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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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mit einem Plakat Suche Romkas Freunde durch Deeptown ziehen?
    Und welchen Romka überhaupt?
    In der Tiefe kann er unter allen möglichen Namen bekannt gewesen sein.
    Nein, das bringt mich erst recht nicht weiter.
    Die Daten müssen irgendwo sein. Und sie tragen das Geheimnis von Romkas Tod in sich. Denn sie sind der Grund dafür, dass jemand nicht gezögert hat, Romka in der realen Welt zu töten.
    Aber ich werde wohl nie erfahren, wer sie gerade in Händen hält.
    Damit sollte ich mich abfinden.
    Dann versuchen wir’s eben anders. Wenn ich die Daten nicht finden und folglich auch nicht noch mal klauen kann, wo kann ich dann ansetzen?
    Da wäre zum Beispiel dieser Diver.
    Dieser Dark Diver, der den Hack in Auftrag gegeben hat und selbst heute, wo wir alle in die Röhre gucken, noch als Diver arbeitet.
    Er kennt zumindest einen Teil der Wahrheit über New boundaries . Und er trägt einen Teil der Verantwortung für Romkas Tod.
    Es besteht die schwache Hoffnung, dass Bastard ihn aufspürt. Aber was, wenn nicht?
    Oder er spürt ihn auf – beißt sich jedoch die Zähne an dem Diver aus?
    Ich hole meinen Pager heraus und rufe ein codiertes Adressbuch auf. Es ist nicht sehr umfangreich, sechs Einträge bloß. Diver rücken nicht gern mit ihren Adressen raus. Nicht mal unter sich.
    Jeder von ihnen kriegt nur ein einziges Wort.
    Cito.
    Ich weiß nicht, ob sie ihre Pager noch checken. Meinen habe ich fast zwei Jahre nicht benutzt. Vielleicht habe ich in dieser Zeit ja auch mehr als einmal diesen Notruf erhalten.
    Doch selbst wenn sie die Nachricht lesen, wer würde dann auf die Aufforderung reagieren? Auf das kurze lateinische Wort, das manchmal auf Rezepten steht.
    Cito.
    Und es ist wirklich dringend, das weiß ich. Obwohl ich keine Beweise habe, nichts, außer meinem siebten Sinn, außer meinem Gefühl, dass es nicht mehr lange dauert, bis der Himmel über Deeptown zusammenstürzt.
    »Da wären wir, Die drei kleinen Schweinchen .«
    Ich bezahle. Ich bin knapp bei Kasse. Zu HLD käme ich mittlerweile so gewaltig zu spät, dass ich keinen Zweifel daran habe: Die haben mich längst vor die Tür gesetzt. In der Tiefe fackelt man da nicht lange.
    Ich muss mich wohl doch mal mit Maniac wegen eines Jobs in Verbindung setzen. Oder Zuko, den abgefahrensten Spezialisten für Sicherheitssoftware, den ich kenne, darauf ansprechen.
    Aber das hat Zeit. Erst mal muss ich unter uns Divern jemanden finden, der mich zum Dark Diver bringt.
    Vor dem Restauranteingang verlangsame ich den Schritt. Holz, Stein oder Schilf?
    Alea iacta est, die Würfel sind gefallen. Stein.
    Heute gibt’s europäische Küche.
     
    Neben dem Eingang klebt ein Plakat an der Hauswand. Mit bewusst eiligen, krakeligen Buchstaben steht da: Heute tschechische Küche .
    Soll mir nur recht sein.
    Ich werfe einen Blick in Richtung Bartresen. Manchmal steht Andrej, der Chef des Restaurants, selbst dahinter, normalerweise ersetzt ihn aber ein Barkeeper-Programm.
    Mal sehen, ob ich Glück habe.
    Ich gehe näher.
    »Hallo, ich bin’s, Leonid.«
    Andrej hebt den Kopf und mustert mich, schließlich grinst er über beide Backen.
    Sofort hebt sich meine Laune.
    In der letzten Zeit bin ich nicht oft hergekommen, und die letzten zwei Jahre immer inkognito. Ich hatte keine Lust, mir Fragen anzuhören, ich konnte auf Trost und Mitleid verzichten.
    »Ljonka! Das ist ja eine Überraschung! Fühl dich eingeladen! Wie geht’s dir?«
    »Soweit ganz gut. Aber bei den Drinks bin ich lieber vorsichtig, ich hab noch zu tun.«
    »Ich habe schon gehört, dass ein Diver wieder Arbeit gefunden hat«, erwidert Andrej. »Hab ich’s doch gewusst, dass du das bist. Warum hast du dich so lange nicht blicken lassen?«
    Verschone mich doch bitte damit!
    Weil ich mich in die Ecke gestellt habe. Weil ich langsam, aber sicher verreckt bin. Weil ich Klaviere durch die Gegend geschleppt habe. Weil ich einen Schlussstrich unter mich und meine Zukunft
gezogen habe. Während alle anderen wussten, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels.
    Ein Diver arbeitet wieder.
    »Ich hatte viel zu tun«, antworte ich vage.
    Andrej packt einen der vorbeeilenden Kellner am Ärmel und deutet mit einem Blick auf mich. »Der Mann hier ist heute unser Ehrengast. Er kriegt alles auf Kosten des Hauses. Aber dalli!«
    Der Kellner wartet gespannt. Meine Bestellung erfolgt schnell, ich brauche nicht mal die Speisekarte.
    »Gebratene Schweinshaxe und einen Krug Budweiser. Und bitte wirklich schnell.«
    Der Kellner eilt in die

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