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Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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äußerlich kaum in der Lage, sich Gewalt gegen die eigenen Eltern vorzustellen, geschweige denn sie auszuüben.
Ob man eine Persönlichkeitsstörung hat oder nicht. Wer intensive Gewaltfantasien hegt, wird jede Gelegenheit nutzen, ihnen zu frönen, und vielleicht auch, sie heimlich in die Tat umzusetzen – auch wenn man sich äußerlich lange bzw. immer wieder angepasst verhält.
    Wer selbst Gewalt erlitten hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Gewaltfantasien bzw. -tendenzen ringen. Man sieht es z. B. an jugendlichen Sexualtätern – die vielleicht am besten untersuchte Gruppe von Tätern überhaupt. Ausführliche Informationen zu diesem Thema gibt es in Kapitel 7, „Die Gewaltkarriere sexuell ausgebeuteter Jungen“.
    8.3 Voraussetzungen für die Ausübung von Gewalt
    Damit sind drei Themen benannt, die in diesem Buch eine große Rolle spielen – vor dem Hintergrund, dass die Gewalt in der Regel früh selbst erfahren wird in der einen oder anderen Form und dann weitergegeben wird:
Gewalt wird meist gegen höchstens gleich Starke, viel häufiger aber gegen Schwächere ausgeübt: Schwache, weil betrunkene oder anderweitig körperlich oder geistig-seelisch eingeschränkte (oder kasernierte oder gefangene) Männer sowie Frauen und vor allem Kinder sind die typischen Gewaltopfer, sowohl von Einzelnen als auch von Gruppen von TäterInnen. Das Sich-Wehren gegen Größere und Stärkere bleibt meist ein Akt der Fantasie. Daher bringen die wenigsten Gewaltopfer ihre Peiniger zur Strecke, sondern rächen sich für die Demütigungen an anderen – an Schwächeren: Sie quälen Tiere, Kinder, Frauen, Behinderte ..., was bedeutet: Die Gewalt wird immer wieder weitergegeben.
Gegen primäre Bindungspersonen, in der Regel Mutter (oder Mutter-Ersatz) bzw. Vater (oder Vater-Ersatz) wehrt man sich erst, wenn man dazu in der Lage ist, also frühestens ab 12 oder 13 Jahren. Ein zorniges Kind oder ein wütender Jugendlicher werden Gewalthandlungen meist gegen Schwächere richten, gegen kleinere Kinder, etwa Geschwister oder jüngere Schulkameraden.
Wer eine Persönlichkeitsstörung hat, etwa eine dissoziale oder eine paranoide, eine Borderline- oder eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, um nur einige zu nennen, wird Situationen unrealistisch einschätzen, sich schneller bedroht oder gedemütigt fühlen, unter einem Mangel an Impulskontrolle leiden und / oder intensive Zwangsfantasien voller Gewalt mit sich herumtragen. Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung sind dadurch gekennzeichnet, dass sie auch in ihrem Alltags-Ich so empfinden, wie ihre Störung es ihnen vorschreibt. Sie können sich also nicht von dem „verstörten“ Teil in sich ausreichend distanzieren, sondern werden von dem Denken und Fühlen der entsprechenden Art „durch und durch“ eingenommen. Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung und intensiven Gewaltfantasien werden mit größerer Wahrscheinlichkeit als andere ihre Lust an der Zerstörung mehr oder weniger impulsiv in die Tat umsetzen. Auch diese Gruppe von Menschen wird vor allem Schwächere ins Visier nehmen – oder jemanden, den sie in eine schwache Position bringen können.
    Die typischen Gewaltopfer sind Frauen und Kinder. Und die meisten Kindesmisshandlungen geschehen im Beziehungsnahraum, also dort, wo ein Täter Macht über sein Opfer gewinnen konnte, wie Statistiken [4] zeigen: 78,5 % der Täter sind die Eltern, 6,5 % sind andere Verwandte und 4,1 % sind unverheiratete Partner eines Elternteils.
    Frauen, die bereits als Kinder Gewalt erlitten haben, werden dreimal so oft Opfer von Gewalt als Erwachsene. Frauen, die als Kind sexuelle Gewalt in der Familie erlitten, haben eine viermal so große Wahrscheinlichkeit, als Erwachsene wiederum Partnerschafts-Gewalt zu erleiden. In Zahlen: „Körperliche und / oder sexuelle Gewalt durch den aktuellen Partner gaben 18 % der unter 25-jährigen, 13–14 % der 25- bis 54-jährigen und 10–12 % der ab 55-jährigen Frauen an.“ Das hat die erste repräsentative deutsche Studie über Frauen und Beziehungsgewalt ergeben, die das zuständige Bundesministerium in Auftrag gegeben hatte. [5]
    Und was Gewalt gegen Kinder angeht, so ist es hierzulande auch nicht viel anders als in anderen Ländern (von dem Thema Kinderarbeit und der Erlaubnis, Kinder in der Öffentlichkeit zu misshandeln, einmal abgesehen). Eine UN-Studie ergab folgende Befunde:
    „Die meisten Gewaltakte finden im Verborgenen statt und werden selten bestraft. Weltweit wird Gewalt

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