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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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Halle. Sie rauchte eine Zigarette. Sie wußte genau, daß er es auf den Tod haßte, wenn sie in Gegenwart von Freya qualmte. Freya war das egal. Mit wehenden Haaren und dem kleinen gelben Bären unterm Arm lief sie ihrer Mama entgegen. So klein, wie sie war, hatte sie doch schon die grazilen Bewegungen ihrer Mutter. Per blieb einen Moment lang stehen.
    »Sag Papa auf Wiedersehen, Freya«, sagte Lise.
    Freya drehte sich um, lief zu ihm und gab ihm einen Kuß auf den Mund und legte ihre Ärmchen um seinen Hals, und er wünschte plötzlich nichts sehnlicher, als daß sie alle drei glücklich zusammenleben könnten. Er setzte das Kind auf den Boden.
    »Ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme«, sagte er und wies mit dem Kopf auf die apokalyptischen Bilder des laufenden Fernsehers in der Halle, die die Blicke der Leute auf sich zogen.
    »Okay.«
    »Lise … ich …«
    »Ich hab auch zu tun. Komm, Freya. Oma kommt gleich und holt dich ab, aber erst kannst du noch ein bißchen was malen, mit den vielen Stiften von Frau Hansen, weißt du?«
    Er sah sie weggehen. Sie drehten sich beide nicht um. Sein Auto blockierte den Verkehr, aber die wütenden Zurufe waren ihm piepegal. Mit blinkendem Blaulicht raste er den Åboulevard zum Hauptquartier des Polizeilichen Nachrichtendienstes hinauf, der noch immer im zweiten Stock des Polizeireviers in der Borups Alleé residierte. Alle Fenster des rotbraunen Betongebäudes waren erleuchtet. Er war nicht der einzige, der mit quietschenden Reifen und dem magnetisch befestigten Blaulicht für Zivilfahrzeuge auf den Parkplatz bog. Er trabte direkt in Vuldoms Chefzimmer. Julie, ihre Sekretärin, hatte rote Wangen, preßte den Telefonhörer ans Ohr und schaute abwechselnd auf ihren Computer und einen kleinen Fernsehempfänger.
    Jette Vuldom stand am Fenster und blickte in den Regen hinaus. Die Aussicht auf den gewohnten Verkehr und ein Zirkuszelt, das jeden Sommer auf der anderen Seite der mehrspurigen Straße errichtet wurde, hatte etwas absurd Alltägliches. Das große Zelt war grau und naß. Wahrscheinlich gab es nicht viele Orte auf dieser Welt, an denen es erlaubt gewesen wäre, ein vorher nicht weiter überprüftes Zelt so nahe am Herzen des Geheimdienstes aufzustellen. Sie rauchte eine Zigarette und sagte, ohne ihn anzusehen: »Schön, daß du beinahe sofort kommen konntest.« Sie drehte sich um und wies auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Ihr Gesicht war ruhig und zeigte nicht die Spur von Erregung, die sie zweifellos empfinden mußte. In einer Situation, in der möglicherweise die ganze westliche Welt eine neue, massive Form des Terrorismus erlebte, hatte sie die oberste Verantwortung für die innere Sicherheit des Landes und den Schutz der Regierung und anderer wichtiger Personen und Institutionen. Es war keine beneidenswerte Aufgabe, aber sie war gewiß nicht die Schlechteste für diesen Job, dachte er.
    Vuldom setzte sich auf ihren drehbaren Schreibtischstuhl aus Leder, beugte sich vor und sagte: »Die Situation ist noch völlig ungeklärt. Der amerikanische Präsident wird von einer Airbase zur nächsten geflogen. Bislang gibt’s keine Bekennerschreiben. Wir wissen, daß vorläufig mindestens vier Flugzeuge involviert sind, die wie Marschflugkörper benutzt wurden. Selbstmordattentate in einer bisher nie gesehenen Größenordnung. Die Amerikaner befehlen sämtlichen Flugzeugen zu landen. Sie machen ihren Luftraum dicht. Zu mehreren Maschinen hat man immer noch keine Verbindung herstellen können. In Europa wurden noch keine Angriffe gemeldet, aber man muß die Möglichkeit unbedingt in Betracht Sachen. Hier ist alles in Bereitschaft. Wir haben Kontakt zu allen Regierungsmitgliedern, dem Parlamentspräsidium usw. Der Regierungsbunker wird vorbereitet, für den Fall eines Angriffs. Sonderwachen vor der Amerikanischen Botschaft. Das Königshaus steht unter Beobachtung. Wir haben Leute in der Kommandozentrale des Polizeipräsidiums. Und Vuldoms Stellvertreter Mervig koordiniert den Austausch mit dem befreundeten Ausland. Alles scheint nach Plan zu verlaufen, aber unser Kopilot heißt Chaos. Der Anschlag kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Und wir wissen nicht, ob noch mehr kommt.«
    Sie steckte sich eine neue Zigarette an.
    »Man weiß nicht, wer die Flugzeuge gesteuert hat?«
    »Nein.«
    »Keine Mitteilungen an die Medien?«
    »Nein.«
    »Verbindungen zu Dänemark?«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Unbekannt. Das ist eine ganz neue Bedrohung, Per. Sie wirft alle Annahmen über

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