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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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ringsum hatten wohl dieselbe Hoffnung gehegt, doch Cencerros Töchter taten ihnen diesen Gefallen nicht, sondern begruben ihn freiwillig bei den Selbstmördern, als wäre der geweihte Boden nicht gut genug für ihren Vater.
    »Mut haben sie ja«, bemerkte Vater, als er es uns erzählte.
    »Und ein entsprechendes Vorbild«, ergänzte Mutter mit der Kelle in der Hand.
    Der Sommer war lang, heiß und trocken, für die in den Bergen ebenso wie für die im Tal. Drei aufeinanderfolgende Todesfälle, der von Cencerro und die der beiden Kumpane des Mannes, der ihn verraten hatte, schienen tatsächlich das Ende der Welt einzuläuten, das Ende all dessen, was wir bislang gekannt hatten: des Hausarrests, ohne auch nur in den Hof zu dürfen, der schwarzen Kleider vor den Fassaden der Häuser, der Schläge in den Gefängniszellen und des Lächelns derjenigen, die keine Tränen mehr hatten. So verging der Sommer, und es kam der Herbst. So verging der Herbst, und es kam der Frost. So weihte ich meine erste richtige Wärmflasche ein, eine Pfandflasche für Mineralwasser in einem Bezug aus dem blau-weiß gestreiften Stoff einer Decke. Und genau an diesem Tag stellte sich die Welt wieder auf den Kopf und war so wie früher, wie immer.
    Darin hatte der Portugiese recht, Cencerro war wiederauferstanden. Und es spielte keine Rolle, dass er nicht mehr Tomás Villén Roldán hieß, ein anderes Gesicht, einen anderen Namen, ein anderes Alter und eine andere Gestalt hatte, sodass niemand wusste, wer er war oder woher er gekommen war. Es war Cencerro, und er war am Leben. Der Bürgermeister von Alcaudete wusste es, und der Besitzer einer Kneipe in Castillo de Locubín ebenfalls. Paquitos Mutter wusste es, sie kam in die Schule, um uns an die Hand zu nehmen und in die Kaserne zurückzubringen, wie kleine Kinder, und meine auch, denn sie ließ uns fast zwei Tage nicht mehr aus dem Haus.
    Als ich endlich wieder raus durfte, lief ich sofort zum Portugiesen, um ihm meine neue Flasche zu zeigen. Ich traf ihn vor dem Dorf und begleitete ihn zum Schmied, wo er eine Hacke abholen wollte, die er in Auftrag gegeben hatte. Danach schlug er vor, den alten Weg zu nehmen. Wir setzten uns auf einen Felsen, von dem man auf die Berge blicken konnte, als könnten wir von dort aus das Rätsel um Cencerros Wiederauferstehung lösen, doch dann sahen wir etwas ganz anderes.
    Auf der menschenleeren Schotterstraße, die voller Schlaglöcher war, näherte sich ganz langsam eine Karawane von Militärfahrzeugen, als wollte sie uns alle mit der makabren Neuigkeit überraschen, dass immer noch Krieg war und er nicht enden würde.
    »Du weißt, was das bedeutet, oder?« Der Portugiese zog die Brauen zusammen, sah mich aber nicht an.
    »Nicht wirklich«, gestand ich. »Und du?«
    »Ja. Gehen wir, ich bringe dich zurück zur Kaserne. In Kürze wird hier niemand mehr auf die Straße dürfen. Wenn sie bis hierher kommen, muss ihnen jemand gesteckt haben, dass der neue Cencerro aus Fuensanta stammt.«
    Seine Worte ließen mich so heftig erschaudern, dass ich mich nicht einmal fragte, wie er es fertigbrachte, immer alles zu wissen und trotzdem den Eindruck eines armen Teufels zu machen.
    * Ich habe eine Milchkuh zu Hause, es ist keine Kuh wie jede andere, sie spaziert durch die Weiden und tötet Fliegen mit dem Schwanz, tamtam, tamtam. Ich habe ihr eine Kuhglocke gekauft, die ihr sehr gefällt. Tamtam, tamtam.

Mitte November kamen die Lastwagen, luden an die zwanzig Mann aus drei verschiedenen Waffengattungen aus und fuhren vier Tage später leer zurück. Die Razzia war genauso brutal wie die vom 17. Juli, doch dieses Mal führte die Gewalt nur zu zersplitterten Fensterscheiben, eingetretenen Türen und gebrochenen Knochen. Vier Bewohner, die Brüder Fingenegocios, Lorenzo und Enrique, sowie ein frisch verheiratetes Paar, Celestino Cabezalarga und Asun del Machillo, die Fuensanta de Martos verlor und die Berge dazugewannen, entkamen Sanchís nur um Haaresbreite. Einmal mehr hatte der Portugiese recht behalten. Das Oberkommando war fest davon überzeugt, dass sein Hauptfeind, jener Mann, der Cencerros Spitznamen und Stil übernommen und Cuelloduro in einer Geste beispielloser Großzügigkeit veranlasst hatte, drei Runden Wein und gebratene Speckscheiben auszugeben, aus Fuensanta kam. Man musste nur noch seine Identität ausfindig machen, indem man eine Belohnung auf seinen Kopf aussetzte. Ohne Geld gab es keine Verräter und ohne Verräter keinen Fang, aber was man nicht weiß,

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