allgemeine Krankheitshypothesen und Amnesie zutage fördert und mach daraus einen Beweisantrag.«
    » Ich dachte, ich erledige das?«, sagte Bradley.
    » Tut mir leid, aber das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für erste Gehversuche.«
    » Du baust doch nicht wirklich auf zwei widersprüchliche Verteidigungsstrategien«, sagte Shauna.
    » Technisch gesehen sind sie nicht widersprüchlich«, sagte ich. Allerdings klang meine Verteidigungsstrategie tatsächlich ziemlich gewagt. Tom hat sie nicht umgebracht, und wenn er es doch getan hat, dann war er unzurechnungsfähig. Aber womöglich würde es gar nicht so weit kommen. Ich würde abwarten, was die nächsten zwanzig Tage brachten, und bei meiner Strategie zunächst von seiner Unschuld ausgehen. Schlug das fehl, konnte ich mich immer noch auf Schuldunfähigkeit zurückziehen. Es bestand keine Notwendigkeit, das jetzt schon zu entscheiden. Notfalls konnte ich damit warten, bis bei der Verhandlung die Verteidigung an der Reihe war.
    Ich klatschte in die Hände. » Besorgt mir gutes, verwertbares Material, Leute.«
    Alle machten sich an die Arbeit. Es war früher Nachmittag. Den Morgen hatte ich mit

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