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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Leute des Außenministers argumentierten, dass er das wichtigste Amt ausübe. Die Vertreter des Handelsministers wiederum wiesen darauf hin, dass der Botschafter sein Bruder war, während die Leute des Ministers für Islamische Angelegenheiten als Begründung lediglich angaben, dass es der Wille von Prinz Muhammad bin Rashid sei. Dieses Argument gab letztlich den Ausschlag. Rashid hatte enge Beziehungen zu den Geistlichen, und seine Kontakte reichten tief in die Sicherheitsbehörden des Landes hinein. In vielerlei Hinsicht war er der gefürchtetste Mann in Saudi-Arabien. Nur König Abdullah und eine Handvoll junger Prinzen wagten es, ihm die Stirn zu bieten.
    Rückblickend betrachtet, wurde den anderen klar, dass es dumm gewesen war, Prinz Muhammad und seinem Gefolge das Anwesen nicht freiwillig zu überlassen. Prinz Muhammad war einer der wenigen wahrhaft gläubigen Angehörigen der königlichen Familie, und er verzichtete auch auf seinen Auslandsreisen auf Alkohol und Tabak. Wenn Muhammad und seine Leute abseits auf dem Anwesen des Botschafters untergebracht waren, konnten die anderen Mitglieder der Delegation ungestört ihrem luxuriösen Lebensstil frönen und sich amüsieren, ohne fürchten zu wissen, dass es den Geistlichen in der Heimat berichtet wurde. Während sie sich zu Hause wenigstens den Anschein gaben, den strengen Regeln der Wahabis zu folgen, legten sie jede Zurückhaltung ab, wenn sie im Ausland waren.
    Die restlichen Saudis stritten sich um das Ritz Carlton in Georgetown und das Ritz in Foggy Bottom etwa acht Blocks entfernt. Am Ende bekam der Außenminister das Ritz in Foggy Bottom, weil dieses Hotel größer und sein Gefolge umfangreicher war. Der Streit war damit jedoch noch nicht beendet. Es gab immer noch wichtige Details zu klären, wie etwa die Reihenfolge, in der die Maschinen landen sollten. Es war klar, dass der König als Letzter landen würde, doch die anderen drei Plätze waren offen. Auch in diesem Punkt ließen Prinz Muhammads Leute nicht mit sich reden. Das erzürnte die beiden anderen Lager zwar, doch sie mussten sich schließlich damit abfinden, dass der Handelsminister als Erster und der Außenminister als Zweiter landen würde.
    Die Sicherheit war ebenfalls ein wichtiges Thema, doch in dieser Sache waren ausschließlich die Amerikaner zuständig. Als die Flugzeuge in den Landeanflug gingen, warteten die Autokolonnen bereits, und die Militärkapelle stand ebenfalls bereit. Der König würde sich direkt ins Weiße Haus begeben, Prinz Muhammad und der Außenminister würden das Außenministerium aufsuchen, und der Handelsminister würde im Kennedy Center von seinem amerikanischen Amtskollegen sowie von wichtigen Vertretern der Wirtschaft empfangen werden. Die Polizei stellte Motorrad-Eskorten zur Verfügung, und der Secret Service hatte Agenten von der gesamten Ostküste herangezogen, um die hochrangigen Gäste zu beschützen. Der König und seine drei Halbbrüder hatten ihre eigenen gepanzerten Limousinen mitgebracht, die bereits im Voraus eingeflogen worden waren.
    Prinz Muhammad hatte sich während der langen Reise immer wieder gefragt, wie nahe Abels Killer wohl der Erfüllung des Auftrags war. Falls es noch während seines Aufenthalts in den Staaten passieren sollte, würde es sehr interessant werden, die Sache aus der amerikanischen Perspektive in den Medien verfolgen zu können. Er freute sich schon darauf, die Gesichter der Politiker und vor allem der Direktorin der CIA zu sehen. Muhammad wusste, dass Rapp ihr nahestand und dass sein Tod sie schmerzen würde. Das ist die Strafe dafür, dass sie sich in die Angelegenheiten Saudi-Arabiens eingemischt hat, dachte er.
    Nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon hatte Muhammad erfahren, dass es diese verdammte Frau war, die dem amerikanischen Präsidenten geraten hatte, auf seine Versetzung zu drängen. Irene Kennedy hatte außerdem Kronprinz Abdullah besucht und Beweise dafür vorgelegt, dass der saudische Geheimdienst in einigen Fällen bewusst Al-Kaida-Mitglieder deckte. Sie wies darauf hin, dass der Präsident ebenso wie die führenden Vertreter von Senat und Repräsentantenhaus der Ansicht waren, dass Prinz Muhammad bin Rashid nicht geeignet sei, das Innenministerium zu leiten, das auch für den Geheimdienst verantwortlich war. Wenn er nicht durch jemanden ersetzt wurde, der entschlossen gegen die Al-Kaida vorging, so würden die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und den USA darunter empfindlich

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