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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nächste Gruppe zu warten. Was meinst du, ist der Zeitverlust die zusätzliche Ausrüstung wert?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, stimmt Dschingis mir zu.
    »Hurra!« Pat springt aus einem Trichter und schwingt eine kugelsichere Weste. »Genau meine Größe! Dann mal auf in den Kampf!«
    Deshalb mag ich Kinder: Sie sind so spontan.
    Nun beginne auch ich mit den Ausgrabungen. Als Erstes finde ich eine kugelsichere Weste – die jedoch zerfetzt ist. Dann einen Raketenwerfer – aber einen ungeladenen. Ich habe heute kein Glück …
    »Leonid«, ruft mir Bastard warnend zu.
    Ich fahre herum und reiße den Raketenwerfer hoch. Einen Schuss habe ich noch, das ist nicht viel, aber immerhin besser als gar nichts.
    So viel zum Thema Zeitverlust.
    Drei Gestalten tauchen aus dem Wald auf. Ein junger, hochgewachsener Typ und zwei Frauen, genauer gesagt Teenies. Der Mann erweckt kein Misstrauen, aber die beiden Mädchen wirken nicht unbedingt wie Menschen: Die Augen sind zu groß, die Ohren zu lang und spitz, und unter ihren Helmen quillt eine viel zu golden funkelnde Haarmähne hervor.
    Das alles ist jedoch zweitrangig. Worauf es ankommt, sind die Raketenwerfer, mit denen die drei bewaffnet sind und die sie auf uns richten.
    »Habt ihr nicht behauptet, ihr würdet den Waffenstillstand achten?«, fragt der Typ süffisant.
    Die nächsten Sekunden mustern wir uns gegenseitig. Wenn eine Gruppe anfangen würde zu schießen, käme das kollektivem Selbstmord gleich.
    »Wer bist du?«, will Dschingis wissen.
    »Ein Freund der Elfinnen«, informiert uns der Mann mit einem Blick auf seine beiden Begleiterinnen. In was für Zeiten leben wir eigentlich? Früher hätte ein Liebhaber von Rollenspielen im Traum nicht daran gedacht, einen Fuß ins Labyrinth des Todes zu setzen …
    »Wir haben dringend Waffen gebraucht«, erklärt Dschingis ganz offen. »Das war der Grund für den Beschuss.«
    »Hier brauchen alle dringend Waffen«, erwidert der Mann. »Waffen, Rüstung, Munition …«
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerke ich, wie Bastards Hand zur Pistole wandert. Ich schüttle den Kopf. Aus diesem Schlamassel mussten wir anders rauskommen. Ganz anders.
    »Dann wären wir uns in dem Punkt ja einig«, erklärt Dschingis ungerührt. »Lasst uns also zum nächsten Punkt übergehen. Verkauft ihr uns Munition?«
    »Bitte?!«, stößt der Mann konsterniert aus, während sich die Elfinnen bloß verwirrt ansehen.
    »Ich möchte euch einen Teil eurer Ausrüstung abkaufen. Für echtes, reales Geld. Zehn Dollar pro Rakete. Hundert für einen Raketenwerfer.«
    Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf. Garantiert hat es dergleichen in der Geschichte des Labyrinths noch nie gegeben: dass jemand echtes Geld für eine gezeichnete Waffe hinblättert.
    »Kommst du direkt aus der Klapse?«, fragt der Freund der Elfinnen.
    »Nein. Direkt aus der Geschäftswelt.«
    »Trotzdem tickst du nicht mehr ganz richtig! Also … für eine Rakete verlange ich fünfzehn Dollar, für einen Raketenwerfer zweihundert.«
    »Da ist ja ein echter billiger!«, brüllt Bastard.
    »Und? Brauchst du denn einen echten?«, kontert der Mann. »Um hier, in einer gezeichneten Welt, herumzuballern?«
    »Abgemacht«, interveniert Dschingis. »Ich nehme einen Raketenwerfer und zwanzig Raketen. Wir beide verlassen kurz das Labyrinth, damit ich dir das Geld überweise. Dann kommen wir sofort zurück und trennen uns als zufriedene Männer.«
    Obwohl sich Bastard und Pat weit mehr Sorgen um Dschingis’ Geld als dieser selbst machen, mischen sie sich nicht in die Verhandlungen ein. Maniac fasst sich bloß an den Kopf, setzt sich an den Rand eines Einschusslochs und kehrt uns den Rücken zu: Es übersteigt seine Kräfte, Zeuge dieses Deals zu werden.
    Deshalb mag ich unsere Geschäftsleute: Sie sind so pragmatisch.

01
    Im neunten Level begreifen wir, dass wir allmählich Schluss machen sollten.
    Das siebte Level hat uns eine erste Bewährungsprobe abverlangt. In ihm ist sogar unser Glückspilz Maniac ermordet worden, in ihm haben etwa fünfzig Monster unterschiedlicher Provenienz – darunter ein Erdwurm – eine brillant koordinierte Attacke gegen uns gefahren. Der Erdwurm ist mit überraschender Behändigkeit sowohl über Bastard, den für zweihundert Dollar erworbenen Raketenwerfer und auch jenen Granitfelsen hergefallen, hinter dem der Hacker sich in Sicherheit gebracht hatte.
    Zu dem Zeitpunkt waren wir jedoch noch frisch genug, um den Angriff zurückzuschlagen. Danach haben

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