Der Feind meines Vaters - Roman
meinem Dorf hätte sehen können, so schön war wie Filo, fürchtete ich mich so sehr, dass ich nicht einmal darauf achtete. Ich sah sie nackt und achtete nicht darauf, betrachtete sie, ohne sie zu sehen, ohne mir klarzumachen, was ich da sah, als störte sie, weil ich mir in dem Moment nichts anderes wünschte, als dass ich sie wieder angekleidet sah. »Ich ziehe mich an und komme mit dir raus.«
»Nein.« Regalito küsste sie und löste sich aus ihrer Umarmung. »Nicht zusammen. Lass dir Zeit und warte, bis du mich pfeifen hörst. Dann gehst du geradewegs nach Hause, ohne dich umzusehen, hast du verstanden?«
Filo nickte, hob ihr Kleid vom Boden auf und sah, wie er ging. Als sie längst in ihr Kleid, die Schuhe und den Mantel geschlüpft war, sich an den Tisch gesetzt, die Ellbogen darauf gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben hatte, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, hörten wir einen langen schrillen Pfiff. Im selben Augenblick stand sie auf, blies die Kerzen aus, löschte das Licht, trat hinaus und schloss die Tür ab. Ich zählte noch bis hundert, richtete mich an dem Hebel wieder auf und legte den Sack an seinen Platz zurück. Dann öffnete ich das kleine Fenster und kletterte so schnell hinunter, dass ich stürzte, allerdings ohne mir die Knieschoner aufzureißen. Es hatte aufgehört zu regnen, und ich war so glücklich, dass ich überlebt hatte, dass wir alle drei überlebt hatten, dass ich erst zu rennen aufhörte, als ich mein Haus sah. Da spürte ich den Schmerz im rechten Knie. Die Kirchturmuhr schlug gerade acht, als ich stehen blieb, um Luft zu holen. Ich konnte keine Zeit verlieren, trotzdem fuhr ich mir mit den Fingern durch das Haar, nahm das Buch unter dem Hemd hervor und betrat mein Haus, als käme ich von einem Spaziergang.
»Wie siehst du denn aus?« Meine Schwester Dulce saß allein am Tisch.
»Wo ist Mutter?« Es war niemand sonst da, aber wie schlimm die Strafe auch ausfiele, jetzt war es mir egal, ob sie mich suchen gegangen waren oder nicht. »Und Vater? Wo sind sie?«
»Sie sind mit Pepa zu den Rodillaspelás, die Großmutter ist gestorben, aber sie müssten bald zurück sein, besser, du wäschst dich erst einmal. Sieh dir deine Hände an. Wo hast du gesteckt?«
Ich sah auf meine Hände hinab. Die linke war nur ein bisschen schmutzig, aber die Handfläche der rechten, mit der ich mich an dem seltsamen Hebel festgehalten hatte, war völlig schwarz. Eine dunkle, trockene Schicht, die aussah wie Farbe und die Hautoberfläche völlig bedeckte. Zuerst glaubte ich, es sei nur Schmutz, aber ich versteckte sie für alle Fälle in der Hosentasche. Als ich vor der Spüle stand und die Hand ins das Wasser hielt, färbte es sich sofort grau, schwarze Fäden tropften von den Fingern, beschmutzten den Stein des Spülbeckens und wurden noch schwärzer, als ich versuchte, sie mit der Handfläche wegzuwischen.
Ich schmierte mir beide Hände mit Seife ein und rieb sie anschließend so heftig, als wollte ich mir die Haut abziehen. Dann leerte ich das Spülbecken und füllte es erneut, und während das abfließende Wasser immer sauberer und schaumiger wurde, dachte ich an Doña Elena, an ihr schönes weißes Häuschen, das so klein und sauber war wie seine Besitzerin, und mein Mund füllte sich mit dem Geschmack von Málaga-Wein und Pfannkuchen, die Manoli besser zu machen wusste als jede andere. Alle Figuren aus den Büchern, die ich gelesen hatte, sprachen mich gleichzeitig an, und ich sah das Gesicht des Portugiesen, sein von der Sonne golden gefärbtes Haar, seine braungebrannte Haut, die strahlend weißen Zähne, der eine abgebrochen, das Gesicht des Mannes, dem ich ähnlich sein wollte.
Wieder zu Hause, in Sicherheit, mit sauberen Händen, erinnerte ich mich an Regalito, der jetzt auch wieder zu Hause wäre, wo immer das sein mochte, ruhig, in Sicherheit, so wie Filo, die wahrscheinlich in der Küche des Hofes das Abendessen zubereitete, und ich sah sie wieder nackt vor mir, als hätte sich ihr Körper in mein Gedächtnis eingebrannt, trotz der Angst, die mich geblendet hatte. Ich sah sie wieder nackt und lächelte, auch wenn ich damit nie vor Paquito angeben könnte, ihm nie davon erzählen würde, so wie ich ihm kein Wort über all das verriet, was mir die Berge geschenkt hatten. Ich spülte mir ein letztes Mal die Hände und fand sie sauber genug, befreit von diesem Flecken, der weder Staub noch Schmiere, Öl, Kohle, Rost oder Blut war, sondern nichts anderes als
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