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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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Brüsten. Rollen auf den Bauch herunter. Salami. Pilze. Ananas.
    Ludmilla lacht.
    Und ich bekomme wieder Hunger.

30
    Sonntag
     
    Ich habe lange gebraucht, um Raggi davon zu überzeugen, dass ich es ernst meine.
    Habe ihn heute Morgen in aller Frühe bei sich zu Hause angerufen und ein geheimes Treffen mit ihm weitab der Hauptzentrale der Goldjungs gefordert.
    Zuerst hat er gedacht, ich wäre besoffen. Auch deshalb, weil ich ihm am Telefon nicht sagen wollte, um was es ging. Nur, dass ich ihn sofort treffen müsse. Um etwas sehr Vertrauliches zu besprechen. Unter vier Augen. Ohne dass er jemandem Bescheid geben würde.
    Alles in allem äußerst notwendige Vorsichtsmaßnahmen, und die Gründe sind nicht aus der Luft gegriffen.
    Ludmilla hat meinen und anderer Leute Verdacht bestätigt, dass Porno-Valdi geheimen Zugang zu hochgestellten Freunden in den Chefetagen der Verwaltung hat.
    Sie hat keine Ahnung, wer sein Informant ist. Der Pornokönig kann deshalb unter Umständen auch mehr als einen Verbindungsmann im Verwaltungsapparat haben.
    Aber sie weiß ganz sicher, dass ›Überraschungsbesuche‹ der Goldjungs Sigvaldi nie überrascht haben. Ihm wurde immer schon im Vorhinein Bescheid gegeben.
    Noch ein Grund mehr für mich, leise aufzutreten. Als ob ich mich in einem gefährlichen Minenfeld vorwärts tastete.
    Wenn jemand in Ludmillas Falle tappen soll, dürfen die Schurken nicht den geringsten Wind davon kriegen, was ansteht.
    Erst, wenn die Handschellen zuschnappen.
    Aber irgendwem von den Goldjungs muss ich trauen. Raggi habe ich aus zwei Gründen gewählt.
    Erstens hat er direkten Zugang zu den Bossen im System.
    Zweitens weist nichts in seinem Lebensstil darauf hin, dass er über seine Verhältnisse lebt oder Bestechungsgelder annimmt. In den letzten Jahren habe ich immer mal wieder seinen Grundbesitz und seinen Konsum abgeklopft, aber nichts Ungewöhnliches entdecken können.
    Der Morgen ist ungewöhnlich klar. Die Sonne ist eben erst über den Bergen im Südosten aufgegangen. Allerdings schweben immer noch ein paar zerrupfte Wolken hier und da am Himmel herum. Aber die Sonnenstrahlen haben leichtes Spiel, zwischen ihnen hindurchzuscheinen.
    Nur wenige sind so früh am Morgen des Ruhetags auf der flachen Halbinsel Álftanes unterwegs.
    Ich rausche auf der Asphaltstrecke raus auf die Landzunge. Flitze schnell am Amtssitz des Präsidenten auf Bessastadir vorbei, bis zu dem Felsenwall mit Wellenbrechern, der das Land vor den rasenden Flutwellen schützen soll, die manchmal am Strand wüten.
    Und warte.
    Raggi kommt mehr als zwanzig Minuten zu spät.
    Aber er kommt.
    Und sitzt alleine in seinem unauffälligen Privatwagen.
    »Komm, wir gehen spazieren«, sage ich.
    Er stöhnt. Aber müht sich trotzdem hinter dem Steuer hervor. Wir gehen langsam los über den mit Schlaglöchern übersäten Spazierweg, der unterhalb des riesigen Wellenbrechers entlangführt.
    »In den nächsten Tagen, eventuell sogar schon morgen oder übermorgen, steht eine Rauschgift-Übergabe bevor. Die Käufer bekommen eine große Sendung ausgehändigt«, sage ich und komme damit direkt zur Sache.
    Raggi ist überrascht. Er hatte ganz eindeutig etwas völlig anderes erwartet.
    »Ich kann euch Informationen über Ort und Zeit zukommen lassen, wenn es so weit ist, aber nur ganz kurzfristig«, fahre ich fort. »Ihr müsst alles vorbereitet haben, wenn das Signal kommt. Wenn ihr daran Interesse habt, die Ganoven auf frischer Tat zu ertappen.«
    »Woher kommen diese Informationen?«, fragt Raggi.
    »Mein Informant traut sich nicht, mit euch direkt zu sprechen oder Hinweise auf seine Person zu geben.«
    »Warum nicht?«
    »Er hat gute Gründe.«
    »Und die wären?«
    »Er weiß, dass es schon vorgekommen ist, dass Informationen aus eurer Hauptzentrale zu den Leuten durchgesickert sind, die hinter den Rauschgiftgeschäften stehen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »So ist es aber. Und deshalb müssen alle Informationen von ihm durch mich an euch weitergegeben werden.«
    Raggi bleibt stehen. Starrt mich mit zusammengezogenen Brauen an. »Stellst du dir vor, dass wir einen groß angelegten Polizeieinsatz planen, ohne selber mit diesem vermeintlichen Informanten sprechen zu können?«
    »Ja, wenn ihr wirklich ein Interesse daran habt, das Rauschgift abzufangen und die Täter festzunehmen.«
    »Das wird nie genehmigt«, sagt er und schüttelt den Kopf.
    »Die Quelle ist todsicher.«
    »Das müssen wir selber einschätzen.«
    »Nein, das ist ausgeschlossen.

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