Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
Vom Netzwerk:
gar nicht mehr so wichtig. Ach so. Wir versuchen zu verstehen. Und ist der auch ungefähr in dem Alter, wie ihr das aufgemalt habt? Weil der da ist ja nicht so groß oder erwachsen wie heute. Der sieht ja irgendwie jugendlich aus, oder?
    Kl: Ja, so im Teenageralter.
    Th: Teenager, klar. Und ist der innere Er, sag ich jetzt mal, ist der auch in dem inneren Teenageralter?
    Kl: Der wächst mit.
    Th: Der wächst mit. Ah so. Das heißt, der ist inzwischen so alt wie der Körper?
    Kl: (nickt)
    Th: Ah so. Ich finde das alles wichtig, was wir da versuchen zu verstehen. Und trotzdem habt ihr das so gemalt. Als ob das Teenager sind oder ... Ist das aus der Situation, wie man damals war, oder ist es was wie heute oder gibt es einen anderen Sinn davon?
    Kl: Also, wir sind älter geworden, aber ...
    Th: Aha.
    Kl: ... die Situation ist ...
    Th: ...wie damals ...
    Kl: ... geblieben. Die ist dauerhaft.
    Th: Aha. Das ist praktisch diese Situation, wie immer wieder im Innen auch.
    Kl: Ja.
    Th: Auch heute, so alt wie man ist. Ah so. Hm. Ich finde das interessant, dass ihr am Anfang erst diese Pistole hier hingelegt habt, und hier taucht die auf dem Bild wieder auf.
    Kl: Das ist ganz peinlich. Also das, das war ganz spontan, die allererste Arbeit mit Speckstein, die wir hier gemacht haben [die kleine Pistolen-Skulptur], und ich wusste auch nicht, ob die hier irgendwo überlebt hat ... Eigentlich wollte ich die mitnehmen, wegschmeißen, oder so.
    Th: Und versteht ihr das, dass ihr das gemacht habt, damals? Wie kann man das verstehen? Alle helfen mit und wir versuchen ein bisschen zu verstehen.
    Kl: Ich wusste ja nicht, was da so kommt, und die erste Klinik, wo ich mal war ...
    Th: Hm.
    Kl: ... da bin ich eigentlich wegen einer Kniegeschichte hin. Das hat sich dann doch so umgepolt ... [Anm: Plötzlich ging es damals um ihr Stimmenhören.]
    Th: Hm.
    Kl: ... und ich wusste das nicht. Und konnte mit dem überhaupt nicht umgehen.
    Th: Hm.
    Kl: Und das war dann so, dass man vieles raufgeholt hat, preisgegeben, was weiß ich ...
    Th: Hm.
    Kl: Und dann ging dieser ganze Prozess los. Bis dahin war es alles schön unter ...
    Th: ... dem Deckel?
    Kl: ... unter dem Deckel, ja.
    Th: Hm.
    Kl: Und dann wurde alles so lebendig, und dann war der Teil (deutet auf den Jungen auf dem Bild) ähm ... Der wollte das ganz schnell wieder beenden. Er wollte genau diese Identität, die er hat, die wollte er ausleben. Er wollte so sein wie er [auf dem Bild].
    Th: Hm. Ach so. Hat er den Vornamen von dem Vorbild angenommen?
    Kl: Nein. (zuckt zurück)
    Th: Nur so viel sagen, wie’s o.k. ist. Ganz vorsichtig, immer gucken, nur das sagen, was o.k. ist. Hm. Also der hat einen Namen.
    Kl: Ja, der heißt ... Bastard.

    Aquarell von Frau K.: „Bastard“
    Th: Oh, Hm. Ist kein schöner Name.
    Kl: Aber trifft’s. Das ist ja so.
    Th: Das ist so?
    Kl: Ja.
    Th: Ja?
    Kl: Also, wir sind ja beide ..., wir sind ja drei Bastards. Er ist einer [der Bruder], ich bin einer und in mir (klopft auf Brust) da gibt’s auch einen.
    Th: Aha ... Was verbindet die denn mit diesem Begriff? Das ist ja ein Schimpfwort, oder?
    Kl: Hm. Also ...
    Th: Findet ihr, dass ihr beschimpft werden müsst?
    Kl: Was heißt beschimpft, also ...
    Th: Oder ist es so, dass ihr sagt: „Da können wir stolz drauf sein, jawohl!“
    Kl: Nein, nein.
    Th: Nein?
    Kl: Nein ... Also er jetzt schon.
    Th: Er schon? Er zieht daraus eine eigene Würde?
    Kl: Ja.
    Th: Das ist wichtig. Aha, o.k.
    Kl: Ja.
    Th: „Ich bin so.“
    Kl: Ja.
    Th: Hm, o.k.
    Kl: Wir zwei (deutet auf das „Pistolen“-Bild von sich und dem Zwillingsbruder), ja, sind halt unehelich und insofern sind wir halt Bastarde.
    Th: Aha ... unehelich, jetzt verstehe ich das.
    Kl: Das wurde eben so bezeichnet.
    Th: Wer hat diese Angewohnheit gehabt, euch so zu nennen?
    Kl: Alle ... die Lehrer ...
    Th: Die Lehrer?!
    Kl: Also, das war halt auf dem Dorf so.
    Th: Das war auf dem Dorf so. Meine Güte, die waren ja wenig freundlich.
    Kl: Wir waren ja mehrere, ich habe ja mehrere Geschwister. Das waren eben Bastarde.
    Th: Ach Gott.
    Kl: Und dann wusste jeder, dass wir damit gemeint waren.
    Th: Wie findet ihr das heute, wenn ihr jetzt so sprecht? Wie findet ihr das, dass die so mit euch umgingen?
    Kl: Hm ... Ja, es ist nicht nett.
    Th: Nicht nett. Das stimmt.
    Kl: Ich kann das gut ...
    Th: ... wegtun?
    Kl: Ich kann das gut wegtun.
    Th: Das hat man geübt. Wenn man schon so bezeichnet wurde, ne? So, und ein Teil im Innern, der bezieht da sogar seine Identität und seine

Weitere Kostenlose Bücher