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Der FC Bayern und seine Juden

Der FC Bayern und seine Juden

Titel: Der FC Bayern und seine Juden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Schulze-Marmeling
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die jahrelang das ethische Aushängeschild des Bundes bildeten, in Wirklichkeit aber gar nicht existierten.«
    Im Februar 1930 beendet der DFB den Boykott und lässt den Spielbetrieb mit ausländischen Profiteams in eingeschränkter Form, als »Lehrspiele«, wieder zu. Denn das sture Festhalten am »Amateurismus« und das Verbot jeglichen Kontakts mit ausländischen Profis bedrohen mittlerweile auch das liebste Kind des DFB und seiner Regionalverbände: die Nationalmannschaft, deren Qualität in den Boykott-Jahren weiter abgenommen hat. Als Folge des Boykotts musste man zwischen dem 12. Dezember 1926 und 2. Oktober 1927 eine zehnmonatige Länderspielpause einlegen. Beim olympischen Fußballturnier 1928 in Amsterdam unterlag man dann dem späteren Turniersieger Uruguay mit 1:4. 1931 wird man von der großartigen Nationalmannschaft Österreichs, Hugo Meisls »Wunderteam«, in Berlin mit 6:0 und in Wien mit 5:0 überfahren.
    Im August 1930 erklärt der WSV 14 Spieler des FC Schalke 04, darunter Fritz Szepan und Ernst Kuzorra, zu Berufsspielern und sperrt sie damit für den Spielbetrieb des DFB. Die Schalker reagieren, indem sie ihrerseits verschiedene Konkurrenten wegen Berufsspielertums anzeigen, so auch den FC Bayern. Diese Gegenaktion und eine starke öffentliche Kritik machen die Situation für den Verband schwierig. Nach und nach werden die Sperren der Schalker Spieler aufgehoben, bis die »Knappen« am 1. Juni 1931 in einem Freundschaftsspiel gegen Fortuna Düsseldorf wieder in Galabesetzung auflaufen können – gefeiert von 70.000 in einer offiziell nur 40.000 Zuschauer fassenden Kampfbahn.
    Am 26./27. September 1930 erteilt der in Dresden versammelte DFB-Bundestag der Einführung des Berufsspielertums jedoch erneut eine Absage. Die Bayern-Chronik: »Der DFB hatte in seinen Dresdner und Breslauer Beschlüssen (zu niedrige, Anm. d.A.) Höchstsätze an Spesen festgesetzt, die niemals die Billigung der Vereine finden konnten, zumal bei Länderspielen usw. diese Sätze am wenigstens vom DFB selbst eingehalten wurden.« Was seine Nationalmannschaft betraf, so legte der DFB seine Amateurbestimmungen schon mal lockerer aus.
    Die großen Vereine nehmen die Sache nun selbst in die Hand. Am 8. November 1930 kommen sie in Eisenach zusammen, um sich über die Frage des Professionalismus auszusprechen. 20 Jahre später berichtet die Bayern-Chronik über dieses Treffen: »Nachdem man förmlich für alle Fälle eine ›Professionalismus-Reichsliga‹ in der Schublade bereithielt, sollte eine gewählte Kommission noch einmal versuchen, mit der DFB-Leitung auf einen für beide Teile tragbaren gemeinsamen Nenner zu kommen.« Nur durch die Einsicht aller beteiligten Kreise hätte man die Einführung des Professionalismus noch einmal verhindern können.
    Unverhohlen droht man mit der Spaltung des deutschen Fußballs, und das scheint Wirkung zu zeigen. Am 16. Oktober 1932 erteilt der DFB-Bundestag in Wiesbaden schließlich grünes Licht für die Legalisierung des Berufsfußballs. Eine endgültige Beschlussfassung soll auf dem folgenden DFB-Bundestag im Mai 1933 erfolgen.
    In Süddeutschland will man nicht so lange warten und misstraut der DFB-Führung. Am 19. November 1932 gründet Albert Bauer in München einen Süddeutschen Verband für Berufsfußballspiele. Bauer bemüht sich um die Genehmigung für die Veranstaltung von Profi-spielen in städtischen Stadien. Der DFB droht den Städten, sie nicht länger bei der Vergabe von Länderspielen zu berücksichtigen, sofern sie in ihren Arenen Bauers Kicker spielen ließen. Doch die Drohung verpufft. Der Deutsche Städtetag empfiehlt den Kommunen, ihre öffentlichen Anlagen den Profis zur Verfügung zu stellen. In München erklärt das Stadtamt für Leibesübungen, es werde die Forderungen des DFB künftig ignorieren.
    Ein »jüdisches Projekt«?
    Unter den Kritikern der Amateurbestimmungen finden sich auch einige jüdische Funktionäre und Journalisten. Daraus zu schließen, es habe sich bei der Förderung des Professionalismus um ein »jüdisches Projekt« gehandelt, wäre aber blanker Unsinn. Tatsächlich geriet so ziemlich jeder ambitionierte Verein in Konflikt mit den Amateurbestimmungen. Erst recht galt dies für die »Großen«. Dabei spielte es keine Rolle, ob in der Führung Juden saßen oder nicht.
    Insofern können die Repressalien, die der DFB 1933 gegen jüdische Fußballer unternehmen wird, auch nicht als Abwehr gegen den Professionalismus interpretiert und »entschuldigt«

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