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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Bedenken.«
    Kennedy hörte ihm zu, ohne die geringste Gefühlsregung zu zeigen – doch in ihrem Inneren begann es zu brodeln.
    »Wir haben beschlossen«, fuhr Ross fort, »die Sache aufmerksam zu verfolgen. Wenn Rapp nicht endlich anfängt, Befehle auszuführen und die Kommandokette zu respektieren, dann wird es wohl Veränderungen geben müssen.«
    »Sie haben mit dem Präsidenten darüber gesprochen?«, fragte sie noch einmal nach, um sich über diesen Punkt Klarheit zu verschaffen. Es war bei Machtspielen in Washington eine oft angewandte Strategie, den Präsidenten ins Spiel zu bringen, um die eigene Position zu untermauern.
    »Ja, und die Sache beunruhigt ihn auch schon seit einiger Zeit.«
    Kennedy sah ihm in die Augen und fragte sich, ob er dem Präsidenten auch verraten hatte, aus welchem Grund Mitch sich so respektlos verhalten hatte. Sie bezweifelte, dass Ross ihm erzählt hatte, dass er Scott Coleman und seine Firma unter die Lupe genommen hatte – einen Mann, der einst das SEAL Team 6 angeführt hatte und der mit dem Silver Star und dem Navy Cross ausgezeichnet worden war. Einen Mann, der auch nach seiner Zeit bei den SEALs noch Dutzende von Geheimoperationen durchgeführt hatte, zu denen der Präsident selbst ihm teilweise grünes Licht gegeben hatte.
    Im Gegensatz zu Mitch Rapp, der schnell zornig wurde, hatte sich Irene Kennedy stets unter Kontrolle. Was sie da zu hören bekam, gefiel ihr ganz und gar nicht. Es war ihr äußerst zuwider, dass sich Ross in derart heikle Dinge einmischte, und es ärgerte sie, dass er bereits versucht hatte, den Präsidenten gegen sie aufzuhetzen. Doch all diese Emotionen, die in ihr aufwallten, änderten nichts an ihrer ruhigen Haltung.
    Sie nickte ihm zu und sagte nur: »Ich werde noch einmal mit ihm reden.« Und auch mit dem Präsidenten , fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Gut«, antwortete Ross und drehte sich um, sodass er neben ihr stand, während Gordon an ihre andere Seite trat. Aus dem Mundwinkel raunte ihr Ross zu: »Sie haben sich wahrscheinlich gefragt, warum ich Sie gebeten habe, zu dem Empfang zu kommen.«
    »Das stimmt.«
    »Die Saudis sind der Schlüssel.«
    Irene Kennedy blickte auf die andere Seite des Saales, wo die Empfangszeremonie mittlerweile in vollem Gang war. Es war der CIA-Direktorin schon aufgefallen, dass Ross gern Sätze wie »Die Saudis sind der Schlüssel« von sich gab, um dann nichts weiter hinzuzufügen. Er wollte damit erreichen, dass man ihn fragte, warum das so war, damit er dann seine ganze Klugheit zur Schau stellen konnte. Irene Kennedy, eine professionelle Spionin der alten Schule, verstand es jedoch ausgezeichnet, den Mund zu halten und zuzuhören.
    »Wollen Sie nicht wissen, warum sie der Schlüssel sind?«
    Irene Kennedy sprach sehr gut Arabisch. Sie hatte den Großteil ihrer Jugend im Nahen Osten verbracht und verstand die arabische Kultur so gut, wie es einer ausländischen Frau nur möglich war. Ross wusste nicht annähernd so viel über Land und Leute wie sie – doch es interessierte sie trotzdem, worauf er hinauswollte.
    »Warum sind sie der Schlüssel, und wozu sind sie der Schlüssel?«
    »Das kann ich Ihnen sagen«, antwortete Ross. »Sie sind der Schlüssel zur Lösung dieses Schlamassels.«
    »Von welchem Schlamassel?«, fragte Gordon mit einer Spur Ungeduld.
    »Dem Schlamassel … im Nahen Osten, dem Terrorismus, der Ausbreitung des radikalen Islam. Sie haben den Schlüssel dazu in der Hand. Wenn wir sie dazu bringen, uns zu vertrauen … damit sie sehen, dass wir es gut mit ihnen meinen, dann tun wir damit mehr für den Schutz unseres Landes vor Terroranschlägen, als wir es durch den Einsatz von Gewalt je erreichen könnten.«
    Irene Kennedy sah ihn erwartungsvoll an – nicht weil sie gehofft hätte, einen realistischen Lösungsansatz von ihm zu hören, sondern weil sie eine Chance sah, zu erfahren, wie der Mann dachte. »Und wie können wir das erreichen?«, fragte sie.
    »Das Problem sind nicht Leute wie der Außenminister oder der König. Sie sind wie wir. Sie wissen, dass wir nicht vorhaben, ihnen ihre Kultur und ihre Eigenständigkeit zu nehmen. Das Problem sind Leute wie Prinz Muhammad bin Rashid.«
    Kennedy blickte zum Minister für Islamische Angelegenheiten hinüber, der neben dem Außenminister stand. Der Mann war tatsächlich ein Problem. In letzter Zeit hatte er sich verbal etwas zurückhaltender gegeben, doch Kennedy glaubte nicht an einen Sinneswandel.
    »Wie gut kennen Sie ihn?«, wollte Ross

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