Der Feind meines Vaters - Roman
komischen Hebel an seinem Griff und vergewisserte mich, dass er sich nicht bewegte. Er gab auch dann nicht nach, als ich mich darauf stützte und mich so vorsichtig aufrichtete, dass nicht einmal ich selbst meine Bewegungen hören konnte. Als es mir gelungen war, auf die Knie zu kommen, war alles ganz einfach. Allerdings auch vergeblich. Während ich mich mit dem Sack auf dem Kopf wieder bäuchlings ausstreckte, die Nase zwischen zwei Pappkartons vergraben, nur wenige Zentimeter vom Rand des Vorsprungs entfernt, konnte ich nur eine Ecke der roten Bettdecke sehen, einen Fuß, dann zwei und schließlich keinen mehr, doch als ich enttäuscht den Kopf zur anderen Seite wandte, sah ich mit überwältigender Klarheit Regalitos Gewehr an der Wand stehen.
Ich musste den Verstand verloren haben, ohne es zu merken. Nicht einmal ein Irrer wäre auf die Idee gekommen, das zu tun, was ich tat, und als ich es begriff, wurde mir heiß und kalt zugleich. Regalito und Filo machten munter weiter, wurden immer lauter, und ich war da, wo ich nicht sein durfte, denn wenn mich einer der beiden entdeckte, wäre meine Leiche das einzige, was man später im Haus finden würde. Das schoss mir durch den Kopf, sonst nichts, alle Ermahnung zur Vorsicht war nicht mehr nötig.
Während die Liebenden sich ausruhten, zärtlich miteinander flüsterten und lachten und alles wieder von vorne begann, lag ich mucksmäuschenstill und rührte mich nicht, außer zum Atmen. Meine Augen waren geschlossen, die Arme eng an den Körper gepresst, und meine Handflächen schwitzten, als strömte alles Leben aus ihnen heraus. Ich war verrückt geworden, ich hatte etwas getan, was nicht einmal einem Wahnsinnigen in den Sinn gekommen wäre, und die Zeit verging. Es passierte nichts, und jede Möglichkeit, die mir in dieser leblosen Starre einfiel, war schlimmer als die vorige. Es musste bereits sieben sein, und ich hatte Mutter gesagt, dass ich gleich wieder zurück wäre; jetzt war es schon sieben und ich war immer noch nicht zurück. Es würde nicht lange dauern, bis sie mich suchten, und wenn sie das taten, würden sie zuallererst zu Doña Elenas Haus kommen, und hier würden sie mich finden, mit Filo, Regalito und seinem Gewehr, und sie würden ihn nicht entkommen lassen, sie würden weder ihn entkommen lassen noch mein Leben gegen seines eintauschen wollen. Das hatten sie noch nie getan, wenn andere unschuldige Menschen das Pech hatten, ihre Nase in Dinge zu stecken, die sie nichts angingen, also würden wir alle sterben, ich, der feierlich geschworen hatte, niemals etwas zu tun, was anderen Unglück bringen konnte, sie, der neue Cencerro aus Fuensanta de Martos und seine Geliebte, eines der schönsten Mädchen weit und breit, wie in einem Roman, wie in einem Film. Doch es war keine Erfindung, denn wir würden alle sterben, die drinnen und vielleicht auch die draußen, vielleicht sogar Mutter oder Vater, wenn er es war, der mich suchen kam. Regalito hatte ein Gewehr und würde es benutzen. Das konnte ich verstehen, ich konnte alles verstehen, und sie doch nicht warnen, nicht weglaufen, mich nicht bewegen. Ich konnte weder sie noch mich retten, nur bäuchlings hier liegen und mir meinen Tod ausmalen, während ich hörte, wie sie sich erneut erschöpften, dann ausruhten und sich wieder umarmten, bis in einem der stillen Augenblicke, die auf den Lärm folgten, Regalito plötzlich sich selbst, Filo und mir das Leben rettete.
»Ich muss los.« Als ich das hörte, war mir zum Weinen und zum Lachen zumute. »Es muss schon nach sieben sein. Sie werden sich fragen, wo ich stecke, wenn ich noch länger wegbleibe, und dann kommen sie vielleicht auf dumme Gedanken. Die Lage in den Bergen ist sehr unruhig.«
»Geh nicht, Elías, bitte, geh noch nicht.« Wie sollte man Filos heiserer, warmer Stimme widerstehen? »Noch nicht, bleib noch ein bisschen.«
»Hör auf, Filo, sei vernünftig.« Zu unser aller Wohl war er fest entschlossen. »Wenn es nach mir ginge, würde ich mein ganzes Leben lang hierbleiben. Oder weißt du das nicht?«
Ich wusste es, er wusste es, und sie musste es auch wissen, trotzdem brauchten sie noch eine halbe Stunde, um sich zu verabschieden. Als ich die Bettfedern ein letztes Mal quietschen hörte und Regalito angezogen sah, achtete ich bereits mehr auf die Geräusche, die von draußen kamen, als auf die im Haus.
»Warte.« Filo sprang nackt aus dem Bett und umarmte ihn. Und obwohl ich noch nie eine nackte Frau gesehen hatte und keine, die ich in
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