Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Feind in deiner Nähe

Titel: Der Feind in deiner Nähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
Vom Netzwerk:
kegelförmigen Turmspitzen. Ich studierte die Karte, um den schnellsten Weg nach Corresham ausfindig zu machen, das sich zusammen mit mehreren anderen Dörfern in einem von drei größeren Straßen gebildeten Dreieck drängte und nicht weit von der Küste entfernt war.
    Anfangs war es ganz einfach. Wir bogen nach links in eine weitere kleine Straße ein, die auf der Karte gelb markiert war, passierten ein paar Dörfer und bogen dann ein weiteres Mal ab.
    »Nun haben wir es fast geschafft«, erklärte ich. »Es sind nur noch ein paar Kilometer. Wir müssen gleich an eine Kreuzung kommen.«
    Kurz darauf sagte ich: »Inzwischen müssten wir längst da sein.

    Moment. Das ist Foxgrove, da wollen wir gar nicht hin.«
    »Was soll ich machen?«
    »Bieg da vorne links ab. Nein, da geht es nach Lengham. Ich versteh das nicht. O Gott. Fahr einfach geradeaus weiter. Oder nein, vielleicht sollten wir lieber umdrehen und zurückfahren.«
    Am liebsten hätte ich laut losgeheult.
    Todd hielt an und warf selbst einen Blick auf die Karte. »Das ist wirklich verwirrend«, sagte er. »Lass uns zu dem Pub da vorn fahren und fragen.«
    »Dann nichts wie hin.«
    Ich sprang schon aus dem Wagen, während er noch rollte, und rannte auf das Pub zu. Inzwischen hatte es mehr oder weniger zu regnen aufgehört. Ich stieß die Tür auf, lief an ein paar Männern vorbei zur Bar und fragte die Frau hinter der Theke.
    »Können Sie mir sagen, wie ich nach Corresham komme?«
    »Corresham? Lassen Sie mich mal überlegen.« Sie nahm mit einer Metallzange einen Eiswürfel aus einem Behältnis und ließ ihn in ein Glas fallen.
    »Es ist dringend«, sagte ich. »Ein Notfall.«
    »Am besten, sie fährt die Stone Street entlang«, meinte einer der Männer. »Das ist eine Abkürzung.«
    »Wo ist die Stone Street?«
    Während ich schon wieder auf die Tür zusteuerte, beschrieb er mir den Weg auf unnötig komplizierte Weise.
    »Links, rechts, rechts, links«, wiederholte ich das Wesentliche.
    Auf dem Rückweg zum Wagen trat ich in eine tiefe Pfütze, sodass ich klatschnasse Füße hatte, als ich wieder zu Todd ins Auto stieg. »Links, rechts, rechts, links. Los!«
    Kurz darauf erreichten wir Corresham, das eigentlich nur aus ein paar an der Straße entlang errichteten Häusern bestand.
    »Gott sei Dank. Mal sehen, Mill House, The Nuttings, Pond Far … Wo, zum Teufel, ist Ash Tree House? Ich kann es nicht erkennen.«
    »Vielleicht das da?«
    »Es scheint keinen Namen zu haben. Soll ich schnell raus-springen und nachsehen? Es brennt ein Licht, also ist jemand da.«
    Ich sprintete den Weg entlang und hämmerte mit der Faust an die Tür. Vielleicht würde mir Holly öffnen. Oder Charlie. Aber als die Tür schließlich ein Stück aufging, musste ich erst einmal meine Blickhöhe ändern, denn vor mir stand ein kleines Mädchen. Sie hatte Zöpfe und trug ein gelbes Nachthemd. »Ist deine Mutter auch da?«, fragte ich.
    »Meine Mutter ist gestorben«, antwortete sie mit ernster Miene.
    »Oh, das tut mir Leid. Dann vielleicht dein Vater?«
    »Daddy!«, rief sie mit hoher, piepsiger Stimme. »Daddy, da ist eine Dame, die dich sehen möchte.«
    »Frag sie bitte, wer sie ist, ja?«
    »Es handelt sich um einen Notfall!«, rief ich ins Haus und schob die Tür ganz auf. »Wo ist bitte Ash Tree House?«
    Er kam die Treppe herunter. »Ash Tree House? Ich glaube, das ist das Haus unten im Tal. Ich bin mir sogar ziemlich sicher.
    Liz!«, rief er nach oben. »Welches Haus ist Ash Tree House? Ist es das mit dem Bach am Ende des Gartens, das auf dem Weg zum Rose and Crown liegt?«
    »Ja, warum?«
    »Da ist eine Dame, die –«
    »Bitte beschreiben Sie mir einfach den Weg«, unterbrach ich ihn. »Es ist dringend.«
    »Dort entlang und dann die erste rechts, den Hügel hinunter.
    Es ist eher ein Weg als eine Straße«, erklärte er.

    Ash Tree House war auch eher ein Cottage als ein richtiges Haus. Weiß gestrichen, stand es ganz allein in einem kleinen Tal. Dahinter lag ein Wäldchen. Es brannte kein Licht, und es kam auch kein Rauch aus dem Kamin. Das kleine Haus wirkte kalt und verlassen.
    Nachdem ich wieder ausgestiegen war, um für den Wagen das Tor zu öffnen, stieg ich gar nicht mehr ein, sondern lief die paar Meter zum Haus hinunter. Ich trat unter das kleine Vordach und betätigte den Klopfer. Keine Reaktion. Ich kniete mich auf den Boden und schob die Metallklappe des Briefschlitzes auf, sah aber nichts. Verzweifelt presste ich mein Gesicht an die Fenster-scheibe, konnte in

Weitere Kostenlose Bücher