Der FC Bayern und seine Juden
Spieler werden vom Trainer in »Privatstunden« wieder aufgerichtet.
Und wie ein früher Felix Magath übernimmt der Trainer auch noch die Aufgabe des Geschäftsführers. Am 1. Januar 1932 eröffnet der FC Bayern in der Weinstraße 14 eine neue Geschäftsstelle. Das Hauptverdienst an deren Einrichtung gebührt Richard Dombi und Siegfried Herrmann, vermerkt später die Bayern-Chronik. Trotz aller Wirtschaftsmiseren habe sich der Klub eine »ideale Stätte« geschaffen, »in einer Form und Aufmachung, um die wir von den meisten Sportvereinen beneidet wurden. Den Hauptraum bildete ein großes Sitzungszimmer, das zugleich auch in seiner Behaglichkeit Möglichkeiten für kleine Besprechungen gab. Hier waren in Vitrinen die vielen Ehrengeschenke, Pokale usw. aufbewahrt, während ein Meer von Erinnerungswimpeln die Wände schmücken. Ein großes Bilder- und Zeitungsarchiv, wohl geordnet, war für Chronisten eine Freude. Dann gab es ein Büro für die Geschäftsführung, ein Arbeitszimmer für die Vereinsfunktionäre, das zugleich auch die Clubakten enthielt, ein eigener Massageraum mit Umkleidemöglichkeiten war eine besondere Einrichtung unseres Allerweltsdoktors Dombi geworden. (…) Wohl kein Trainer war mit seiner gesamten Zeit so für den Club tätig, als es Dombi war. Er war Trainer, Fitmaker, Masseur, Geschäftsführer und Organisator in einer Person.« (»50 Jahre FC Bayern«)
Auf dem Weg ins Meisterschaftsfinale
Aus Mannheim, Dombis vorheriger Trainerstation, folgt schon bald mit dem 19-jährigen Oskar Rohr eines der größten Sturmtalente im deutschen Fußball. In Mannheim ist man nun auf Dombi nicht mehr gut zu sprechen; man vermutet, der Trainer habe den jungen Spieler mit mehr als guten Worten nach München gelockt.
In der Saison 1931/32 gewinnen Dombis Bayern zunächst mit einem Punkt Vorsprung auf den 1. FC Nürnberg die Südoststaffel in Süddeutschland. Im Endspiel um die Süddeutsche Meisterschaft geht es im April 1932 in Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt, Sieger der Nordweststaffel. Zur Halbzeit führt die Eintracht durch zwei Treffer des Schweizer Nationalstürmers Walter Dietrich mit 2:0. Nach dem Wiederanpfiff artet das Spiel zu einer regelrechten Schlacht aus. Weitere Tore fallen nicht, aber die Bayern fühlen sich um zwei klare Handelfmeter betrogen. Nach 80 Minuten stürmen erboste Bayern-Fans das Spielfeld, die Partie wird abgebrochen. Der FC Bayern verzichtet auf ein Wiederholungsspiel, und Eintracht Frankfurt wird zum Süddeutschen Meister erklärt.
Für die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft sind allerdings sowohl der Meister wie der Vizemeister qualifiziert, und beide erreichen das Halbfinale. Hier trifft Eintracht Frankfurt auf den FC Schalke 04 und setzt sich mit 2:0 durch, während der FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg antreten muss.
Die Franken werden von Jenö Konrád trainiert. 1925 musste der ehemalige MTKler und Austrianer seiner Spielerkarriere wegen einer Meniskusverletzung vorzeitig beenden. Konrád wechselte ins Trainerfach und führte Austria Wien 1925/26 zum österreichischen Double. Anschließend trainierte er den W.A.C. und den SK Hakoah Wien.
In Nürnberg sollte Konrád bei dem überalterten Meisterteam des »Club« den Umbruch bewerkstelligen und war damit zunehmend erfolgreich. Zwar unterlagen die Nürnberger zuletzt Sparta Prag mit 1:2, aber das mit dem Donaufußball vertraute »Prager Volksblatt« lobte anschließend: »Der Club wird von Jenö Konrád trainiert. Man sah es ihm auch an. Jeder einzelne Mann ein brillanter Techniker, kein Zug geschieht ohne Überlegung und ohne bestimmte Absicht.«
Aber gegen Dombis Bayern reicht dies nicht. Vor 35.000 Zuschauern in Mannheim schlägt der FC Bayern den »Club« durch Tore von Oskar Rohr und Welker mit 2:0. »Hier kämpfte Jung gegen Alt«, kommentiert Walther Bensemann im »Kicker«, »und alle Spielpraxis der match- und sieggewohnten Cluberer scheiterte, als die Jugend mit sehr moderner Methode in buchstäblichem Sinne des Wortes an die Tore pochte.«
Vor dem Halbfinale war Bensemann mit Münchens Oberbürgermeister Dr. Karl Scharnagl von der Bayerischen Volkspartei eine Wette eingegangen, bei der »Bense« fünf Reichsmark auf die Nürnberger setzte. Nach dem Sieg der Bayern wird das Geldstück dem Oberbürgermeister vom Bayern-Kapitän Konrad Heidkamp überreicht. Scharnagl bedankt sich bei Bensemann schriftlich und bietet ihm für das Finale eine neuerliche Wette an, die der »Kicker«-Mann aber zunächst
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