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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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nunmehr bereit war, den Schleier des Geheimnisses ein wenig zu lüften.
    Offenheit und Transparenz waren die neuen Modewörter. Und die Forderung nach mehr Offenheit war mit der drastischen Erhöhung der Mittelbewilligungen und der Anzahl der Mitarbeiter nach dem 11. September erheblich lauter geworden. Das neue Terrorgesetz war soeben in Kraft getreten. Es verlieh dem Dienst größere Befugnisse und neue Instrumente. Gewisse Teile des politischen Apparats waren dagegen, daß die Bürger nun leichter zu überwachen und zu kontrollieren waren. Hinter dem Gesetz stand zwar eine solide Mehrheit, aber Vuldom sah es offensichtlich als notwendig an, sich die Gunst des Gesetzgebers auch weiterhin zu erhalten.
    Toftlund befolgte Vuldoms Anweisungen haargenau, und es ging viel besser, als er es erwartet oder in Wahrheit vielleicht sogar befürchtet hatte. Die Ausschußmitglieder erwiesen sich als umgänglich, professionell und interessiert. Er legte ihnen die Lage dar und zog dann den Schluß, daß natürlich auch Dänemark ein Ziel internationalen Terrors werden könne, das Risiko aber sehr gering sei. Selbstredend behalte der PND die Bedrohung sorgfältig im Auge. Er spürte ihr Interesse, als er davon berichtete, daß der Einsatz von V-Leuten verstärkt worden war, und ihr Verständnis dafür, daß er dabei nicht ins Detail gehen konnte.
    Als er geendet hatte, fragte ein weibliches Mitglied des linken Flügels: »Können Sie uns einige der Gruppen nennen, die Sie besonders observieren?«
    Er hatte die Frage schon erwartet und antwortete: »Außer der genannten Hizb ut-Tahrir al-islami sind da vor allem vier Organisationen zu nennen. Ich möchte noch einmal betonen, daß es zwar keine aktiven Terrorzellen auf dänischem Boden gibt, aber Sympathisanten. Ganz besonders beobachten wir die sogenannten Talentscouts. Das sind sowohl dänische Staatsbürger als auch ausländische Agenten, die in islamistischen Kreisen oder an ihren Rändern tätig sind, um Rekruten für den internationalen Terrorismus zu gewinnen. Wir wissen auch, daß in Dänemark ansässige Personen in Übungslagern gewesen sind oder an Operationen in Afghanistan, Bosnien oder Tschetschenien teilgenommen haben. Und wir achten natürlich darauf, ob sie sogenannte Schläfer sind oder werden – Leute, die darauf warten, in Aktion zu treten. Heutzutage operieren Terroristen oft mit einem sehr langen Vorlauf.«
    »Aber Namen können oder wollen Sie nicht nennen?«
    Toftlund schaute in seine Notizen.
    »Wie gesagt, es handelt sich vor allem um vier Organisationen in Dänemark. Den Islamischen Dschihad, der palästinensisch ist. Den ägyptischen Jama’a al-islamiyya sowie die GSPC, die eine algerische Basis hat. Und schließlich eine Organisation namens Osbat al-Ansar, die ebenfalls Anhänger in Dänemark hat. Alle haben sie irgendeine Verbindung zu al-Qaida. Und ihre Propaganda ist eindeutig antidemokratisch.«
    »Warum werden sie dann nicht festgenommen?«
    Toftlund sah sich den Fragesteller an. Er kam von der anderen Seite des politischen Spektrums.
    »Weil sie keine Gesetze gebrochen haben.«
    »Aber Sie sagen doch, sie würden Terroristen unterstützen.«
    »Ich habe gesagt, daß sie mit al-Qaida und mit al-Qaidas Zielen sympathisieren, aber das ist in diesem Lande nicht gesetzwidrig.«
    »Aber Sie observieren sie?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und die potentiellen Terroristen, die sind also in den muslimischen Kreisen zu finden?«
    »Wir observieren auch links- und rechtsextremistische Gruppen.«
    »Aber dort sehen Sie keine Terrorgefahr? Jedenfalls zur Zeit nicht? Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist das Risiko in den muslimischen Gruppen am höchsten, ja?«
    Toftlund atmete tief durch. Vuldom räusperte sich.
    »Wenn ich mich kurz einschalten darf? Danke.« Sie schaute die Mitglieder des Ausschusses an. Die saßen da wie die Schulkinder und warteten.
    »Der PND ist der Auffassung«, sagte sie, »daß es sogar ganz wesentlich ist, daß es Foren gibt, in denen sich Muslime aller Richtungen äußern können. Daß die Gesellschaft bereit ist, moderate muslimische Mitbürger als gleichwertig anzuerkennen. Daß sie von der Mehrheit als ein Teil Dänemarks betrachtet werden. Oder als Teil der westlichen Welt allgemein. Wir sind der Auffassung – und die teilen wir mit unseren Kollegen in Europa –, daß den moderaten Kräften in den muslimischen Milieus der einzelnen Länder …«, sie zögerte, ehe sie fortfuhr, »… zweckmäßige Möglichkeiten garantiert

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