Der falsche Mann
andere Firmen«, führte Bradley aus. » LabelTek entwirft Logos und Labels. Ihren Angaben zufolge haben sie ein Label für ein Global-Harvest-Produkt namens Glo-Max entworfen. Irgendein handelsübliches Düngemittel. Jedenfalls hat Global Harvest angeblich ihr Design übernommen und es verwendet, sie aber um die Lizenzgebühren betrogen. Also zogen sie vor Gericht.«
» Der übliche amerikanische Weg.«
» Richtig. Sie verlangten für jeden verkauften Sack Glo-Max rückwirkend eine Lizenzgebühr. Die Forderungen beliefen sich laut Anklage auf über drei Millionen Dollar. Teil der Anklageerhebung war die normale Beweisoffenlegung – schriftliche Anfragen, Forderungen nach Herausgabe von Dokumenten –, der ganz normale Papierkrieg.«
Er deutete auf das Dokument in meinen Händen. Ich wandte mich wieder der Vorderseite zu mit der Überschrift Beweisstück A: Antworten auf die Anfrage zur schriftlichen Erwiderung #2.
» Um was drehte es sich bei dieser schriftlichen Anfrage Nummer zwei?«, fragte ich.
» LabelTek verlangte eine Liste aller Firmen, die Glo-Max-Düngemittel gekauft hatten.«
Ich schaute auf das Papier. Es war die Antwort auf ihre Anfrage. Siebenundvierzig Firmen hatten Glo-Max-Düngemittel gekauft.
» Und jetzt wird’s interessant«, sagte Bradley. Er griff in einen Karton und zog einen dicken Stapel Unterlagen in einem grünen Ordner hervor. Das war ein Teil der Gerichtsakten. Bei abgelegten Fällen hat ein zugelassener Anwalt das Recht, die Gerichtsakten für vierundzwanzig Stunden einzusehen. Aber wehe, man brachte diese Unterlagen in Unordnung oder ein Dokument verschwand, dann wurde der Oberste Gerichtshof ausgesprochen ungemütlich. » Ich habe die Antwort von Global Harvest auf die schriftlichen Anfrage gefunden«, sagte er.
» Die halte ich doch hier in Händen. Ray Rubinkowski hat sie mir gegeben, richtig?«
» Falsch.« Bradley verkniff sich ein Lächeln. Er hatte recht – langsam wurde es interessant.
Er hielt ein umfangreiches Dokument für mich bereit. Er hatte bereits Kopien der Gerichtsakten angefertigt und die Originale in den Ordner zurückgelegt. Es war eine ganze Reihe Erwiderungen von Global Harvest auf die schriftlichen Anfragen von LabelTek. Die erste Seite trug jeweils den Stempel des Urkundsbeamten des Gerichts, wodurch sie juristische Gültigkeit besaßen. Ich blätterte bis zum Ende des Dokuments, wo sich Erwiderung Nummer zwei aufgrund ihrer Länge als Anhang befinden musste.
» Auf dem Erwiderungsentwurf von Kathy Rubinkowski waren siebenundvierzig Namen aufgeführt«, sagte er. » Die Erwiderung in Gerichtsakten enthält aber nur sechs undvierzig.«
Ich überprüfte es rasch, aber die Anwälte von Global Harvest hatten es mir einfach gemacht, indem sie die Liste durchnummeriert hatten. Die Erwiderung listete definitiv nur sechsundvierzig Firmen auf, eine weniger als auf dem Entwurf, den Kathy Rubinkowski an ihren Vater geschickt hatte.
» Und du wirst mir sicher gleich verraten, welche Firma fehlt«, sagte ich.
Bradley nickte. » Ein Unternehmen namens Summerset Farms Incorporated. Nummer achtunddreißig auf dem Entwurf. In der in den Gerichtsakten abgelegten Version taucht sie nicht mehr auf.«
Okay. Möglicherweise brachte uns das weiter, möglicherweise aber auch nicht. Global Harvest hatte sie nicht auf der Liste aufgeführt. Na und?
» Was ist Summerset Farms?«, fragte ich.
» Online ist nicht viel über sie zu finden. Irgendein kleines lokales Unternehmen, das Weizen anbaut, ein Müsli herstellt und Frühstücksflocken vertreibt.«
» Okay. Und das war’s?«
» Nicht ganz.« Er schüttelte entschlossen den Kopf, voller Stolz auf seine Entdeckung. Dann schob er mir ein weiteres Dokument zu. » Hier ist eine Vorladung unter Strafandrohung von LabelTek an Summerset Farms.«
Ich überflog das Papier. Es war eine Vorladung duces tecum, also waren lediglich Dokumente verlangt worden und kein persönliches Erscheinen. Gefordert wurden » Kopien sämtlicher Verträge, Rechnungen, Lieferscheine, Briefwechsel in Zusammenhang mit dem Erwerb von Glo-Max 2.0 von Global Harvest International, einer ihrer Tochtergesellschaften oder Vertretern«. Außerdem wollte man den Namen der Person wissen, die bei Summerset Farms » die umfassendste Kenntnis aller mit Glo-Max in Zusammenhang stehenden Transaktionen hatte«.
Jede Menge juristisches Kauderwelsch, trotzdem war klar, woher der Wind wehte. » Irgendwie«, sagte ich«, » wussten die LabelTek-Anwälte von
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