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Der FC Bayern und seine Juden

Der FC Bayern und seine Juden

Titel: Der FC Bayern und seine Juden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Schulze-Marmeling
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dem Trainer Schaffer zum zweiten Mal bei der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft das Halbfinale erreicht, können die »Blausterne« noch einmal reüssieren.
    Die Wanderschaft des »Fußballkönigs« geht weiter. 1929 wird er Trainer des Berliner SV 92,1930 ist er wieder in München bei Wacker und bleibt dort bis 1932. Anschließend erfreut sich Eintracht Frankfurt seiner Dienste, zur Winterpause 1933/34 ist er wieder zurück an seiner ersten deutschen Wirkungsstätte in Nürnberg. 1935 geht es zurück zum FC Hungária, wie sein Stammverein MTK seit der Legalisierung des Profifußballs in Ungarn 1926 heißt, mit dem er 1935 und 1936 die Meisterschaft erringt. Es folgt ein Engagement als Assistenztrainer der ungarischen Nationalelf, mit der er bei der WM 1938 das Endspiel erreicht, das die Magyaren gegen Titelverteidiger Italien mit 2:4 verlieren.
    In der Saison 1938/39 springt Schaffer beim Gauliga-Absteiger FC Wacker ein, doch der Wiederaufstieg in die Erstklassigkeit misslingt. Anschließend trainiert Schaffer Rapid Bukarest, wo er 1939 und 1940 den nationalen Pokal gewinnt. Im Sommer 1940 folgt er dem Ruf der AS Rom, die er 1942 zu seiner ersten italienischen Meisterschaft führt. Von Italien geht es dann mal wieder in die Heimatstadt Budapest, wo er mit Ferencváros 1942 und 1943 Pokalsieger wird. Die letzte Station des Fußball-Wanderers wird erneut München heißen.
    Ungarische Lehrmeister
    Schaffers Wanderzüge mögen ihre spezielle Qualität haben, doch der Einfluss, den sein Stammverein MTK sowie dessen migrationswillige Spieler allgemein auf die Entwicklung des kontinentaleuropäischen Fußballs nehmen, ist enorm. Ungarische Starkicker tragen dazu bei, dass Wien im Laufe der 1920er Jahre zur kontinentalen Fußballmetropole avanciert. Wiens Fußballphilosophie wird durch eine Budapester Komponente komplettiert. Und bis in die 1930er Jahre hinterlassen ungarische Trainer – fast samt und sonders Ex-MTKler und in ihrer Mehrheit Juden – in einer Reihe von kontinentaleuropäischen Ländern tiefe Spuren.
    Lajos Kovács trainiert zunächst den VfB Stuttgart (1927-29) sowie anschließend in Italien Calcio Padova (1930-32), AS Rom (1932-33), FC Bologna (1934, Gewinn des Mitropa Cups), US Triestina (1936-37), US Alessandria (1946) und Cagliari Calcio (1949-50). Jenö Károly, laut zeitgenössischen Zeitungsberichten während der Zeit der Räterepublik stellvertretender Kommandant eines Arbeiterbataillons, wird 1920 Trainer des italienischen Klub Savona Calcio. 1923 wechselt Karoly zu Juventus Turin, wo ihn der neue Präsident Edoardo Agnelli zum ersten hauptamtlichen Trainer in der Geschichte des Klubs ernennt. Als Karoly 1926 in der Aufregung rund um das Saisonfinale einem Herzanfall erliegt, übernimmt sein Landsmann Jószef Viola das Training. Alexander Neufeld, der im September 1923 beim historischen 5:0-Sieg der Wiener Hakoah über die West-Ham-United-Profis drei Tore erzielt hatte, führt 1933 und 1935 den Beogradski SK zum jugoslawischen Meistertitel.
    Árpád Weisz trainiert dreimal Inter Mailand (1926-28, 1929-31, 1932-34). 1930 musste der vom Schweizer Enrico Hintermann gegründete Klub, der seinen ersten Meistertitel 1910 mit neun Schweizern auf dem Feld gewann, mit dem US Milanes Milano zum SS Ambrosiana fusionieren. Der Name »Internazionale« klang den Faschisten zu kosmopolitisch und weckte außerdem in ihren Augen »kommunistische Assoziationen«.
    Als Inter 1929 die Scudetto gewinnt, schreibt sich der 33-jährige ungarische Jude Weisz als jüngster Meistertrainer in die italienische Fußballgeschichte ein – ein Eintrag, der noch heute Bestand hat. 1936 und 1937 führt Weisz auch noch den FC Bologna zum Gewinn der Meisterschaft. Bei Inter wird Weisz von seinem Landsmann und Glaubensgenossen Gyula Feldmann beerbt, der davor den FC Florenz und anschließend noch den AC Turin trainierte.
    In Deutschland sind es vor allem Izidor »Dori« Kürschner, Richard »Little« Dombi, Leo Weisz, Kálmán Konrád, Jenö Konrád, Fritz Kerr und Gyula Kertész, die sich einen Namen machen. Allein vier von ihnen auch bei den Münchner Bayern.
    Kulturtransfer
    Nach der MTK-Demonstration an der Marbachstraße bemüht sich auch der FC Bayern um Lehrmeister des »Donaufußballs«. Die Spielweise seiner Teams wird bald mit ähnlichen Attributen bedacht wie die der Wiener und Budapester Vereine. »Flüssig« und »geschmeidig« würden die Bayern spielen. 1932 wird man den Deutschen Meister Bayern München als die »am

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