Der falsche Mann
Verdächtigungen um sich. Mr. Manning war mehr als großzügig mit seiner Zeit.«
» Ja, das war er.« Kolarich nickte Manning zu. » Machen Sie einfach den Anruf, Mr. Manning.«
» Sie sollten jetzt gehen«, sagte McCabe.
Ohne den Blick von Manning zu wenden, winkte Kolarich in McCabes Richtung. » Setzen Sie sich, Bruce. Machen Sie nicht so ein Theater. Ich bin gleich fertig.«
McCabe schaute zu seinem Mandanten. Manning nickte ihm zu. McCabe ließ sich in den Stuhl zurückplumpsen.
» Kennen Sie jemanden namens Lorenzo Fowler?«, fragte Kolarich.
Manning verneinte.
» Wie steht es um jemanden mit dem Spitznamen Gin Rummy?«
Manning kicherte. » Nein, hatte nie das Vergnügen.«
» Paul Capparelli?«
Mannings Miene gefror. » Paul Cap… der Mafioso?«
» Genau der. Kennen Sie ihn, Mr. Manning?«
» Natürlich nicht.« Manning rückte sich in seinem Sessel zurecht und verschränkte die Beine andersherum. Sofort wurde ihm klar, dass er damit seine Beunruhigung verraten hatte. Ein Fehler seinerseits.
Es war eindeutig, worauf das Ganze hinauslief. Kolarich wusste offensichtlich, dass sich hinter dem Mord an dieser Kathy Dingsbums mehr verbarg, als es zunächst den Anschein hatte. Er hatte – Gott allein wusste, wie – von der LabelTek-Klage erfahren, und die entsprechenden schriftlichen Anfragen dazu waren im Gerichtsarchiv für jeden einsehbar. Und jetzt nahm dieser Kolarich Manning direkt unter die Lupe und überlegte, ob er jemanden angeheuert hatte, um die Anwaltsgehilfin zum Schweigen zu bringen. Aber dass er sogar schon über Paul Capparelli im Bild war?
Dieser Anwalt wusste mehr, als Manning es sich je hätte träumen lassen.
» Greifen Sie zum Telefon und lassen Sie die Verkaufsunterlagen hierher faxen«, sagte Kolarich. » Die Verkäufe von Glo-Max 2.0 an Summerset Farms. Tun Sie’s, und ich gehe.«
Kolarich war clever. Er versuchte, Manning in die Ecke zu drängen. Zwar war diesen Dokumenten nicht wirklich viel zu entnehmen, sofern man nicht genau wusste, wonach man suchen musste. Doch wenn er jetzt nachgab, zeigte er Furcht, und das wäre für Kolarich möglicherweise verräterischer als die Unterlagen selbst.
McCabe schwieg, vermutlich weil er sich über die Absichten seines Mandanten im Unklaren war. Das hier war Mannings Auftritt, und er musste klar und widerspruchsfrei argumentieren.
Manning schüttelte amüsiert den Kopf. » Mr. Kolarich, so sehr ich unsere Unterhaltung genieße und so gerne ich jeder Ihrer Vorladungen Folge leisten werde, so wenig lasse ich mir von einem dahergelaufenen Anwalt vorschreiben, wen ich wann anrufe. So läuft das nicht, mein Sohn. Das werden Sie sicher verstehen.«
» Klar verstehe ich das«, erwiderte Kolarich mit falscher Freundlichkeit. » Übrigens, Mr. Manning. Mein Mandant wird beschuldigt, eine Anwaltsgehilfin aus Mr. McCabes Kanzlei getötet zu haben. Mein Mandant ist ein Armeeveteran, der sein Leben für dieses Land aufs Spiel gesetzt hat. Das hat ihn seelisch zerstört, und es geht ihm beschissener, als wir beide uns das vorstellen können. Darüber hinaus legt man ihm auch noch ein Verbrechen zur Last, das er nicht begangen hat. Irgendjemand hat diesem armen Kerl einen Mord in die Schuhe geschoben, und wer immer es war, er wird in der H ölle schmoren. Glauben Sie an Gott, Mr. Manning?«
» Kommen Sie mir nicht mit Gott«, fauchte Manning. » Und kommen Sie mir nicht mit der Hölle.«
» Wie Sie meinen. Ich gehe jetzt.« Kolarich erhob sich und nickte McCabe zu. » Aber Sie sind mich damit noch nicht los, Randy.«
Kolarich verließ den Raum. Manning blickte zu McCabe hinüber, dessen Gesicht etwas an Farbe eingebüßt zu haben schien.
» Wann beginnt dieser Prozess?«, fragte er.
» Am ersten Dezember«, antwortete McCabe. » Ein paar Tage nach dem Thanksgiving-Wochenende. Ein Mittwoch.«
» Wann wird er mich in den Zeugenstand rufen?«
McCabe schüttelte den Kopf. Er wusste es nicht. » Die Auswahl der Jury wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Dann wird zunächst die Anklage ihren Fall darstellen. Vermutlich wird die Juryauswahl einige Tage dauern. Möglicherweise beginnen die Eröffnungsplädoyers erst am darauffolgenden Montag, also am …«
» … sechsten Dezember«, sagte Manning. Diesen Teil des Kalenders kannte er auswendig. Seit achtzehn Monaten war er auf einen einzigen Tag fixiert: Dienstag, den 7. Dezember. Der Tag, der in den Vereinigten Staaten offiziell als Pearl Harbor Day bezeichnet wurde.
» Mit einem Wort, die
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