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Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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Bindungsangeboten basieren und das Verarbeiten der Schreckenserfahrungen ermöglichen. Das allerdings gilt vor allem dann, wenn dies mit „spezialisierter Behandlung und Supervision“ verbunden sei, so stellte auch die Vereinigung für die Behandlung von Sexualtätern (ATSA 2001, S. 1) heraus. Allerdings verweisen manche Autoren auch auf Befunde, „dass jugendliche Sexualtäter ihr Verhalten auch als Erwachsene weiter fortführen“ (Palermo & Farkas 2001). Das dürfte vor allem für diejenigen gelten, die keine gute Therapie bekommen. Doch auch bei denen in Therapie beträgt die Rückfallrate zwischen 8 und 18 % (Fritz 2003).
    Ohne Traumabehandlung keine Heilung
    In ihrer Studie für die Profiler in der Kriminalpsychologie kommen Fischer et al. (2012) zu dem Schluss, dass bei den Sexualtätern die bisherigen „Behandlungsprogramme ... häufig auf eine kurzfristige Veränderung unerwünschter Verhaltensweisen ab(zielen) (z. B. Anti-Aggressionstraining), ohne jedoch zugrunde liegende psychische Wirkmechanismen zu beleuchten, die ... sehr häufig in frühkindlicher (Komplex-)Traumatisierung ihren Ursprung haben. Wird dem wichtigen Aspekt der Traumabearbeitung keine Beachtung geschenkt, so sind erneute Reinszenierungen im Sinne einer Tendenz zur Wiederholung der traumatischen Erfahrung abzusehen.“
    Hinter diese Aussage der Kollegen kann man gar nicht genug Ausrufezeichen setzen.
    Zusammenfassung
    Was lässt sich aus dieser Vielzahl von (teilweise Überblicks-)Studien schließen?
Vernachlässigte und misshandelte, insbesondere sexualisiert misshandelte, Kinder neigen dazu, die Gewalt mit anderen Kindern „nachzuspielen“.
Wer Kinder sexualisiert angreift, hat besonders oft dieselbe Form von Gewalt, so gut wie immer aber Vernachlässigung und körperliche Gewalt erlebt.
Viele dieser Kinder und Jugendliche, die anderen sexualisierte Gewalt antun, imitieren genau das, was sie erlebt haben: Sie suchen sich Opfer in dem Alter, in dem sie selbst erstmals gequält wurden; sie spielen die Details ihrer eigenen Misshandlung mit ihrem Opfer nach etc.
Die „Karriere“ der späteren – meist männlichen – Sexualtäter beginnt früh.
Die Täter suchen sich grundsätzlich Schwächere; viele quälen nicht nur Kinder, sondern später auch Frauen.
Die Täter gehen sehr strategisch vor (das gilt sogar schon für kindliche Täter!), sie suchen sich ihre Opfer aus, umwerben sie, ziehen sie in „Spielsituationen“ hinein und gehen dann allmählich zu sexuellen Handlungen über. Wehrt sich das Opfer, wird es in der Regel mit Gewalt gezwungen. Die Häufigkeit, Intensität und Schwere der sexualisierten Gewalt steigert sich im Laufe der Zeit bei den Tätern – und auch die Zahl ihrer Opfer.
Etliche der jungen Täter begehen im Laufe ihres Lebens häufig noch andere (Gewalt-)Taten.
Es geht bei den Taten um Macht und Kontrolle, nicht um eine „Fixierung“ auf Kinder etc.
Das Internet ist eine zusätzliche Gefahrenquelle: durch die Flut an Gewaltdarstellungen, auch gegen Kinder; die leichte Erreichbarkeit von sexualisierten Darstellungen von (Gewalt an) Kindern und die Angebote, Kinder für Sex zu kaufen, sowie die Gefahr der Internet- und Sexsucht.
Ohne Bearbeitung der erlittenen Traumata keine Besserung der Rückfallgefährdung. Diese ist durch die Möglichkeiten des Internets und der sozialen Netzwerke, leicht an Opfer heranzukommen, eher größer als kleiner geworden.
    Wie schwer es ist, eine Prognose für eine Rückfallgefährdung aufzustellen, zeigt die HR-Dokumentation „Wenn Kinder Kinder missbrauchen“ von Anna Schilling, die am 9.1.2012 ausgestrahlt wurde. Hier wird die Therapeutin Britta Degoutrie vorgestellt, die mit sexuell übergriffigen Kindern arbeitet: „Die Jungen hier haben alle sexuelle Gewalt an jüngeren Kindern begangen. Immer geplant. Die wissen, was sie machen. Sie suchen sich Gelegenheiten, Orte, passende Opfer: Freunde, Nachbarskinder, jüngere Geschwister. Viele sind selbst missbraucht worden ... Ich bin viele Jahre in der Jugendhilfe und immer wieder erschreckt, was man Kindern antun kann. Auch erschreckt, wie wenig viele [der selbst sexuell übergriffigen, MH) Kinder dann noch an die eigenen Gefühle kommen.“
    In der hessischen Einrichtung, in der Britta Degoutrie arbeitet, bleibt jeder aufgenommene Junge grundsätzlich mindestens zwei Jahre, vorher wird keiner entlassen. Die HR-Reporterin Anna Schilling durfte einige der Jungen befragen. Auf ihre Frage: „Warum hast du das gemacht“ erhält

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