Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
tat
das einzige was ihm einfiel, ließ das schwere Ding seinem
Gegner von hinten in den Rücken fahren. Der Mann verlor sofort
das Gleichgewicht und stürzte, der Hieb seiner Waffe, mit all
dem Gewicht seines Sturzes dahinter, verfehlte den Außenländer
nur um eine Haaresbreite. Bevor Vargo ein zweites mal den Hammer
erheben und auf den am Boden liegenden nieder fahren lassen konnte,
hatte Kumrad schon seine Balance zurückerlangt und zugestoßen.
Der Fremde versuchte sich aufzurichten, doch die mit mehr Kraft als
Präzision nach unten gestoßene Klinge durchbohrte das
dicke Leder und versenkte sich von hinten tief in seiner Seite. Mit
einem schmerzerfüllten Stöhnen stieß er sich vom
Boden ab, rappelte sich auf, griff nach seinem Schwert und mit einem
letzten, hasserfüllten Blick stolperte er rückwärts
davon. Vargo hob schon den Hammer um ihm nachzustellen, doch Kumrad
legte eine Hand auf seinen Oberarm und hielt ihn zurück. Der
Fremde drehte sich um und stolperte vorwärts so schnell er
konnte.
Die
drei blickten ihm mit gemischten Gefühlen nach.
"Wir
hätten ihn töten sollen.", sagte Vargo vorwurfsvoll.
"Er
war allein. Ich denke nicht, dass wir uns seinetwillen Sorgen machen
müssen. Vielleicht überlebt er nicht einmal."
"Es
war ein Pieks in die Seite, ich hätte es zu ende bringen
können."
"Wer
weiß, vielleicht war es ein Pieks an die richtige Stelle? Wenn
nicht, lass ihn durchs Land ziehen als lebender Beweise dafür,
dass mir der Kupfergarde nicht zu spaßen ist."
Wie
sorglos kann man sein?
Kumrad
wandte sich der Dame zu.
"Du
hättest uns ruhig beistehen können. Wir haben dich kämpfen
sehen, du bist gut."
Sie
lächelte nur dieses undefinierbare Lächeln.
"Ich
überlasse das Kämpfen gerne meinen Männern."
Vargo
knurrte innerlich. Diese
Frau.
Elf
– Die neue Richtung
Nach
der Brennung des falschen Söldners rasteten sie oft. Gleich am
Tag darauf waren sie losgezogen, aber unzählige Pausen ließen
sie nur quälend langsam vorankommen.
Wilhem,
so hieß der Söldner, erholte sich gut. Alle Sünder,
die sie vor ihm gebrannt hatten, waren schwach gewesen. Kleine Diebe,
Betrüger und dergleichen. Wilhem war stark und sein Mal war
wunderschön geworden, fand Jaris, als sie sich wie so oft zu ihm
setzte während der Rast.
Leider
musste sie sich viel zu sehr eingestehen, wie überrascht sie
davon war, dass der Mann bei ihnen geblieben war.
Natürlich
hatte sie gehofft, dass es so laufen würde, nachdem man einen
Sünder gegen seinen ausdrücklichen Willen brannte und der
Eifer der Götter sie durchdrang und reinigte, aber es erschien
ihr jeden Tag wieder wie ein Wunder, dass Wilhem, schweigsam und groß
wie ein Berg, am Rande saß und sie alle bei ihrem alltäglichen
Treiben beobachtete.
"Wie
geht es deinem Mal?", fragte sie lächelnd, als sie sich
neben ihm auf dem Boden niederließ.
Es
war ihr Standardgruß und leitete jedes mal ein Austausch von
Gedanken zu den Vorkommnissen der letzten Tage ein.
Wie
ging es seinem Mal? Was dachte er darüber, nun einer von ihnen
zu sein? Und noch wichtiger: Was dachte er darüber, dass es ihm
nichts ausmachte?
"Es
geht gut, denke ich. Manchmal juckt es und das Schlucken fällt
mir noch schwer, aber ich gewöhne mich daran."
"Du
hörst zu wie Akios spricht?"
"Ja.
Gekannt habe ich die Lehren des Ordens schon vorher, aber
interessiert haben sie mich nie. Es war, als wären sie hinter
einer Wand gewesen. Eine Mauer aus täglichem Überleben und
Essen und so. Das alles scheint so weit weg."
"Hast
du mal mit Akios gesprochen?"
Er
hatte noch kein Wort mit irgend jemandem außer Jaris
gewechselt, das wusste sie.
"Nein.
Es fällt mir schwer zu sprechen, eigentlich. Ich habe das
Gefühl, als sei mein vorheriges Leben verbrannt. Als läge
es irgendwo ganz weit weg, in einem kleinen Aschenhaufen, und ich
habe auch überhaupt kein Interesse daran, es wiederzufinden. Da
fällt es schwer noch an Worte zu denken, oder an Umgangsformen
und andere Leute."
Jaris
nickte langsam und nachdenklich.
Bei
ihr war es nicht ganz so extrem gewesen, aber ihr Leben war auch
kürzer und nicht so geprägt von Gewalt und Leiden.
"Mein
Leben vor der Brennung war... nichtig. Ich habe nie hungern müssen,
aber etwas hat doch immer gefehlt. Es war einfach leer. Nach der
Brennung blieb davon nicht einmal Asche übrig, über der ich
hocken und jammern könnte. Ich bin irgendwie froh darum. Aber
ich verspreche dir, dein neues Leben wird sich bald füllen mit
neuen Aufgaben. Du
Weitere Kostenlose Bücher