Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
Vom Netzwerk:
gegenüber Kindern bis heute vielfach hingenommen und ist sogar in zahlreichen Ländern erlaubt. So haben lediglich 102 von über 200 Staaten körperliche Disziplinierungsmaßnahmen in Schulen verboten ... Dies ist Ergebnis der ersten weltweiten UN-Studie ,Gewalt gegen Kinder‘, die UNICEF gemeinsam mit dem Leiter des Projekts, Paulo Sérgio Pinheiro, in Berlin vorstellte. Aber auch dort, wo Gewalt gegen Kinder und Jugendliche gesetzlich verboten ist, wird die Umsetzung unzureichend überwacht. Gleichzeitig klafft eine Lücke zwischen den Versprechen von Regierungen, gegen Gewalt vorzugehen, und ihrer Bereitschaft, in Präventionsprogramme zu investieren ...
    Während extreme Gewalttaten an Kindern immer wieder für Schlagzeilen sorgen, findet die meiste Gewalt im Verborgenen statt. Fünf Lebensbereiche hat die UN-Studie detailliert untersucht: Familie, Schule, Heime und Gefängnisse, Arbeitswelt und Wohnquartier. Zu allen untersuchten Themengebieten legt die Studie auch Handlungsempfehlungen vor. Die Hauptforderungen an die Regierungen sind: Gewaltverbot, Abschaffung der Todesstrafe, Stärkung der Prävention sowie Ausweitung der Beratungs- und Hilfsangebote für Gewaltopfer.“ (Quelle: UNICEF Deutschland 2006 [6] ).
    Nun, die Todesstrafe haben wir zwar nicht, aber alle anderen Probleme sehr wohl.
    8.4 Gewalt gegen Männer
    Und Gewalt gegen Männer? Ist immer noch nicht breit untersucht, als wäre auch das ein Tabu. Eine Studie der Bundesregierung [7] ergab folgende Zahlen: Drei von fünf Männern sagten, dass sie als Kinder oder Jugendliche geschlagen, geohrfeigt, getreten oder verhauen worden sind. Zwei von fünf Männern sind belästigt oder bedroht oder ihnen ist aufgelauert worden. Jeder fünfte Mann wurde überfallen, beraubt oder bestohlen. Jeder sechste Mann hat Verletzungen, wie z. B. Schnittwunden, Knochenbrüche, Quetschwunden oder Verbrennungen, durch andere erlitten. Jeder neunte Mann wurde mit einer Waffe bedroht oder verletzt.
    Das war das Thema körperliche Gewalt. Was die psychische Gewalt anging, so berichteten die repräsentativ ausgewählten Männer Folgendes: „Drei von fünf Männern geben an, in ihrer Kindheit und Jugend schikaniert, schwer beleidigt, eingeschüchtert oder gedemütigt worden zu sein. Zwei von fünf Männern berichten, dass sie von Älteren oder Erwachsenen über Dinge informiert wurden, die sie belasteten und sie niemandem weitererzählen sollten. Jeder achte ist als Kind oder Jugendlicher erpresst oder zu etwas gezwungen worden.“
    Und sexualisierte Gewalt? „Von eindeutiger sexualisierter Gewalt in der Kindheit und Jugend berichtet etwa jeder zwölfte der befragten Männer, womit sich die Studie im Bereich von Häufigkeiten bewegt, die auch andere, darauf spezialisierte Studien erfasst haben. Darüber hinaus geben viele Befragte an, sexuell belästigt worden zu sein“ (Quelle: „Gewalt gegen Männer. Personale Gewaltwiderfahrnisse von Männern in Deutschland. Ergebnisse der Pilotstudie“, s. FN 7).
    Der Zirkel der Gewalt ist schier endlos: Vernachlässigte und gequälte Kinder neigen besonders dazu, Gewalt weiterzugeben. Gesellschaftliche Akzeptanz von Gewalt durch Männer an Frauen und Kindern, durch Frauen an Kindern, von Jungen und Männern untereinander hilft, die Gewalt zu verbreiten. Medien wie Gewaltspiele, -Filme und ein schier unerschöpflicher Vorrat an Gewaltdarstellungen aller Art, die nur einen Mausklick entfernt im Internet zu finden sind, wird gefährdete Menschen dazu verführen, sich immer weiter hineinzusteigern in das Gefühl, „ein Recht“ auf das Ausüben von Gewalt zu haben.
    Dass Medien und Strafverfolgungsbehörden oft noch einen sehr langen Weg vor sich haben, bevor sie sich eindeutig an die Seite der Opfer und Überlebenden stellen können, zeigt folgendes Beispiel:
    Sexualtäter und die öffentliche Meinung
    Wehren sich Eltern einmal gegen den Täter, der ihre Kinder gequält hat, haben sie nicht nur ein Verfahren wegen Körperverletzung zu gegenwärtigen – sondern nicht selten auch die Presse gegen sich, wie das folgende Beispiel beweist:
Göttinger Tageblatt vom 7. Mai 2012
Eltern prügeln Sextäter ins Krankenhaus
Von Karl Doelke, St. Andreasberg
Nach dem Missbrauch zweier Nachbarskinder haben die Eltern eines der Mädchen den mutmaßlichen Täter in St. Andreasberg (Kreis Goslar) so schwer verprügelt, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Der Missbrauch der acht und neun Jahre alten Nachbarskinder liegt einige Wochen

Weitere Kostenlose Bücher