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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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den Mann, der wegen Mordes an Kathy Rubinkowski angeklagt ist.«
    » Das haben Sie mir bereits am Telefon erzählt.«
    » Wir haben ein paar Fragen über Kathy Rubinkowskis Tod.«
    » Auch das haben Sie bereits am Telefon erwähnt. Wollen Sie mir nicht was Neues erzählen?«
    Ich fixierte ihn. Okay, Arschloch. Hier kommt was Neues. » Kathy Rubinkowski hat an einer Klage gearbeitet, die LabelTek Industries gegen Ihren Mandanten Global Harvest International Inc. eingereicht hat. Wir würden gerne wissen, ob Kathy Ihnen gegenüber je gewisse Bedenken über diesen Fall geäußert hat.«
    McCabe musterte mich lange. Dann sagte er: » Ich dachte, Sie räumen ein, dass Ihr Mandant Kathy erschossen hat. Ich dachte, es geht hier lediglich um Schuldunfähigkeit.«
    » Wir überprüfen verschiedene Optionen«, erwiderte ich.
    » Verstehe.« Er trommelte mit den Fingern auf den Konferenztisch. » Meine Antwort lautet: Selbst wenn sie mir gegenüber Bedenken geäußert haben sollte, würde ich Ihnen nichts davon erzählen.«
    Dieselbe Antwort hätte ich auch gegeben. Vermutlich war es die einzige, die er geben durfte.
    » Dieser Fall wurde beigelegt«, sagte ich. » Kaum sechs Monate nach Anklageerhebung, noch vor der Zeugenbenennung, direkt nach Neujahr.«
    McCabe breitete die Hände aus. » Irgendein ein Problem damit?«
    » Die Frage ist: warum«, sagte ich.
    » Sie werden doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich Ihnen offenbare, warum mein Klient einem Vergleich zugestimmt hat.«
    » Wenn er ein Drittel der geforderten Summe gezahlt hätte, dann nicht. Oder die Hälfte. Oder vielleicht sogar achtzig Prozent. Aber hundertdreißig Prozent? Plus Anwaltskosten? Global Harvest hat LabelTek alle Forderungen erfüllt und noch einiges darüber hinaus.«
    McCabe durchbohrte mich mit seinem Blick. Er war der leitende Anwalt bei diesem Rechtsstreit gewesen. Im besten Fall bedeuteten meine Einwände, dass er schlechte Arbeit für seinen Mandanten geleistet hatte. Aber wir wussten beide, dass ich auf etwas anderes anspielte – nämlich, dass er klein beigegeben hatte, weil sein Prozessgegner irgendeiner zwielichtigen Geschichte auf die Spur gekommen war und man ihn mit einer stattlichen Abfindung hatte loswerden wollen.
    » Da Sie so viel über diesen Fall zu wissen scheinen«, sagte er, » und weil es ohnehin in den öffentlichen Akten steht, will ich Sie daran erinnern, dass LabelTek den entstandenen Schaden auf drei Millionen Dollar geschätzt hat. Es hat sich aber herausgestellt, dass er in Wahrheit viel höher ist.«
    » Ich bitte Sie, Herr Anwalt. Wir sind doch beide nicht blöd.«
    McCabe kanalisierte seinen Ärger in ein gezwungenes Lächeln. Das tue ich manchmal auch. » Sonst noch was, Mr. Kolarich?«
    » Mochten Sie Kathy Rubinkowski?«
    » Natürlich. Alle hier mochten sie. Wir waren erschüttert über die Nachricht.«
    » Dann würde man doch erwarten, dass Sie ihren Mörder gerne vor Gericht sehen würden.«
    » Natürlich möchte ich das. Aber ich werde nicht meine anwaltliche Schweigepflicht brechen, nur damit Sie anschließend wild drauflos spekulieren können.«
    Ich nickte und dachte kurz nach. McCabe begann sich aus dem Sessel zu hieven.
    » Wissen Sie irgendwas über Summerset Farms?«, fragte ich.
    Er ließ sich zurückfallen und blickte aus dem Fenster. » Summerset …«
    » Die Firma, die kurz vor dem Vergleich eine Vorladung erhielt, Bruce. Am gleichen Tag wurde übrigens auch eine Vorladung an das Landwirtschaftsministerium geschickt. Haben Sie nie von Summerset gehört?«
    » Ich … kann mich nicht daran erinnern … je von Summerset gehört zu haben.«
    » Das ist merkwürdig«, erwiderte ich. » Denn Sie sind ihr Anwalt.«
    Es ist schwer, ein Pokerface zu bewahren, wenn man einen solchen Treffer kassiert hat. McCabe war nicht sehr gut darin. Sonst hätte er sich auf verschiedene Arten rausreden können. Er hätte zum Beispiel sagen können, ja, natürlich sei er der Anwalt von Summerset, er könne sich nur nicht an die Vorladung erinnern.
    Bradley John hatte gestern die Verbindung hergestellt. Summerset Farms war wie jede Firma in diesem Bundesstaat dazu verpflichtet, einen Verantwortlichen für die Zustellung von Gerichtsurkunden zu benennen. Und sie hatten Bruce McCabe gewählt. Was merkwürdig war. Denn normalerweise entschied man sich in solchen Fällen für jemanden aus dem Vorstand oder irgendeinen leitenden Angestellten. Summerset hatte einen Anwalt von außen benannt. Ein weiteres Rätsel, auf das

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