Der falsche Mörder
an.
Aber wie? Wenn beide Hände im Einsatz sind?
Ich fasse eine Eilentscheidung. Durchbohre Matti mit meinem Blick.
»Mach’s Maul auf!«, sage ich. Im Befehlston.
Er gehorcht.
Ich schiebe den spitzen Gipfel des Eiffelturms fast bis hinunter in seinen Rachen. Beuge mich über ihn. Sage mit drohender Stimme:
»Wenn du irgendwelche Tricks versuchst, ramme ich dir dieses Leckerli bis ins Gehirn!«
Matti erfasst die Botschaft. Die Angst kehrt in seine Augen zurück.
Ich löse meinen Griff von seinem Gehänge. Allerdings nur allmählich.
Höre, wie Matti erleichtert aufatmet.
Angele mein Handy aus der Jackentasche meiner Lederjacke. Drücke auf die Taste.
»1st was passiert?«, fragt Harpa atemlos.
»Jetzt ist wieder alles in Ordnung.«
»Ich habe mir solche Sorgen gemacht …«
Das macht nichts. Immer gut für die Gehirnzellen, sich Sorgen zu machen, wenn sie sich in angemessenem Rahmen halten. Und für das Herz auch.
»… und habe mir schon vorgestellt …«
»Wo bist du?«, falle ich ihr ins Wort.
»In Mosfellsbaer.«
»Auf dem Motorrad?«
»Ja.«
»Ich habe momentan von Matti die Nase voll«, sage ich. »Kannst du mich nicht abholen?«
»Ist gut.«
»Ruf mich wieder an, sobald du hier am Haus bist.«
Ich lege das Handy auf dem Sofa ab. Denke über den nächsten Schritt nach.
»Auf den Bauch mit dir!«
Matti dreht sich anstandslos. Zuerst auf die Seite. Dann auf den Bauch. Schluckt immer wieder, sobald er die Skulptur aus dem Mund losgeworden ist.
»Arme zur Seite! Beine auseinander!«
Noch gehorcht er mir.
Ich setze mich rittlings auf seinen Rücken. Klemme die Beine zusammen.
»Denk dran, dass ich immer noch die Skulptur habe«, sage ich. »Wenn du dich bewegst, ramm ich sie dir ins Genick.«
»Ich bin auch nicht mehr tapfer«, murmelt er.
Ich recke mich nach der Fernbedienung. Hole die Kassette mit den vermummten Vandalen aus dem Videogerät. Nehme sie an mich. Hole mir ebenso das Vergewaltigungsvideo, das ich auch mitnehmen möchte.
Warte dann auf die Fortsetzung.
Man kann das Motorrad hören, als Harpa sich dem Ferienhaus nähert.
Kurz darauf ruft sie wieder an.
»Ich komme sofort!«, rufe ich ins Handy. Stecke es in die Tasche.
Wende mich dann wieder Matti zu.
»Bleibst du hier von selber ruhig liegen, bis ich weg bin? Oder muss ich dir eins über den Schädel ziehen?«
»Dieses Mal werde ich nicht gegen den Wind anpusten«, antwortet er.
Ich stehe auf. Mit den Videos in der einen Hand. Und der Skulptur in der anderen.
Gehe zügig rückwärts zur Wendeltreppe. Lasse Matti nicht einen Moment aus den Augen.
Er liegt bewegungslos auf dem Fußboden. Guckt mich mit hasserfülltem Blick an.
» Bye, bye! « , rufe ich.
Mache das Licht im Keller aus. Sprinte die Kellertreppe hoch.
Knalle die Klappe wieder zu. Ziehe den Fusselteppich darüber.
Werfe die Skulptur irgendwohin.
Knipse das Licht im Arbeitszimmer aus, bevor ich auf den Flur stürme.
Eile aus dem Haus.
Harpa wartet auf dem tiefschwarzen Motorrad auf mich. Mit der kräftigen Maschine im Leerlauf. Sie setzt den Helm wieder auf.
Ich hebe den Rock so weit an, dass ich mich hinter sie aufs Motorrad setzen kann. Schmiege mich dicht an sie an. Lege meine Arme fest um ihre Taille.
»Hoppe, hoppe, Reiter!«, rufe ich. » My black beauty! «
Wir brausen auf dem Motorrad los.
Ich fühle mich, als ob ich auf einem eleganten Zauberpferd durch die Abenddämmerung schweben würde.
Königin für einen Moment.
30. KAPITEL
I ch bin total durchgefroren.
Die Lederjacke und meine dünne Bluse sind kein Schutz gegen den beißenden Wind. Die ungemütliche Brise zieht mir durch Mark und Bein.
Sobald Harpa das Motorrad vor meinem roten Reihenhaus angehalten hat, springe ich ab, taste nach meinem Hausschlüssel, öffne die Tür und eile hinein.
»Schließ die Tür ab!«, rufe ich über meine Schulter, während ich die Treppe hochsteige.
Ich möchte sofort in die Badewanne, um mich aufzuwärmen. In ein kochend heißes Bad.
Schmeiße die Lederjacke auf den Stuhl in der Ecke. Der Rock landet an derselben Stelle. Die Bluse auch.
Vor Kälte zitternd teste ich das Wasser in der Wanne.
Scheiße! Da kann man sich ja dran verbrennen!
Ich muss es herunterkühlen. Ein wenig. Habe nichts davon, wenn ich mir statt einer Lungenentzündung Verbrennungen hole.
Fühle schnell noch mal. Dieses Mal mit den Zehen.
Das Badewasser ist immer noch wahnsinnig heiß. Die Hitze beißt mich in den Fuß.
Es tut weh. Ist aber noch erträglich.
Ich
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