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Der FC Bayern und seine Juden

Der FC Bayern und seine Juden

Titel: Der FC Bayern und seine Juden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Schulze-Marmeling
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Berufsspieler, weshalb man ihm die Spielerlaubnis verweigert. Der FC Wacker beschäftigt den »Fußballkönig« daher zunächst nur als Trainer. Wenig später erscheint im »Fußball« eine Verlobungsanzeige von Alfréd Schaffer mit einer gewissen Olga Bernstein, angeblich eine Schwester des Wacker-Keepers Alfred Bernstein, der einige Jahre später zum FC Bayern wechseln wird. Olga Bernstein existiert aber nicht, und eine Verlobung gibt es folglich auch nicht. Aber als »Verlobter« erhält Schaffer ein Aufenthaltsrecht und darf nun für die »Blausterne« auflaufen. Auch in München lockt Schaffer die Massen an, die wiederum die »schwarzen Kassen« füllen, aus denen der »Fußballkönig« bezahlt wird.
    Anton Löffelmeier: »Die Zuschauer kamen in Scharen, der Verein nahm in einzelnen Spielen oft mehrere zehntausend Mark durch Eintrittsgelder ein und begann mit den Planungen für eine große Sportanlage mit Stadion an der Fürstenrieder Straße im Gesamtvolumen von 2,5 Mio. Mark. Dass ein Teil der Gelder in – vom DFB verbotene – Spielerspesen floss, war dabei ein offenes Geheimnis. Selbst das städtische Sportreferat wollte die Tatsache, dass die Fußballabteilung des FC Wacker ›lukrativ‹ wirtschaftete, nur als internen Vermerk gewertet wissen.«
    Vorstände des FC Wacker sind Alfred Bauer, der in den Weimarer Jahren zu den Köpfen der Bewegung für die Einführung des Profifußballs gehört, Eugen Seybold, Herausgeber der Fachzeitschrift »Fußball«, deren Redaktionsanschrift die Kaulbachstraße 88 in der Maxvorstadt ist, und der legendäre Sportjournalist Josef Kirmeier. Kirmeier gehört zu den Ersten in seinem Fach, die die großen Möglichkeiten der Radio-Sportreportage erkennen. 1925 wird er für die erste Direktübertragung eines Eishockeyspiels (vom Rießersee) verantwortlich zeichnen.
    Schaffer – Ludendorff 1:0
    Wo Schaffer in München auftaucht, stellt er alle anderen Anwesenden in den Schatten. Dies muss auch Erich Ludendorff erfahren, als er am 21. Mai 1921 ein Spiel des FC Bayern gegen Blauw Wit Amsterdam besucht; Blauw Wit ist der Klub der wohlhabenderen Juden im Süden der niederländischen Metropole.
    Auch Schaffer erscheint auf dem Teutonia-Sportplatz an der Lerchenauer Straße, woraufhin sich das Publikum gegen die Reaktion und für die Moderne entscheidet. Sehr zur Freude von Walther Bensemann, der im »Kicker« berichtet: »Die Aufmachung stand ganz unter dem Zeichen des alten Regimes. In der Festloge saßen Exzellenz von Kahr und Exzellenz von Ludendorff, der in Abwesenheit des Monarchen die Schildführer der beiden Mannschaften zu sich entbot und ihnen mitteilte, dass er in unserem Sport ein Novize sei. (…) Fünf Minuten vor der Pause erhob sich Exzellenz von Ludendorff und verließ den Platz. Allgemeines Erstaunen: aber die Lösung des Rätsel war eine sehr einfache. Schaffers Anwesenheit hatte sich herumgesprochen, und der bekannte Heerführer sah ein, dass der Platz die beiden bekanntesten Leute von Europa nicht zugleich beherbergen konnte.«
    Mit Schaffer geht Wacker zum Jahreswechsel auf Italien-Reise und besiegt hier Internazionale Mailand mit 5:2. Daheim werden die »Blausterne« in der Saison 1921/22 nach einer beispiellosen Siegesserie als erster Münchner Verein Süddeutscher Meister und dringen anschließend bis ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft vor, wo man allerdings gegen den Hamburger SV mit 0:4 untergeht. Schaffer gerät in die Kritik und quittiert dies mit seiner Kündigung. Zum Bedauern der »Münchner Neuesten Nachrichten«: »Der Münchener Fußballsport, ganz besonders aber der FC Wacker, verdanken Schaffers Trainertalent ungemein viel. Er hat in verblüffend kurzer Zeit die gesamte Spielklasse zu heben verstanden, da alle Vereine von dem seiner Wackermannschaft übermittelten feinen System zu lernen sich bemühten.«
    Der »Fußballkönig« zieht weiter, seine nächsten Arbeitgeber heißen Sparta Prag, MTK Budapest, Wiener Amateure, wo er als Spielertrainer mit Kálmán Konrád einen Traumsturm bildet, und erneut Sparta Prag. Mit Sparta wird Schaffer in der Saison 1925/26 als Spielertrainer Meister. Anschließend kehrt er nach München zurück, wo er zunächst den DSV trainiert. In der Saison 1927/28 ist Schaffer wieder ein »Blaustern«.
    Zur Saison 1923/24 kann sich Wacker zwar der Dienste von Péter Szabó versichern, doch eine Finanzkrise beendet bald die Glanzzeit des Vereins, bei dem die Vorstände nun häufig wechseln. Nur 1927/28, als man mit

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