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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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hinein.
    »Krach und Gerber durchsuchen sie gerade, bisher ohne Erfolg.«
    Landsberg nickte ihm zu. »Was sagt dir dein Gefühl, Nils?«
    Trojan warf einen Blick auf Schuch. Der drückte die Hände auf den Unterleib, durch die Mithöranlage hörte man ihn fluchen.
    »Das ist eine arme Sau, mehr nicht«, sagte Trojan. »Rastet im Suff aus, wird gewalttätig gegen Frauen, ist aber nicht unser Mann.«
    »Und wenn er sich nur verstellt?« Stefanie Dachs rieb sich die Schläfen. »Er hat Lene aus dem Weg geräumt, weil sie die einzige Zeugin ist.«
    Oder wegen der Haare, dachte Trojan, sie sind so blond und schön wie bei ihrer Mutter.
    »Wenn Schuch unschuldig ist und sie noch lebt«, sagte er, »dann ist sie in Gefahr.«
     
    In seinem Kühlschrank fand er nur noch ein angebissenes Stück Brot und einen Apfel. Aus der Milchtüte roch es säuerlich, und der Käse hatte einen pelzigen Überzug. Mit spitzen Fingern hob er ihn an, ließ den Mülleimer aufschnappen und warf ihn hinein.

    Er nahm den Stoffbeutel aus der Schublade, der war ordentlich zusammengefaltet, man musste auf solche Details achten. Ordnung gab Sicherheit, Ordnung hatte eine Kraft.
    Auch der Schlüsselbund hing korrekterweise am Haken, er schnappte ihn sich und verließ die Wohnung.
    Als er aus dem Haus trat, wurde er vom Sonnenlicht geblendet.
    Er schlug den Weg nach rechts ein. In seinem Viertel gab es zwei Supermärkte zur Auswahl, in beiden war das Personal mürrisch und das Gedrängel zum Fürchten.
    Aber er hatte ja Zeit, viel Zeit.
    Er setzte sich auf eine Bank am Kanal, den Stoffbeutel in den Händen und ließ die Schlaufen des Tragegriffs durch die Finger laufen. Ein Ausflugsdampfer zog auf dem Wasser vorbei, es saßen nur wenige Touristen auf dem Deck. Eine Lautsprecherstimme verkündete, rechter Hand befinde sich das Paul-Lincke-Ufer, und Paul Lincke sei der Komponist des berühmten Schlagers von der Berliner Luft.
    Sofort hörte er in Gedanken die Melodie.
    Ein Paar schlenderte an ihm vorüber, eng umschlungen. Unwillkürlich sah er den beiden nach. Die Hand des Mannes glitt über den Hintern der Frau. Sie trug ultrakurze Shorts, er konnte die Hautfalten ausmachen, den Übergang von den Oberschenkeln zu den Pobacken. Er konnte nicht anders, er musste hinsehen.
    Der Typ kniff zu, und die Frau kicherte.
    Jung war sie, ihr Haar wippte.
    Es muss etwas in den Menschen sein, dachte er, das sie gierig gemacht hat.

    Für einen Moment musste er an Magda denken, ihr Gesicht erschien deutlich vor ihm. Sie lächelte ihn an.
    Wie sie einmal zu ihm auf der Straße gesagt hatte, er solle ihr unter die Achseln greifen und sie herumwirbeln, hoch durch die Luft, vor allen Leuten.
    Ihr Lachen dabei.
    Er neigte den Kopf, schüttelte den Gedanken ab.
    Schließlich stand er auf und spazierte über die Brücke. Auf der anderen Seite des Ufers war das Rattengift ausgelegt, ein gelbes Schild warnte davor. Er fürchtete diese Nager, die manchmal über den Gehweg huschten, auf der Suche nach Beute, er hasste sie.
    Er schob den Chip in den Schlitz, zog die Kette heraus und wuchtete den Einkaufswagen aus der Reihe.
    Im Supermarkt roch es nach Tiefkühlware, rohem Fleisch und Bohnerwachs.
    Er brauchte nicht viel, prüfte das Brot, vorgeschnitten, der Clip an der Verpackung verriet, dass es gerade einmal fünf Tage haltbar war, er wollte nicht so oft einkaufen gehen, nicht so oft aus dem Haus.
    Eine Tüte Milch oder doch lieber zwei? Gemüse, dachte er, Obst, die Vitamine, was man alles brauchte, um den Körper in Gang zu halten, er wählte ein paar Tomaten aus. Am Kühlregal verspürte er plötzlich Lust, die Würste aus ihren Verpackungen zu reißen und auf den Boden zu werfen. Er wusste auch nicht, warum, vielleicht war ihm nach etwas Subversivem zu Mute, doch er konnte sich beherrschen, verhielt sich wie immer still und unauffällig.
    Er beklagte sich noch nicht einmal, als ihm an der Kasse der Kunde hinter ihm den Einkaufswagen in die Ferse
schob, die empfindliche Stelle, der Schmerz war stechend, er wandte sich wortlos zu dem anderen um, aber der grinste nur.
    Er war an der Reihe und legte seine Sachen auf das Band. Die Kassiererin hatte einen rötlichen Fleck auf ihrem Kittel, er überlegte, woher der stammen konnte, Blut möglicherweise. Am liebsten hätte er sie darauf hingewiesen, aber man deutete nicht mit dem Finger auf andere Leute. Das gehörte sich nicht.
    Er zückte sein Portemonnaie und freute sich, dass er das Geld passend parat hatte. Die Kassiererin

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