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Der Feind in deiner Nähe

Titel: Der Feind in deiner Nähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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aber wert. Dabei bin ich manchmal schier wahnsinnig geworden. Du kannst dir gar nicht vorstellen, in welch peinliche Situationen sie mich schon gebracht hat …«
    »O doch, dass kann ich durchaus«, meinte Todd.
    »Aber ohne sie hätte ich vieles gar nicht gemacht. Holly bringt einen dazu, Dinge zu tun, die einem auf den ersten Blick verrückt erscheinen, aber dann denkt man sich: Warum eigentlich nicht? In letzter Zeit ist irgendwas schief gelaufen, sodass nur noch der verrückte Teil übrig blieb. Was du kennen gelernt hast, ist nicht die wahre Holly.«
    »Meine Meinung über sie ist doch gar nicht so wichtig.«
    Ich streckte die Hand aus und streichelte über sein seidiges braunes Haar. »Doch. Für mich schon. Sehr wichtig sogar. Holly wollte nicht nur sich selbst zerstören, sondern hat auch alles Mögliche unternommen, um mich von sich wegzutreiben.
    Vielleicht hat sie damit auch nur wieder versucht, sich selbst Schaden zuzufügen – indem sie die Menschen vergraulte, die sie liebten.«
    Ich stand auf, zog Todd von seinem Stuhl hoch und schlang die Arme um ihn. »Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust«, sagte ich.
    »Natürlich.«
    »Die meisten Leute würden erst mal fragen: ›Welchen?‹«
    »Ich nicht. Nicht bei dir.«
    »Oh.« Ich zwinkerte ihm zu und hätte vor lauter Rührung fast vergessen, was ich eigentlich sagen wollte. »Ich möchte, dass du mir zuliebe versuchst, Holly so zu mögen, wie sie im Moment ist. Später wirst du sie wahrscheinlich gut leiden können.«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Und wenn ich heute Abend bei ihr im Krankenhaus war, komme ich gleich zu dir.«
    »Das ist meine Bedingung.«

    Ich saß fast eine Stunde schweigend an Hollys Bett. Manchmal öffnete sie für ein paar Sekunden die Augen, schlief dann aber gleich wieder ein. Ich wurde selbst auch ganz müde, sodass ich erschrocken hochfuhr, als sie plötzlich zu sprechen begann.
    Dabei verstand ich erst gar nicht, was sie sagte, weil sie so leise und undeutlich sprach.
    »Was?«

    »Ich habe Angst.«
    »Wovor? Oder einfach nur so?«
    »Vor dem Heimkommen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Irgendwann muss ich hier wieder raus. Zurück in die Welt.
    Hier fühle ich mich sicher.«
    »Charlie hat mir erzählt, dass sie Stuart gegen Kaution freige-lassen haben. Aber ich glaube nicht, dass er noch mal versuchen wird, dir etwas anzutun.«
    »Seinetwegen mache ich mir auch keine Sorgen. Ich überlege mir schon die ganze Zeit, ob ich meine Anzeige vielleicht zurückziehen soll.«
    »Auf keinen Fall. Er hätte dich genauso gut umbringen können.«
    »Er war bloß zufällig als Erster zur Stelle.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, wenn er es nicht gewesen wäre und ich jetzt nicht selbst versucht hätte, mir den Rest zu geben, dann hätte es vielleicht Rees getan. Als ich im Sterben lag, hatte ich das Gefühl, dass jemand da war.«
    »Da?«
    »So viele Leute wollen mich umbringen. Ich habe mir wohl eingebildet, dass so eine Art rachsüchtiger Zeuge anwesend war.
    Wenn du weißt, was ich meine.«
    »Ist Rees derjenige, vor dem du Angst hast?«
    »Ja. Er und …«
    »Sprich weiter.«
    »Versprich mir, dass du Charlie nichts davon sagst.«
    »So viele Geheimnisse«, seufzte ich.
    »Ich brauche erst einen Schluck Wasser.«

    Ich holte einen Plastikbecher voll Wasser. Sie trank ganz vorsichtig, wobei sie bei jedem Schluck zusammenzuckte.
    »Ich habe mich auf ein Pokerspiel eingelassen«, erklärte sie.
    »An dem Abend, als ich zu dir kam und wir uns gestritten haben.«
    »Ja, ich kann mich daran erinnern.«
    »Jedenfalls habe ich Geld an einen Mann verloren, der Vic Norris heißt.« Sie runzelte die Stirn. »Ziemlich viel Geld, um genau zu sein.«
    »Wie viel?« Ich rechnete damit, dass sie hundert Pfund oder so etwas sagen würde. Ich selbst habe mal einen Fünfer verspielt, und das war beim bisher einzigen Kasinobesuch meines Lebens.
    »Es wird immer mehr«, flüsterte sie. »Solange ich nicht bezahle, wird es immer mehr.«
    »Dann bezahl es doch einfach.«
    »Es kommt ein Skinhead vorbei.«
    »Sag mir, wie viel du ihm schuldest.«
    »Meg«, rief eine Stimme, »wie geht es dir?«
    »Elftausend«, flüsterte sie und machte dabei einen unglaublich niedergeschlagenen Eindruck. Ich war völlig geschockt, sah aber gleichzeitig Charlie hereinkommen, der mit Büchern, Zeitschriften und Obst für Holly beladen war. Sie drückte aufgeregt meine Hand.
    Ich ging ihm entgegen, um ihm ein paar von den Zeitschriften abzunehmen, die ihm gerade aus

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