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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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Frankreich abzuhauen. Er würde den beiden alles verraten, wenn er als Gegenleistung unbehelligt in Spanien bleiben dürfte, aber Sanchís ließ ihn nicht ausreden. Er schoss ihm eine Kugel in den Kopf und erklärte Curro, hier unten wäre er zwar ganz allein, aber da oben gäbe es viele mehr. Danach rief er: Es lebe die Kommunistische Partei, es lebe die Republik und erschoss sich.«
    Ich sagte es in einem Atemzug, ohne die Augen von dem Portugiesen zu nehmen, der mich jetzt nicht mehr ansah. Er hatte sich vorgebeugt, die Ellbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben, als hätte ich nichts gesagt, als hätte er nichts gehört, als hätte er vergessen, dass ich neben ihm saß und sprach. Er reagierte auch nicht auf meine Pause und die Worte, die ihr folgten, sondern ließ mich zu Ende reden. Erst als er die ganze Geschichte mit ihren offiziellen Lügen, dem Schweigen und den Auslassungen kannte, hob er ganz langsam den Kopf, lehnte sich so mühsam zurück, als müsste er seinen Rücken zwingen, und warf mir einen Blick zu. In seinen Augen standen Tränen, als er mir die Frage stellte, die ich von Anfang an erwartet hatte.
    »Warum erzählst du mir das?« An seiner Stimme merkte ich, wie ergriffen er war.
    »Weil ich Pastora nicht schreiben kann.« Es bewegte mich sehr, ihn so zu sehen und sprechen zu hören, aber ich hatte mir meine Antwort gut überlegt. »Weil ich elf bin, der Sohn eines Guardia-Civil-Beamten, und in der Kaserne lebe. Ich kann ihr nicht schreiben, aber jemand muss es tun, jemand muss ihr die Wahrheit sagen, verstehst du das nicht?« Er nickte mehrmals, sagte aber immer noch nichts. »Bevor Sanchís starb, bat er Curro, ihr zu sagen, dass er sie sehr liebte, mehr als sein eigenes Leben. Er sagte, Curro würde es nicht verstehen, aber sie schon, und niemand hat es ihr gesagt. Pastora weiß es nicht, sie hat keine Ahnung, wie oder warum ihr Mann gestorben ist, und als ich sie bei der Beerdigung sah … Also, ich glaube, dass es nicht richtig ist, dass sie kein Recht haben, das zu tun. Es ist falsch, es ist ungerecht, aber ich kann es ihr nicht sagen. Du schon, Pepe, du kannst es, und deshalb …« Damit zog ich den Schnipsel aus der Hosentasche, der jetzt für immer im Schutzumschlag eines der beiden Bücher fehlen würde, die ich besaß. »Hier, ihre Adresse. Sie ist nach Madrid gezogen, zu ihrer Schwester, Carmen Bueno Carbonero heißt sie, und sie selbst wird denselben Nachnamen haben, nehme ich an. Sie wohnt in der Calle Buenavista Nummer 16. Arranz, der in Madrid gewohnt hat, meint, das wäre im Stadtteil Lavapiés, aber ich glaube nicht, dass man das mit angeben muss.«
    Ich reichte ihm den Zettel, er las ihn aufmerksam, faltete ihn und steckte ihn vorsichtig in die Tasche. Und ich traute mich nicht, ihm zu sagen, dass mir der Brief keine Mühe machen würde, falls er nicht schreiben konnte, denn wir hatten gerade eine rote Linie überschritten, ich mit meinen Worten, er mit seinem Schweigen, und es war uns beiden gleichzeitig bewusst geworden. Daher fiel es mir nicht schwer fortzufahren.
    »Aber, Pepe, du darfst auf keinen Fall den Rubias erzählen, und auch nicht Carmela, dass Sanchís in der Nacht, als er kam, um Fernanda zu verhaften, wusste, dass Saltacharquitos da war, denn dann würden sie wissen, dass du es von mir hast. Gut, ja, es könnte auch die Frau eines anderen Beamten der Guardia Civil gewesen sein, aber trotzdem …«
    »Mach dir keine Sorgen«, unterbrach er mich und grinste wie der, der er immer gewesen war, seit er nach Fuensanta de Martos gekommen und in mein Leben getreten war. »Außer Pastora wird niemand davon erfahren. Ich verspreche es dir.«
    Daraufhin stand er auf, streckte sich und klopfte mit beiden Händen seine Hose ab, als könnte er so auch den Augenblick, den wir gerade erlebt hatten, abschütteln. Als er mich ansah, grinste er wieder, sodass ich alle Zähne sah, auch den schief wie eine Klinge abgebrochenen Schneidezahn.
    »Dann wollen wir uns mal eine Limonade machen, was?«
    »Klar.« Auch ich grinste und folgte ihm in die Küche, um ihm das einzige zu verraten, was er noch nicht wusste. »Vater ist sicher, dass Sanchís nicht allein gearbeitet hat, er muss einen Verbindungsmann zur Partei gehabt haben.«
    Er hielt inne, drehte nicht mehr die Zitrone auf der gläsernen Saftpresse hin und her, sondern starrte auf die Schale der Frucht.
    »Aber er meint, dass er nicht im Dorf wohnen kann, das wäre zu gefährlich. Er ist sicher,

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