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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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als dass die ganze unangenehme Geschichte auf den Titelseiten aller Zeitungen im Land erscheint.«
    »Was ist mit dem vierzehnten Kerl?«
    Kennedy zuckte die Achseln, womit sie deutlich zum Ausdruck brachte, dass es ihr völlig egal war, was mit dem Kerl passierte.
    Ross wollte etwas sagen, doch der Präsident legte ihm eine Hand auf den Arm. »Mark, glauben Sie mir, manchmal ist es besser, wenn man nicht zu viele Fragen stellt. Irene kümmert sich schon um die Sache.«
    Es war offensichtlich, dass Ross Schwierigkeiten hatte, diese Lösung zu akzeptieren. Er biss die Zähne zusammen und sagte schließlich: »Gut, aber wir müssen Rapp finden und dafür sorgen, dass er das Land nicht in eine peinliche Lage bringt.«
    Kennedy hatte diese Forderung erwartet. »Warum?«, fragte sie.
    »Weil wir ein Land sind, in dem Recht und Gesetz herrschen. Wir können es nicht zulassen, dass sich ein Angehöriger der CIA irgendwo in der Welt herumtreibt und Leute tötet.«
    Ach wirklich , dachte sich Kennedy, was glauben Sie, hat Mitch in den letzten fünfzehn Jahren getan? Sie wechselte einen kurzen Blick mit dem Präsidenten. »Mark, ich muss Ihnen raten, hier sehr vorsichtig zu sein. Überlegen Sie doch, welche ungewollte Aufmerksamkeit wir uns damit einhandeln würden. Außerdem kann man ihm nicht das Geringste vorwerfen.«
    »Was ist mit den dreizehn toten Latinos?«
    »Mark«, wandte der Präsident mit Nachdruck ein, »vergessen Sie, was letzte Nacht passiert ist. Ich will nichts mehr davon hören.«
    »Gut«, gab Ross nach, »aber wir müssen doch irgendetwas tun.«
    Kennedy sah ihre Gelegenheit gekommen, die Sache zu regeln. »Ich glaube, ich habe eine Lösung«, warf sie ein.
    »Lassen Sie hören«, forderte Ross sie auf.
    »Vorerst verständigen wir nur unsere Stationschefs im Ausland. Ich könnte ihnen sagen, dass sie mich sofort benachrichtigen sollen, wenn Mitch mit ihnen Kontakt aufnimmt oder wenn sie irgendetwas über ihn hören. Ich könnte verlangen, dass sie ihn ausliefern sollen, damit wir ihn befragen können.«
    »Was ist mit den Botschaften?«, fragte Ross.
    Kennedy hatte sich schon gedacht, dass er das vorschlagen würde. »Ich würde die Sache lieber innerhalb der Agency halten.«
    »Das Netz ist nicht groß genug«, erwiderte Ross.
    Kennedy wandte sich an den Präsidenten, um zu sehen, ob er sie unterstützte.
    »Fürs Erste«, sagte Hayes, »werden wir nur die Agency-Leute verständigen.« Der Präsident sah, dass Ross darüber nicht erfreut war, und fügte hinzu: »Mark, er wird sich sicher nicht an irgendwen aus dem Außenamt wenden. Wenn er Hilfe braucht, wird er bestimmt seine Kontakte innerhalb der Agency nutzen.«
    »Aber können wir uns darauf verlassen, dass ihn diese Leute ausliefern werden?«, fragte Ross.
    Der Präsident und Ross sahen beide die CIA-Direktorin an. Die Wahrheit war, dass sie sich nicht auf die Stationschefs verlassen konnten, doch das würde sie hier nicht zugeben. Hier ging es darum, Ross das zu sagen, was er hören wollte. »Ich werde sofort einige Stationschefs anrufen«, versicherte sie, »und ich werde klarmachen, dass sie jede Kontaktaufnahme sofort zu melden haben, wenn sie nicht den Rest ihrer Laufbahn in einem Keller in Langley zubringen wollen, wo sie dann alte Akten aussortieren können.«
    Ross schien endlich zufrieden, und Kennedy fand, dass es, nachdem sie erreicht hatte, was sie wollte, Zeit für sie war, zu verschwinden. »Ich weiß, dass Sie beide ein wichtiges Essen vor sich haben, deshalb will ich Sie nicht länger aufhalten. Wenn sich irgendetwas Neues ergeben sollte, werde ich Sie sofort verständigen, ansonsten liefere ich Ihnen morgen früh einen ausführlicheren Bericht.«
    Der Präsident dankte ihr, was Ross bewog, das Gleiche zu tun. Kennedy verließ das Haus und wurde in einem Golfcart zum Hubschrauberlandeplatz gebracht. Sobald sie in ihrem Helikopter saß, zog sie ihr abhörsicheres Satellitentelefon hervor und tippte eine Nummer ein. Nach mehrmaligem Klingeln meldete sich eine männliche Stimme, und Irene sagte: »Ich habe dir gerade ein bisschen Zeit verschafft.«

61
MAZAR-I SHARIF, AFGHANISTAN
    Der G-3-Executive-Jet senkte sich in der dünnen Gebirgsluft zu dem alten Flughafen aus der Sowjetära hinab. Sie befanden sich auf dem Territorium der Nordallianz, einem kleinen Abschnitt des Landes, der sich dem Herrschaftsanspruch der Taliban widersetzt hatte. Es war Sonntagnacht. Der Himmel war wolkenlos, und der Dreiviertelmond beleuchtete die

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