Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
seinen geliebten Bruder brennen zu sehen.
Da,
da war der Gedanke. Bruder und brennen .
Wenn diese Wörter zusammen kamen war es um ihn geschehen.
Er
dachte zurück an den Schock von unendlichem Hass und den
Geschmack von Galle, als der Teufel so unerwartet in der Tür
stand und sie mit keinem Blick bedachte.
In
dem Moment hatte ihn sein Desinteresse rasend gemacht, später
dachte er darüber nach und befand zu seinem Entsetzen, dass es
wohl für ihn normal sein musste, auf seine Opfer zu treffen.
Wie
kann es Götter geben?
Nein.
Alles
was er hatte, hatte der Kerl ihm genommen. Den Bruder und den
Glauben, es war unerträglich. Jaris. Das brave Mädchen,
dass immer so eifrig seinen Lehren lauschte, er hätte nie
geglaubt, dass sie zu solchen Dingen fähig war. Im Nachhinein
stellte er fest, dass sie ihm seine eigene Schwäche aufgezeigt
hatte.
Er
hatte den Hass in ihren Augen gesehen und wusste, dass sie verstand.
Sie empfand genau wie er. Aber sie hatte ihn davon kommen lassen, das
war unverzeihlich.
Ob
auch sie ihn vor ihrem inneren Auge brennen sah? Seine Schreie hörte?
Er
wusste, dass er es tat. Und es fühlte sich an wie Sünde.
Die
neuen Ordensbrüder, Jaris nannte sie Geläuterte, gliederten
sich wunderbar in die Gruppe ein.
Viele
waren gestorben, aber sie waren in fürchterlichem Zustand
gewesen.
Es
hat seinen Grund, dass man Anwärtern ein Jahr Novizenzeit ließ.
Würde man sie alle gleich brennen, würden neun von zehn es
auch nicht überleben.
Zuerst
hatte der große Wilhem nur am Rande gesessen und sie
beobachtet. Das war gut, oder?
Akios
hätte schlimmere Reaktionen erwartet, das Risiko war immens.
Aber nachdenkliches Schweigen war gut.
Nur
wenige Tage später wurde immer ersichtlicher, was für einen
Dienst der Riese ihnen noch erweisen würde.
Unwillig
musste er zugeben, dass Jaris Recht behalten hatte. Er konnte nur
beten, dass sie auch bei ihren zukünftigen Taten Recht behalten
würde.
Wie
sie sich dem Kloster näherten liefen sie nun öfter anderen
Ordensgruppen über den Weg. Herkömmliche Gruppen. Diese
hatten keine Kämpfer, wie sie sie mittlerweile angesammelt
hatten.
Jaris
hatte mit den Geläuterten darüber gesprochen, ihnen
erklärt, dass sie eine neue Richtung des Ordens waren, die der
Orden selbst allerdings noch nicht kannte. Daher war ihre Mission im
Kloster eine sehr riskante.
Akios
stimmte sehr vielem nicht gerade zu, was die neue Anführerin der
Gruppe sagte, doch irgendwie schaffte sie es immer wieder, die
richtigen Worte zu finden und es alles so einfach und logisch klingen
zu lassen. Logisch und doch mitreißend, das war eine Qualität,
die jeder gute Anführer innehaben musste.
Als
sie das Kloster erreichten war es gerade Morgen geworden, sie waren
die letzte Nacht durchmarschiert. Das Ziel direkt vor der Nase war es
den meisten einfach unmöglich gewesen still da zu sitzen und
Däumchen zu drehen, an Schlaf war nicht zu denken.
Im
bedeckten rosa des Sonnenaufgangs ragten die massiven Mauern vor
ihnen in die Höhe. Das Kloster war auf eine Hügelgruppe
gebaut. Mitglieder ihrer Gruppe, die aus dem hohen Norden kamen,
taten sich aufgrund ihrer Herkunft schwer damit dies hier als 'Berge'
zu bezeichnen, aber für Akios schienen sie bergig genug zu sein.
Diese
Burg war im Grunde genommen ein Klotz mit einigen massigen,
quadratischen Türmen, nichts an dem Gebilde war in irgendeiner
Weise fein oder filigran, alles schrie förmlich uneinnehmbar.
Nunja,
abgesehen von den vielen eingestürzten Teilen und klaffenden
Löchern in den Mauern.
Als
sie den Berg hochgestiegen und schlussendlich am riesenhaften
Torbogen angekommen waren stand die Sonne bereits kurz vor ihrem
höchsten Punkt. Drinnen wurden sie gleich von einigen älteren
Schwestern begrüßt, die Anstalten machte sie in ihre
Gemächer zu geleiten, doch Jaris widersprach und verlangte
stattdessen sofort zum Abt gebracht zu werden.
Akios
stutzte kurz. Meinte sie das ernst? Den Abt? So früh?
Er
hatte aufgegeben ihr Vernunft einreden zu wollen, vielleicht war es
Zeit, dass sie einmal versagte. Der Abt war ein weiser Mann, er würde
sicherlich einen Weg finden, das junge Mädchen in seine
Schranken zu weisen und trotzdem die Vorteile ihrer Vorschläge
zu realisieren.
Verwundert
hatte die alte Frau sie angeblickt, doch sie sah den Ernst in ihren
Augen und hieß sie kurz Warten, während sie davon eilte um
dem Oberhaupt des Klosters Bescheid zu geben.
Es
dauert auch nicht lange, als sie zurück kam und
Weitere Kostenlose Bücher