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Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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zweimal hatte ich schon Kontakt zu diesen inneren Anteilen, die sich automatisch im Moment der höchsten Not mit den Tätern identifizieren mussten. Und spürte, wie sie hin- und hergerissen waren zwischen: „Da ist da draußen jemand, der mich / uns ernst nimmt, zuhört und nachfragt und merkt, dass wir dann auftauchen, wenn die Gefühle der anderen da innen so stark werden“ und dem Wiederholen höhnischer und zynischer Kommentare, wie sie die Täter auch früher schon gemacht haben, wenn das Kind sich an freundliche Menschen wenden wollte. Und ich ahne: Wenn das Reorientieren und Flashback-Verhindern klappen soll, werden genau diese täterimitierenden oder auf andere Weise innerlich in Opposition zur Therapie befindlichen Anteile eine Rolle spielen müssen. Sie können helfen – wenn sie wollen. Sie haben längst in der Klientin ein Eigenleben entwickelt; sie verfügen über einen eigenen Willen, eigene Möglichkeiten des Denkens, Fühlens und Handelns – an den erwachsenen Alltagspersönlichkeiten vorbei, von denen, wie ich inzwischen weiß, sich mehrere die Aufgaben teilen.
    Es wird also dauern, bis eine koordinierte Form von Bewusstseinsveränderung – hin zu den traumatisierten Kinderanteilen, hin zu anderen Bereichen des Innenlebens, hinschauen, zuhören und etwas verstehen, und dann wieder zurück ins Alltagsbewusstsein – ohne Absturz oder zwanghaftem „Ventil-Öffnen“ möglich ist. Vielleicht wird es Jahre dauern. Und ich werde da sein, um diesen Prozess zu begleiten, wenn ich soll. Ja, es ist eine anstrengende Arbeit und doch lohnt sie sich sehr. Hätte ich es nicht schon oft erlebt, würde ich sicher manchmal verzweifeln. Und noch mehr dazu neigen als ohnehin leider manchmal, einfachere Lösungen vorzuschlagen.
    Dabei weiß ich doch, wie jede KollegIn auch: Jeder Mensch ist ein Universum für sich. Manche können sich rasch und gut reorientieren, manche brauchen Zeit. Manche versuchen, mit dem Verlust des Bewusstseins zu spielen, manche strengen sich enorm an, nur ja ihr Alltagsbewusstsein zu behalten. Manche sind zerrissen zwischen vielen unterschiedlichen Wünschen und Strebungen und Automatismen. Aber die meisten versuchen mit allem, was sie haben und können, ihr Leben zu meistern. Bewundernswert!
    Übrigens: Meine Klientin hat mir freundlicherweise für diesen Text ihre Stundenzusammenfassung vom Tag, an dem dieser Krampfanfall stattfand, zur Verfügung gestellt. Hier ein Auszug:
„Im ersten Teil ging es um die Arbeitsplatzproblematik. Dann machte Frau Huber einen Schnitt und meint, dass es ihr jetzt noch wichtig sei zu gucken, wie es den Kleinen geht. Das tut gut, dass sie die nicht vergisst ... Mal wieder ein ‚Beweis‘ für die DIS ist, dass ich jetzt auf einmal nicht mehr weiß, wie es dann genau weiterging. Das Arbeitsthema konnte ich so runterschreiben ... Ich weiß auch nicht, wer mit ihr gesprochen hat. Der erste Teil ist gerade ganz weg. Dann weiß ich, dass es innere Widersprüche gab, die zunächst nicht ausgesprochen werden konnten. Dann wurden sie doch ausgesprochen und zunehmend kam Verzweiflung auf, Tränen kamen. Es wurde von dem Bild im Krankenhaus gesprochen, wo [sie sehr klein war und ihre] Mama an dem Intensivfenster stand und weggegangen ist. Dass ich sehe, wie ich nach ihr schreie und ganz unruhig im Bett bin. Das Bild sollte ich auf die weiße Wand projizieren, damit es nicht so nah ist. Ich sagte, dass zu dem Bild die Gefühle passen würden. Dann sprachen wir über den Wunsch nach Halt ... und wir konnten weinen. Frau Huber hat unsere Gefühle bestätigt, war DA. Ich habe dann irgendwann ... [ihre Kuscheltiere, die innere Helfer symbolisieren] aus der Tasche genommen, und als die gedrückt werden konnten, konnten auch noch ein paar Tränen mehr fließen.
Dann kam irgendwann Verzweiflung und ein erstes Zittern fing an, weil innen dennoch ständig eine Zensur war und ständig so viel Zusammenreißen wie noch möglich; weil ständig irgendwelche abwertenden Kommentare in meine Richtung kamen und gleichzeitig das Gefühl da war, vor lauter Druck gleich zu zerspringen.
Ich spürte, dass wir zeitlich zum Ende kommen mussten. Da war aber noch so viel Gefühlsdruck. Es kamen die Gedanken, wir müssen uns jetzt zusammenreißen, wir müssen jetzt gehen, die Zeit ist um. Aber die Gefühle sind noch wild im Körper rumgerast, weil auf einmal so viele da waren, die wir täglich irgendwo wegpacken, um den Alltag zu schaffen. Sie [MH] merkte, dass sie uns noch nicht gehen

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