Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
schon seit Kindheitstagen befreundet war. Als er seine Fassung wiedergewann, fragte er: »Wie ist es passiert?«
    »Zeugen sagen aus, dass Saeed die Moschee nach dem Mittagsgebet verlassen hat und die Straße zu seinem Büro überquerte. Der Mann hat auf ihn gewartet. Er ging auf ihn zu, umarmte ihn und jagte sich dann in die Luft.«
    Rashid war völlig entgeistert. »Wer war der Attentäter?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Warum sollte ein Selbstmordattentäter Saeed töten wollen?«
    Tayyib hatte sich ebenfalls schon mit dieser Frage befasst.
    Der Prinz erhob sich und stieg von seinem thronartigen Sessel herunter. »Steh auf«, forderte er Tayyib auf. Seine Gedanken beschäftigten sich mit einer geradezu schrecklichen Möglichkeit. »Und was ist mit unseren Angelegenheiten in Amerika?«
    Tayyib erhob sich. »Ich habe versagt, mein Prinz.« Er hatte während des langen Fluges überlegt, was er antworten sollte. Die Wahrheit war, dass er einfach nicht wusste, was schiefgegangen war – aber das allein schon zeigte, dass er versagt hatte. »Die Männer, denen ich den Auftrag übertragen habe, sind nicht zurückgekehrt.«
    »Was ist mit ihnen passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann lebt Mitch Rapp also noch.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Ich denke schon.«
    »Und mein guter Freund Saeed ist gerade getötet worden.« Rashid schritt über den Marmorfußboden von einem Perserteppich zum nächsten, bis er bei einem der kleinen Fenster stand. Er konnte sich keinen Grund vorstellen, warum ein Moslem Saeed hätte töten sollen. Rapp hingegen hatte genügend Motive. Rashid erinnerte sich daran, dass er seinen alten Freund ermahnt hatte, mit niemandem über die Sache zu sprechen. Die Amerikaner hatten herausgefunden, wer der Urheber des Anschlags auf Rapp war, und jetzt war der CIA-Mann bereits hier in Saudi-Arabien, um jene zu töten, die für den Tod seiner Frau verantwortlich waren.
    »Ich weiß, was Sie denken, mein Prinz, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Rapp so schnell in der Lage gewesen sein könnte, Amerika zu verlassen und das zu tun. Wo hätte er einen Selbstmordattentäter finden sollen?«
    »Vielleicht hat er sich selbst in die Luft gejagt?«, fragte Rashid hoffnungsvoll.
    Tayyib überlegte einige Augenblicke. »Ich habe Rapp studiert«, erwiderte er schließlich. »Der Mann würde niemals Selbstmord begehen, es sei denn, es bliebe ihm keine andere Möglichkeit. Nein, er hätte Saeed ganz einfach erschossen.«
    »Warum sollte aber ein Moslem Saeed töten wollen?«
    »Vielleicht war es kein Moslem.«
    Rashid runzelte nachdenklich die Stirn. »Es gibt aber keine nicht-moslemischen Selbstmordattentäter. Hast du schon einmal einen jüdischen Selbstmordattentäter gesehen? Nicht einmal die Iren haben in ihrem langen Kampf gegen die Engländer Selbstmordanschläge verübt. Die Japaner sind die Einzigen in der jüngeren Geschichte, die diese Strategie ebenfalls eingesetzt haben, und ich bezweifle, dass Saeed von einem Japaner getötet wurde.«
    »Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, wie Rapp Amerika am Sonntag verlassen haben könnte und eine solche Sache so schnell hätte umsetzen sollen. Ich bin ja selbst am Sonntagabend abgeflogen und erst vor einer Stunde angekommen.«
    »Was ist mit Abel?«
    Tayyib erwog auch diese Möglichkeit. »Wir haben ihn immer noch nicht gefunden. Bis Samstag hatte er Saeed das Geld jedenfalls nicht zurückgegeben. Aber auch bei ihm stellt sich die Frage, wie er zu einem Selbstmordattentäter hätte kommen sollen.«
    »Aber was ist dann passiert?«
    »Mit so wenig Informationen lässt sich das sehr schwer sagen.«
    Rashid wandte sich vom Fenster ab. »Was vermutest du?«, fragte er seinen Gehilfen im Befehlston.
    Tayyib versuchte irgendeine Erklärung zu finden, die plausibel klang. »Saeed hat viele Verbindungen zu militärischen Kreisen. Es wäre denkbar, dass ihn jemand getötet hat, der diesen Gruppen feindlich gegenübersteht.«
    Rashid tat diese Möglichkeit mit einem spöttischen Lächeln ab. »Findest du es nicht auffällig, dass Saeed vor Kurzem zwanzig Millionen Dollar gezahlt hat, um Mitch Rapp töten zu lassen? Die Killer sind gescheitert, haben aber seine Frau getötet, und nun ist Saeed tot. Muss einem das nicht zu denken geben?«
    »Gewiss, aber bei allem Respekt, Prinz Muhammad, Männer wie Rapp jagen sich nicht selbst in die Luft.«
    Rashid überlegte einige Augenblicke. Was Tayyib sagte, stimmte natürlich, aber es hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher