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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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war nervös. Wegen Lise. Und wegen dem, was sie gesagt hatte. Und wegen Freya, weil er nicht wußte, wie sie auf ihre verstörte Mutter reagieren würde.
    Er hielt an einem Supermarkt und kaufte mit Freya zusammen ein. Er ließ sie schnattern. Es war ein schönes Gefühl, sie dabeizuhaben, aber was Lise gesagt hatte, ließ ihm keine Ruhe. Obwohl es ja unmöglich war. Die Amerikaner hatten Vuk für tot erklärt. Sie mußte einen Doppelgänger gesehen haben, einen Geist. Ihre Phantasie hatte ihr einen Streich gespielt. Eine andere Erklärung gab es nicht.
    Das sagte er ihr auch, aber sie waren sich einig, sich erst einmal um ihre Tochter zu kümmern und sich mit dem Thema ein wenig zurückzuhalten, damit Freya keine Angst bekam. Sie könnten später darüber reden. Er hatte Lise einen Rotwein eingeschenkt und die Tür zum Garten geöffnet, um den Zigarettenrauch abziehen zu lassen. Es war zu kalt, um draußen zu essen. Freya setzte sich auf Lises Schoß und ließ sich knuddeln, rutschte aber rasch wieder runter. Er plazierte sie vor dem Fernseher und legte eine Videokassette für sie ein. Dann nahm er den Aschenbecher, spülte ihn ab und stellte ihn neben Lises Glas. Sie lächelte ihn dankbar an. Ihre Augen waren rot und ein wenig geschwollen. Sie stand auf und gab ihm einen Kuß auf die Wange.
    »Danke, Per«, sagte sie und ging ins Bad. Als sie zurückkam, sah sie etwas frischer aus, aber die Blässe ließ sich nicht so schnell vertreiben. Sie hatte sich ein bißchen geschminkt und die Lippen nachgezogen. Er fing an, Essen zu machen. Sie setzte sich mit ihrem Wein an den Eßtisch. Die Küche war zum Eßzimmer hin offen, sie konnten sich problemlos unterhalten, aber sie nippte nur an ihrem Wein und sagte nichts. Als ließe sie sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Oder weil Freya die Ohren spitzte. Als die Kleine ihn mit den Töpfen rumoren hörte, kam sie gleich angerannt.
    »Ich mache mit Papa Essen«, sagte sie und zog ihren Kinderstuhl an den Tisch heran. Per schnitt die beiden Hähnchenfilets in Streifen und zerhackte eine Zwiebel und zwei Knoblauchzehen. Er hatte frische Erbsen gekauft, und Freya durfte sie enthülsen.
    »Kannst du mir noch einmal ganz genau erzählen, was du erlebt hast«, sagte er, während er einen Klecks Butter in der Schmorpfanne schmelzen ließ.
    »Du glaubst mir ja doch nicht.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, daß die Amerikaner uns vor über einem halben Jahr mitgeteilt haben, daß der Mann tot ist. Das kann doch kein Irrtum sein.«
    »Wer ist tot, Papa?« Freya durfte Curry auf die Butter streuen und umrühren. Lise schaute ihnen zu. Per machte eine gute Figur mit seiner Schürze und dem Kind neben sich. Er konnte so cholerisch sein, aber wenn es um Freya ging, war er sanftmütig wie ein Engel.
    »Ach, niemand, Schätzchen. Keiner, den du kennst.«
    »War das ein Schurke?« Das war ein neues Wort. Sie liebte es.
    »Ja, er war ein Schurke.«
    Damit gab sie sich zufrieden. Er ließ sie die Zwiebelstückchen in das angeschmorte Curry geben und ließ sie umrühren.
    »Ich weiß, was ich gesehen habe«, sagte Lise.
    »Gut. Erzähle!«
    Lise nahm einen Schluck und zündete sich eine Zigarette an. Der Rauch zog durchs Wohnzimmer und durch die halb geöffnete Terrassentür in den hellen, kühlen Abend hinaus. Man hörte die Vögel und das leise Brummen eines Flugzeugs, das zur Landung auf dem nahegelegenen Flugplatz in Værløse ansetzte. Er sah, daß die Hähnchenstreifen braun geworden waren, übergoß sie mit Bouillon, drehte die Hitze herunter und ließ Freya einen Deckel auflegen. Die Erbsen waren fertig. Per schnitt Tomaten in Scheiben, streute ein wenig feingeschnittene Zwiebel darauf und goß vorsichtig Öl und Weißweinessig darüber. Lise berichtete: »Ich war im Magasin. Ich wollte mir einen BH kaufen – als wenn das jetzt wichtig wäre, was ich mir kaufen wollte. Heute nachmittag. Danach wollte ich in die Bücherabteilung hoch, um da noch ein bißchen zu stöbern, und stand auf der Rolltreppe. Auf der westlichen Seite am Bremerholm. Ich bin früh von der Arbeit weggegangen. Ich wollte Freya früher abholen, aber … das habe ich dann einfach vergessen.«
    Sie machte eine Pause, nahm einen Zug aus ihrer Zigarette und einen Schluck Wein. Per paßte auf Freya auf, die Lauch langsam in gleich große Stücke schnitt. Sie hatte ihn selbst gewaschen. Per war immer bereit einzugreifen, aber die Kleine ging sehr vorsichtig und behutsam vor. Sie gaben den Lauch zu

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