Der falsche Prophet
bleiben, bis das Bordgericht zusammentreten kann.«
Das Mädchen zuckte die Schultern und erhob sich.
»Ich glaube, wir haben etwas übersehen«, meldete sich McCoy. »Captain, ich denke, wir können diese Sache sehr schnell klären ... Mr. Mbenga, bitte, gehen Sie ins Lazarett und holen Sie mir eine Spray-Hypo von 200 Milligramm Neo-Chlorprothixen.«
»Was ist denn das?« fragte Kirk, als Mbenga gegangen war.
»Ich habe in den letzten Wochen mit Sara zusammengearbeitet, aber seit sie ihren Dopp erhielt, ist sie nicht mehr so wie früher. Ich hielt die Wirkung erst für unbedeutend, aber ihr Verhalten während der letzten halben Stunde verrät doch eine entscheidende Veränderung. Hier muß eine psychische Verzerrung vorliegen. Ich werde ihr also einen schnellwirkenden Tranquilizer verpassen, der zeitweise die Aktion des Mittelhirns ausschaltet. Ist Sara erst wieder so kühl und besonnen wie früher, so wird sie auch in der Lage sein, uns zu berichten, was geschehen ist.«
Gleich darauf kehrte Mbenga mit dem Spray zurück und Fähnrich George versuchte, an ihm vorbei den Raum zu verlassen. Doch Kirk packte sie und hielt sie fest, so daß McCoy ihr die Spritze an den Arm setzen konnte. Gleich darauf brach sie zusammen.
»Setz sie auf den Stuhl«, bat McCoy. »Sie ist nicht bewußtlos, aber selbst auf den Beinen halten kann sie sich auch nicht.«
Da veränderte sich das Gesicht des Mädchens auffällig. Die Miene mürrischer Abwehr verschwand, und ihre Züge wurden zur ausdruckslosen Maske.
»Na gut, Sara«, sagte McCoy. »Wie ist es also passiert?«
Ihre Stimme war fast so tonlos wie die des Computers. »Meine Arbeit war immer mein Leben. Ich ließ mich niemals auf emotionelle Beziehungen ein, weil ich sie für unproduktiv und zerstörerisch hielt. Alles änderte sich jedoch, als ich Mr. Spock kennenlernte. Ich fand ihn sonderbar anziehend, und seine Männlichkeit wurde mir bewußt. Das war mir noch nie passiert, aber ich war entschlossen, meine Arbeit nicht durch dieses Gefühl stören zu lassen.
Als ich mit den Eingeborenenprofilen zurückkam und sie durchging, fand ich eines, das ganz anders war als ich, und ich wurde neugierig. Wie würde es sein, so zu fühlen wie diese Person? Einmal im Leben gab ich der Versuchung nach und handelte impulsiv. Ich stellte also mein Telescanglied auf dieses Profil ein und ließ es mir einsetzen. Da ich an dem Experiment ja entscheidend beteiligt war, kam niemand auf die Idee, es nachzuprüfen. Dr. McCoy und die anderen dachten, ich hielte mich an die normale Prozedur.
Als die Verbindung hergestellt war, wußte ich, daß ich einen entsetzlichen Fehler gemacht hatte. Mich beherrschten emotionale Kräfte, die ich nicht zu kontrollieren vermochte. Es war aber schon zu spät, etwas zu ändern. Ich haßte mich selbst dafür, haßte diese Gefühle, konnte gegen sie aber nicht an.«
»Und warum nicht?« fragte McCoy leise.
»Weil ich so lange meine eigenen Gefühle unterdrückt hatte und sie nur verleugnete. Als die Gefühle meines Dopps auf mich einstürmten, war ich ihnen hilflos ausgeliefert. Ich hielt Lieutenant Chapel für unlogisch, als ich von ihren Gefühlen für Spock erfuhr. Wie konnte eine gescheite Person wie sie, die einen Doktor der Bioforschung und Medizin hat und Offizier der Sternenflotte ist, sich einer solchen Verliebtheit ausliefern? Aber ich habe, genau wie Spock, meine Menschlichkeit verleugnet. Anders als er bin ich jedoch rein menschlicher Abkunft, und als Mensch bin ich ein Sexwesen. Ebenso wie Spock wurde ich zu meinem Dopp. Wenn Sie das Profil überprüfen, verstehen Sie, was ich meine.«
McCoy gab die nötigen Anweisungen, und als das Profil auf dem Schirm erschien, pfiff er leise vor Staunen. »Guter Gott, Jim!« rief er. »Schau dir das mal an!«
»Ich kann doch dieses Gekrakel nicht deuten, Bones das weißt du doch. Was soll es bedeuten?«
»Daß Sara sich in eine laufende Sexmaschine verschlüsselt hat, die ebenso wenig Hemmungen hat wie ein grünes Sklavenmädchen vom Orion, nämlich keine! Dieses Profil hat nur ein Streben – jeden augenblicklichen Wunsch sofort erfüllt zu bekommen.«
»Sara, was wissen Sie über diese Person?«
»Nicht viel. Als ich die Profile sammelte, versuchte ich möglichst viele verschiedene zu bekommen. Sie erschien mir ihrer Schönheit wegen als gute Kandidatin, und außerdem hatte sie eine Aura sexueller Anziehung um sich. Alle Männer sahen ihr nach, als sie über den Platz ging. Sie gehörte den unteren
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