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Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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anderen Kindern, aber auch gegenüber Erwachsenen. Oftmals leben sie ihren Stress aus, wenn sie getriggert werden, im Sinne einer Fight-, also Kampf-Reaktion. Gleichzeitig sehen wir aber auch Kinder, die in hoher Täteridentifikation geradezu das aggressive Gewaltpotenzial und die verschiedenen aggressiven Verhaltensweisen der Täter-Eltern imitieren, indem sie plötzlich zuschlagen, ausrasten, schreien, Gegenstände werfen, oder kleinere Geschwisterkinder, manchmal ihre Haustiere, sadistisch quälen, während sie ihnen sagen, wie lieb sie sie haben. Das erleben wir sowohl in der Art, wie sie plötzlich sprechen, sich verhalten, bewegen, d. h., sie imitieren tatsächlich die erwachsenen Täter, unter denen sie selbst gelitten haben, in ihrem Verhalten und werden dann selbst zum Täter gegenüber anderen Kindern.
    MH: Wie entscheiden sich die Lebensverläufe (Prognosen) Ihren Untersuchungen nach, ob jemand zum Opfer und / oder Täter werden wird oder aus dem Zirkel der Gewalt aussteigen kann?
    KHB: Wenn jemand zum Opfer und / oder Täter geworden ist, ist es nach meiner Erfahrung sehr entscheidend, wann und wo er zum ersten Mal eine sichere Bindungserfahrung machen konnte und ob diese Erfahrung überhaupt jemals gemacht wurde. Hat er dies bereits in seinem bisherigen Leben verankern können und erlebt später eine traumatische Erfahrung, die ihn zum Opfer oder Täter hat werden lassen, dann können wir in der Therapie relativ rasch auf diese frühen „stabilen Inseln“ von bindungspositiven Erfahrungen zurückgreifen und die Therapie kann recht bald helfen, ein Kind aus der Gewalt und aus den inneren dynamischen Prozessen von negativen Täterintrojekten aussteigen zu lassen. Hat das Kind aber noch nie eine Erfahrung von Sicherheit gemacht, ist seine frühe Bindungsentwicklung eine „Sumpflandschaft“, wird die Therapie viel länger und umfangreicher sein und monatelang dauern. Das Kind wird bei uns in der stationären Intensiv-Psychotherapie eventuell zum ersten Mal in der Beziehung mit seinen Pflegepersonen, die auch milieutherapeutische Bindungspersonen sind, sichere Bindungserfahrungen im Alltag machen können. Dies wird ebenso mit seinen TherapeutInnen in der Einzel- und Gruppentherapie stattfinden können, um auf diesem Boden schließlich einen Ausstieg aus der Gewalt, also aus den täteridentifizierten und täterloyalen Anteilen, zu finden. Wie unsere stationären Erfahrungen mit der Intensiv-Psychotherapie zeigen, kann dies auch bei Kindern gelingen, die bereits im Säuglingsalter traumatisiert wurden, die Therapie dauert aber entsprechend länger. Wenn bereits gute Bindungserfahrungen zu einem früheren Zeitpunkt vorhanden waren, sind die stationären Behandlungszeiten kürzer, sie finden in einem Zeitraum von drei bis fünf Monaten statt. Dagegen haben wir bei erstmaliger Etablierung einer sicheren emotionalen vertrauensvollen Bindungsbeziehung in der Therapie Behandlungszeiten von circa zwölf Monaten. Auf diese Weise kann durch ein psychotherapeutisches Intensivkonzept, wie wir es für die stationäre Behandlung etabliert haben, erstmals ein Ausstieg gelingen und damit ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Die Nachuntersuchungen zeigen uns, dass sich die Kinder sowohl auf der Verhaltensebene, in ihren sozialen Beziehungen, als auch in ihren Bindungsrepräsentationen noch weiter stabilisieren und gesünder werden.
    MH: Die Rolle der Mütter bei der Weitergabe von Gewaltstrukturen (bislang wurde ja eher auf die Väter / Täter geschaut) – was ist Ihnen da aufgefallen?
    KHB: Wir sehen, dass die Mütter aufgrund ihrer eigenen Traumatisierungen, die oftmals nicht bewältigt sind, die gewalttätigen Übergriffe der Väter tolerieren, sie ignorieren, wegschauen, das Kind sogar dem Vater für gewalttätige Handlungen von körperlicher bis zu sexueller Gewalt zur Verfügung stellen. Wenn wir mit den Müttern ein Bindungsinterview machen, finden wir in der Regel, dass sie selbst unverarbeitete Traumatisierungen haben, die aus ihrer Kinderzeit stammen, also ebenfalls Erfahrungen von sexuellem Missbrauch, Gewalt, Deprivation und Vernachlässigung, die offensichtlich der Grund dafür sind, dass sie nicht in der Lage sind, ihre Kinder gegenüber Tätern zu schützen. Vielmehr führen die eigenen täterloyalen Anteile dazu, dass die Mütter sich dann auch als Erwachsene immer wieder Menschen mit Täteranteilen als Partner suchen. Diese Partner gehen dann ebenso gewalttätig mit den Kindern dieser Mütter und den

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