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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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außergewöhnlicher Ereignisse keinerlei Bedeutung bei. »Wir werden uns jetzt ja wohl öfter sehen, nicht wahr? Wenn du ein Buch zu Ende gelesen hast, bringst du es mir wieder und leihst dir ein anderes aus. Ich kann mich doch auf dich verlassen, oder? Die Kinder des Kapitän Grant habe ich letztes Jahr ausgeliehen und noch nicht wiederbekommen.«
    Als ich das hörte, sagte ich mir, dass ich jetzt keine Zeit hatte, um darüber nachzudenken, und nach einigem Hin und Her beschloss ich, mit dem Anfang zu beginnen. Ich wählte Fünf Wochen im Ballon und gab das Buch nicht mehr aus der Hand, während sie eine Kiste mit einer dunkelblauen Abdeckhaube aus Karton auf den Tisch stellte, deren Inhalt ich erst erkannte, als sie sie öffnete und ich eine kleine Schreibmaschine entdeckte, die zwar älter, aber auch leichter und ansehnlicher war als die im Wachbüro.
    »Hier ist sie. Wenn du einverstanden bist, werden wir ihr nur die Hälfte des Unterrichts widmen. Während der anderen Hälfte bringe ich dir Stenographie bei. Denn eins ohne das andere nützt dir nichts.«
    Sie war noch dabei, mir dieses Kurzschriftsystem zu erklären, von dem ich noch nie im Leben gehört hatte, als der Portugiese an die Tür klopfte.
    »Ist es schon sechs?«, fragte Doña Elena.
    »Zwanzig nach«, antwortete er und sah mich an. »Wir müssen los, aber wir nehmen einen anderen Weg hinunter, der direkt hierhin führt, ohne dass wir am Hof vorbeimüssen. Wenn du allein kommst, nimmst du den.« Er wandte sich meiner Lehrerin zu und duzte sie mit einer Selbstverständlichkeit, die mich in ein fast vergessenes Staunen versetzte. »Was meinst du?«
    »Jaja, viel besser. Hinter dem Haus kommt nie jemand vorbei.« Sie fuhr mir zum Abschied über den Kopf. »Dann bis übermorgen, Nino.«
    Der Weg, über den wir zurückkehrten, verdiente diese Bezeichnung eigentlich nicht. Es war ein schmaler Pfad, fast unsichtbar unter dem hohen Gras, das sich kaum von den Bäumen rechts und links abhob. Der Portugiese wies auf einzelne Bäume, damit ich den Pfad auch allein wiederfand, und ich musste mich dermaßen konzentrieren, dass mir keine Zeit blieb, um Fragen zu stellen. Als wir zur Kreuzung gelangten, begegneten wir Auxi, besser bekannt unter dem Spitznamen Rodillaspelás, weil sie ihre freie Zeit in einem Beichtstuhl kniend neben dem Hochaltar verbrachte. Allerdings hinderte die Frömmigkeit sie nicht daran, immer auf der Lauer nach dem neuesten Klatsch zu liegen, den sie anschließend überall verbreiten konnte. Ich fand, dass mein Vater gut daran getan hatte, so vorsichtig zu sein. Und als wir sie hinter uns gelassen hatten, dachte ich, dass Pepes Vertrautheit mit Catalina mir seltsam vorkam, weil er mir gegenüber kein Sterbenswörtchen darüber verloren hatte, und dass ich nun wegen des Buchs, das ich an die Brust presste, schon wieder in seiner Schuld stand. Doch kurz ehe wir ins Dorf kamen, überwog die Neugier.
    »Du verbringst wohl eine Menge Zeit auf dem Hof der Rubias, was?«
    Die Frage kam unvermittelt, er aber lachte nur, als hätte er schon darauf gewartet.
    »Na ja, so viel auch wieder nicht. Aber in letzter Zeit war ich öfter mal da.«
    »Um Paula zu sehen?« Er nickte, ohne mich anzusehen. »Ich finde Filo viel hübscher.«
    »Ja, aber mir gefällt Paula besser als ihre Schwester.«
    »Sie ist ganz schön grantig.«
    »Genau.« Jetzt sah er mich an. »Deshalb gefällt sie mir ja.«
    Die Antwort war so logisch und zugleich so absurd, dass wir beide lachen mussten, und als wir in der Kaserne ankamen, merkte man es uns wahrscheinlich noch an, denn Mutter musterte uns und lächelte.
    »Tja, sieht ganz so aus, als wären wir froh …«
    So war ich, froh, und froh blieb ich den ganzen Frühling hindurch, April, Mai und fünfundzwanzig Tage vom Juni. Zwölf Wochen lang war mein Leben so schön wie noch nie, es war eine Zeit der Bücher, der Gespräche, des Lachens, eine Zeit der Komplizenschaft angesichts von Pepes Liebesgeschichte, diese Zeit in Doña Elenas Haushalt. Es ging um die Zukunft eines zehnjährigen Jungen, der sich so verwöhnt, gut aufgehoben und beschützt fühlte, dass er glaubte, er würde niemals Sekretär in der Verwaltung oder Angestellter im Rathaus werden, egal wie gut er Schreibmaschine lernte. Es waren aufwühlende Tage, voller geheimer Abenteuer, in denen vieles passierte, das ich mit niemandem teilen, nicht einmal Paquito erzählen konnte, der wie üblich damit prahlte, alles besser zu wissen als ich, obwohl er noch nie so

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