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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Handschellen aus dem kleinen Hautschlitz und öffnete die Fesseln. Dann schlug er der Frau ins Gesicht und dem Mann auf die Kehle und griff nach der Pistole. Sie kämpften darum… und am Ende zielte er mit der Waffe
hinter
seinen Kopf und drückte ab. Gleichzeitig betätigte er den elektrischen Zünder eines winzigen Knallkörpers, der verdeckt durch das lange Haar auf einer kahl rasierten Stelle seiner Kopfhaut klebte. Dieser ließ eine kleine Blase mit falschem Blut, grauen Gummistückchen und Splittern eines Rinderknochens aufplatzen. Um noch glaubwürdiger zu wirken, schnitt Malerick sich mit der Klinge eines Rasiermessers – die bei dem Schlüssel in seiner Hüfte versteckt gewesen war – in die Stirn, eine Körperregion, die sehr heftig blutet, ohne starke Schmerzen zu verursachen.
    Dann lag er da wie eine weggeworfene Stoffpuppe und atmete so flach wie möglich. Seine Augen blieben offen, weil er sie mit dickflüssigen Tropfen präpariert hatte, die für ein milchiges Aussehen sorgten und ihm gestatteten, nicht zu blinzeln.
    Scheiße, was hab ich da angerichtet! O Scheiße! Hilf ihm doch jemand!
    Tja, Officer Welles, dafür war es leider zu spät.
    Ich war tot wie ein Reh im Straßengraben.
    Nun folgte er den gewundenen Gängen durch die miteinander verbundenen Untergeschosse der diversen Verwaltungsgebäude, bis er die Abstellkammer erreichte, in der er vor ein paar Tagen einige Utensilien bereitgelegt hatte. Er betrat den kleinen Raum, zog sich aus und versteckte die Zündvorrichtung der falschen Wunde samt seiner Schuhe und der alten Kleidung hinter ein paar Kisten. Er legte das neue Kostüm an, trug etwas Make-up auf und befand sich in weniger als zehn Sekunden in der nächsten Rolle.
    Malerick schaute zur Tür hinaus. Der Korridor war leer. Er verließ die Kammer und eilte zum Treppenhaus. Es war fast Zeit für das Finale.
    »Das war sein Plan B«, sagte Kara.
    Sie hatten die junge Frau soeben vom Stuyvesant Manor zurück zu Rhyme bringen lassen.
    »Sein Plan B?«, fragte der Kriminalist. »Wie meinen Sie das?«
    »Es war seine Alternative. Alle guten Illusionisten sichern ihre Nummern ab. Falls man Mist baut oder das Publikum den Trick durchschaut, braucht man einen Fluchtplan, um die Situation zu retten. Weir muss einkalkuliert haben, dass man ihn eventuell erwischen würde, und hat entsprechende Vorkehrungen getroffen.«
    »Wie hat er das angestellt?«
    »Unter seinem Haar steckte eine mit Blut gefüllte Blase und ein Knallkörper. Und der Schuss? Vielleicht war es eine präparierte Waffe mit zweitem Lauf, so wie bei den meisten Ich-fange-die-Kugel-Tricks. Oder eine echte Waffe mit Platzpatronen. Er hat die Pistole der Beamtin womöglich vertauscht.«
    »Das möchte ich bezweifeln«, sagte Rhyme und sah Sellitto an.
    Der zerknitterte Cop war der gleichen Meinung. »Ja, ich kann mir nicht vorstellen, wie er eine Dienstwaffe oder deren Munition austauschen sollte.«
    »Tja, er könnte den Blickwinkel der Beamtin ausgenutzt und den Schuss abgefälscht haben«, sagte Kara.
    »Und die Augen?«, fragte Rhyme. »Laut Aussage der Zeugen waren die Augen offen und glasig. Und er hat nicht geblinzelt.«
    »Es gibt Dutzende von Falsa und Gimmicks, um einen Tod vorzutäuschen. Er könnte Tropfen benutzt haben, die das Auge feucht halten. Dann braucht man zehn oder fünfzehn Minuten lang nicht zu blinzeln. Es gibt auch entsprechende Kontaktlinsen. Damit bekommt man einen ganz glasigen Blick, als wäre man ein Zombie.«
    Zombies und falsches Blut… Herrje, was für ein Durcheinander. »Wie ist er durch den verdammten Metalldetektor gekommen?«
    »Sie waren noch nicht im Zellenbereich, sondern erst dahin unterwegs«, erklärte Sellitto.
    Rhyme seufzte. »Wo, zum Teufel, bleiben die Beweismittel?«, rief er dann mürrisch und schaute von der Tür zu Mel Cooper, als könnte der schlanke Techniker die Lieferung aus dem Untersuchungsgefängnis auf Kommando herbeizaubern. Wie sich herausstellte, gab es in dem Gebäudekomplex sogar
zwei
Tatorte: den Korridor, in dem der Fluchtversuch stattgefunden hatte, und eine Abstellkammer im Keller des benachbarten Justizgebäudes. Eines der Suchteams hatte dort in einer versteckten Tüte Kleidungsstücke, die gefälschte Wunde und einige andere Gegenstände gefunden.
    Es klingelte an der Tür. Thom öffnete, und gleich darauf eilte Roland Bell ins Arbeitszimmer. »Ich kann’s gar nicht glauben«, sagte er. Sein Haar klebte ihm an der schweißnassen Stirn, und er war völlig

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