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Der FC Bayern und seine Juden

Der FC Bayern und seine Juden

Titel: Der FC Bayern und seine Juden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Schulze-Marmeling
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1909 den FC Sunderland mit 2:1 schlug, markierte Dombi den Siegtreffer. Das aufsehenerregende Match ging als erster kontinentaler Fußballsieg über ein englisches Profiteam in die Fußballannalen ein.
    Im Juni 1910 verließen zehn Spieler – samt und sonders Internationale – nach einem Streit mit der konservativen Klubführung den W.A.C. und gründeten den Wiener Association Football Club (W.A.F.). Einer der Rebellen war Richard Kohn.
    Kohn kam auf sechs Länderspiele für Österreich, darunter ein 2:1-Sieg über die deutsche Nationalelf am 9. Oktober 1911 in Dresden. Auf deutscher Seite war vom FC Bayern Max Gablonski dabei. Sein letztes Länderspiel absolvierte Kohn am 22. Dezember 1912 in Genua. Österreich schlug Italien mit 3:1, und Kohn erzielte sein zweites (und letztes) Tor im Nationaltrikot. In der Nationalelf wie später bei MTK Budapest wurde Kohn/Dombi von der Philosophie des mehrfach erwähnten legendären Trainers und Lehrmeisters Jimmy Hogan geprägt.
    Dombis erste Begegnung mit dem FC Bayern datiert vom 25. März 1912. In Wien empfängt der W.A.F. die Bayern zu einem Freundschaftsspiel. Die Gäste gehen bereits in der 3. Minute in Führung. Dann nehmen Richard Dombi und sein Sturmkollege Johann Andres, Österreichs bester Linksaußen vor dem Kriege, das Heft in die Hand. In der 21. Minute erzielt Dombi den Ausgleich, als er, wie das »Neue Wiener Tageblatt« berichtet, »auf eigene Faust bis ans gegnerische Goal vorgeht und aus guten Gründen das Leder so lange behält, bis er mit scharfem Schuss zwischen den Pfosten platzieren kann«. Am Ende gewinnen die Wiener mit 3:2.
    Der Begehrte
    Richard Dombis Trainerkarriere beginnt bei Hertha BSC Berlin, wo er Anfang der 1920er Jahre die Grundlagen für die bis heute erfolgreichste Ära des Vereins legt. Von 1926 bis 1931 erreicht Hertha sechsmal in Folge das Finale um die Deutsche Meisterschaft, zweimal verlassen die Hauptstadt-Kicker das Feld als Sieger.
    1924 gewinnt Dombi mit Gradjanski Agram die Zagreber Verbandsmeisterschaft. Als Österreich zur Saison 1924/25 den Profifußball legalisiert, ist Dombi zurück in seiner Geburtsstadt Wien und trainiert den Vienna Football Club. Mit den Wienern tourt Dombi durch Belgien, Frankreich und Spanien, was zur Folge hat, dass der FC Barcelona ihn abwirbt. Gemeinsam mit dem Engländer Ralph Kirby betreut Dombi nun den Stolz Kataloniens.
    Ab 1928 ist Dombi wieder in Deutschland tätig und rettet die Sportfreunde Stuttgart vor dem Abstieg. Die nächsten Stationen sind der TSV 1860 (1928/29) und der VfR Mannheim (1929/30).
    Zuvor hatte er noch in Warschau Station gemacht und dort im März 1927 den von zwei sehr wohlhabenden Familien Luxemburg und Loth gegründeten KS Warszawianka übernommen. Der Klub ist Gründungsmitglied der neuen nationalen polnischen Liga, und Dombi erhält ihm die Klasse. Der KS Warszawianka bringt auch eine Reihe exzellenter Leichtathleten und Fechter hervor, von denen einige später Opfer der deutschen Okkupation werden. So Tadeusz Friedrich, Silbermedaillengewinner im Fechten bei den Olympischen Spielen 1928, der 1944 am Warschauer Aufstand teilnehmen wird. Oder Janusz Kusocinski, der 1932 über 10.000 Meter olympisches Gold holt. Er wird nach Kriegsbeginn mit anderen polnischen Persönlichkeiten im Rahmen der sogenannten AB-Aktion ermordet.
    Teuer und modern
    Als Dombi sein Amt beim FC Bayern antritt, ist er bereits europaweit bekannt und einer der teuersten Trainer auf dem Kontinent. Allerdings soll Dombi die Hälfte seines Gehalts in die Betreuung der Spieler investiert haben. Außerdem ist er nicht nur teuer, sondern auch einer der modernsten und vielseitigsten Vertreter seiner Zunft. Im Zentrum seiner Übungseinheiten steht die Ballkontrolle auf engstem Raum und unter gegnerischem Druck. Dombi: »Vor allem kommt es darauf an, das Training mit dem Ball dem Spiel im Wettkampf anzupassen. Ich lasse nur in Bedrängnis köpfen oder stoppen, wie es eben während eines ernsten Spiels der Fall ist. Es gibt Spieler, die einwandfreie Ballbeherrschung besitzen, solange sie nicht angegriffen werden. Beim Wettspiel versagen sie dann meist trotz allen technischen Könnens.«
    Der Coach verfügt zudem über enorme sportmedizinische und sportpsychologische Kenntnisse. Bayerns Rechtsaußen Josef Bergmaier schwärmt nach der Saison 1931/32, der Trainer sei ein »Meister in der Behandlung von Verletzungen, die uns die Ligakämpfe leider in so überreichem Maße ›bescheren‹.« Mental angeschlagene

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