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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Verteidigung.
    Wir könnten dem Imperator nichts entgegensetzen. Entweder die andere Gruppe tötet ihn – oder er vernichtet unsere Deckung. Aber wir sind ja auch nicht hier, um gegen einen computergenerierten Feind zu kämpfen. Unser Feind ist höchst real, unser Ziel ebenso. Maniac, Bastard und Zuko wissen genau, dass sie sterben werden.
    »Zum Thronsaal«, keucht Crazy. »Wir müssen den Thron vernichten … das gehört nicht zum Spiel, deshalb würde das nie jemand machen … Dafür brauchen wir mindestens fünf Raketen …«
    Dschingis signalisiert uns bereits, dass die Luft rein ist.
    Der Imperator beendet gerade seinen Kampf gegen die andere Mannschaft.
    Auf einen markerschütternden Schrei hin drehe ich mich im Laufen um. Der Imperator mordet die Spieler mit bloßen Händen. Er schnappt sie sich einfach, schüttelt sie und wirft leblose Puppen mit gebrochenen Knochen zu Boden. Gerade erledigt er das Mädchen.
    Nur gut, dass der Loser vor zwei Jahren, als ich ihn aus dem Labyrinth herausgeschleust habe, nie das Ende des Spiels erlebt hat. Wer auch immer er gewesen sein mag – es ist besser, wenn er unsere Spiele nicht sieht.
    Dabei sind wir im Grunde gar nicht so schlecht. Wir haben nur dämliche Spiele.
    In dieser Sekunde eröffnet Bastard das Feuer.
    Was ihn dazu veranlasst hat, weiß ich nicht. Wir haben ausgemacht, dass sie warten sollen, bis der Imperator mit allen Spielern aus dem anderen Team fertig ist. Trotzdem springt Bastard jetzt hoch und fängt an zu schießen – aus einer lächerlichen Pistole, mit der du nicht mal ein normales Monster auf Anhieb ausschaltest.
    Der Imperator dreht sich um und wirkt irgendwie fassungslos. Es kommt zu einer Lichtexplosion, seine Augen scheinen auf wie blendende Projektoren.
    Und das war bestimmt noch nicht das letzte Ass, das er aus dem Ärmel gezogen hat.
    Schade, dass Bastard diesen Auftritt in keiner Weise würdigen kann.
    Der Hacker ist im Nu verkohlt. Rund eine Sekunde hält er sich noch auf den Beinen, dann trägt eine Windbö seine Aschewolke davon.
    Was für ein schneller, eindrucksvoller und völlig absurder Tod.
    Dabei bin ich mir aus irgendeinem Grund sicher gewesen, Bastard würde uns alle überleben!
    Jetzt haben auch wir den Palasteingang erreicht. Pat will sich nach den anderen umdrehen, doch ich stoße ihn mit einem ordentlichen Schubs hinein. Das ist kein Anblick für ihn.
    Maniac und Zuko stehen inzwischen auch in Flammen, die noch übrigen Spieler des anderen Teams ebenso. Täusche ich mich oder sind die Bewegungen des Imperators nun etwas langsamer?
    Nike und Crazy schlüpfen Pat hinterher in den Palast. Ich nicke Dschingis zu. »Los, rein!«
    »Ich bleibe hier!«
    »Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?!«
    »Das ist ein Spiel!«, brüllt Dschingis mich an. »Wach auf, Diver! Such den Eingang zum Tempel! Das hier ist doch bloß ein Spiel! Fun! Los, geh, ich verschaff euch noch mal zehn Sekunden!«
    Ich klopfe ihm auf die Schulter und husche in den Palast.
    Er hat recht. Und ich Idiot habe viel zu lange irgendwelche Spielchen gespielt.
    Der lange Gang ist lausig kalt. An den Wänden ziehen sich Flachreliefs dahin, die irgendwelche Wappen darstellen. Meine Freunde warten schon ungeduldig auf mich.
    »Weißt du, wo der Thronsaal ist?«, frage ich Crazy. Der nickt nur, und wir stürmen weiter.
    »Die anderen werden dem Imperator schon einheizen!«, bringt Pat ohne sonderlich große Überzeugung heraus. Er hält den Raketenwerfer im Anschlag, als erwarte er, jeden Augenblick in einen Hinterhalt zu geraten. Die Mühe könnte er sich sparen. Crazy hat uns versichert, im Palast wäre niemand. »Bastard hat mir gesteckt, dass alle Monster eine Schwachstelle haben. Er würde auch wissen, wo …«
    Der Gang mündet in einen runden Saal. Dick tastet die Wand ab und drückt einen unscheinbaren Knopf. Erst da begreife ich, dass es sich bei diesem Raum um einen Fahrstuhl handelt.
    Wir werden langsam und feierlich nach oben getragen.
    »Vielleicht sollte man nicht gleich auf den Imperator schießen? «, wende ich mich nach Atem ringend an Dick. »Vielleicht sollte man erst einmal über Frieden und Freundschaft mit ihm reden, versuchen, ihn von diesen Werten zu überzeugen …«
    Crazy lächelt müde. Er ist viel zu blass. Außerdem fasst er sich immer wieder an die linke Brust. »Mit dem Imperator kannst du nicht reden. Er würde nichts von alldem verstehen. Diese Möglichkeit ist ihm nicht eingespeist, bei ihm handelt es sich um ein reines

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