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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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das Knie nicht zu belasten und sofort zu kommen. Er wollte zuerst eine magnetische Resonanzspektroskopie machen und dann entscheiden, ob eine Operation notwendig war.
    Gould hielt am Rand der Landstraße an und warf einen Blick auf seine Karte. Nun erinnerte er sich auch an Rapps leicht hinkenden Gang, als sie sich heute früh begegnet waren. Eine Operation , dachte er. Was für ein unglaubliches Glück. Wenn Rapp wirklich unters Messer musste, war seine Fähigkeit, sich zu wehren, für einige Zeit stark beeinträchtigt. Während Gould wartete, dass ein kleiner Tanklaster vorüberfuhr, überlegte er bereits, wie er Rapps Tod vielleicht doch als Unfall tarnen konnte. Ein Autounfall war kaum eine Option, wenn man bedachte, was für Fahrzeuge sie fuhren. Wenn sie angeschnallt waren, würde sowohl der BMW als auch der Audi die Insassen schützen, falls Gould einen Unfall inszenierte.
    Einige hundert Meter weiter sah Gould, wie der Tanklaster von der Straße abbog. Er dachte sich zuerst nicht viel dabei, doch als er vor einem Stoppschild anhielt, sah er, dass der Laster bei einem Haus stehen blieb. Gould las die Aufschrift an der Tür des Fahrzeugs. Chesapeake Bay Propane Co. Darunter stand eine Adresse mit Telefonnummer. Gould prägte sich beides ein und fuhr weiter. Er erinnerte sich an eine Sache, die ihm vor Jahren einmal untergekommen war. Er wusste nicht mehr, wo es sich zugetragen hatte, aber es war dabei unter anderem darum gegangen, dass Erdgas geruchlos war. Gould dachte an Rapps Haus, doch er war sich nicht sicher. Möglich wäre es, dachte er schließlich. Wie sonst sollten die Leute in dieser ländlichen Gegend ihre Häuser heizen? Er würde sich jedenfalls mit dieser Möglichkeit auseinandersetzen. Eine zusätzliche Million konnte man immer gebrauchen, und wenn man es richtig anstellte, würde die CIA keinen Grund haben, ihn zu verfolgen. Sie würden wohl vermuten, dass irgendjemand nachgeholfen hatte, doch ohne handfeste Beweise würden immer Zweifel bleiben.

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ANDREWS AIR FORCE BASE
    Die saudi-arabische Delegation kam mit vier großen 747er-Langstreckenflugzeugen. Die Maschinen waren von Boeing für über 400 Passagiere konzipiert worden, doch diese vier Flugzeuge waren in ihrer Art einzigartig. Sie gehörten Mitgliedern der saudischen Königsfamilie, die mit ihrem Reichtum und dem ihnen eigenen Bedürfnis, einander ständig zu übertreffen, die Flugzeuge mit allem Luxus ausgestattet hatten, den man sich vorstellen konnte. Marmorne Duschen mit goldenen Armaturen, Kingsize-Betten und Whirlpools gehörten ebenso zur Standardausstattung wie Fitnessräume, Dampfbäder und Spielzimmer. Plasmafernseher waren ebenso reichlich vorhanden wie DVD- und CD-Player und sonstige Einrichtungen, die in irgendeiner Weise der Unterhaltung dienten. An Personal war ein erstklassiger Koch, eine Masseurin, eine Handpflegerin und ein Friseur an Bord. Die Jumbo Jets waren so etwas wie fliegende Privatjachten. Wenn man die Crew und das Personal nicht mitzählte, waren in jeder Maschine knapp fünfzig Passagiere an Bord.
    Es war nicht einfach, einen so luxuriösen Lebensstil zu pflegen. Bereits einige Tage zuvor waren zwei Maschinen mit Sicherheitsleuten, Protokollbeamten, Diplomaten und Dienstpersonal eingetroffen. Ganze Fünf-Sterne-Hotels waren gebucht worden, deren oberstes Geschoss in manchen Fällen nur für eine einzige Person bestimmt war. Es wurden Zigaretten in Mengen bestellt, die für eine ganze Armee ausgereicht hätten. Die Hotels sorgten rechtzeitig dafür, dass ihre Reserven an teurem Cognac, feinen Zigarren und erlesenen Weinen dem erwarteten Bedarf entsprachen. Außerdem wurden Callgirls aus Chicago, Miami, New York und L.A. eingeflogen. Wenn die Saudis in die Stadt kamen, machte die lokale Wirtschaft Umsätze, wie sie sonst nur bei einem wichtigen Sportereignis erzielt wurden. Dafür waren in diesem Fall jedoch nicht Zehntausende Besucher notwendig, sondern lediglich tausend oder noch weniger.
    Die Protokollbeamten waren mit kaum einem Detail des Staatsbesuchs zufrieden gewesen. Es begann schon mit der Unterbringung. Als der Präsident dem König Blair House anbot, war die Welt noch in Ordnung, doch das sollte sich rasch ändern. Der Außenminister, der Handelsminister sowie der Minister für Islamische Angelegenheiten wollten auf dem Anwesen des saudischen Botschafters außerhalb der Stadt wohnen. Die Anlage war zwar groß, aber nicht groß genug, um zwei oder gar drei Minister samt Gefolge aufzunehmen. Die

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