Der Feind
einen Blick auf das Tal. Es war kurz vor vier Uhr nachmittags. Abel ging zu einer Tür im hinteren Teil des Kellers, öffnete sie und schaltete das Licht ein.
In der gegenüberliegenden Ecke befand sich die Heizung und der Boiler. An den Wänden hingen Skier und Stöcke, und auf zwei Regalen waren Stiefel, Handschuhe, Mützen und andere nützliche Dinge für Aktivitäten im Freien untergebracht. In der Ecke gegenüber der Heizung stand eine Holzpalette, auf der Farbdosen gestapelt waren. Abel zog die Palette in die Mitte des Raumes. Er nahm ein Brecheisen von der Wand und setzte es in einer kleinen Ritze im Steinboden an. Ein kleiner Teil des Bodens hob sich empor, und Abel zog das Stück zur Seite, worauf ein großer Safe zum Vorschein kam. Er stellte die Kombination ein und öffnete den Schrank, aus dem er vier schwarze Nylonsäcke herausnahm.
Danach ordnete er alles wieder so an, wie es gewesen war, nahm die vier Säcke und ging nach oben. Als er zur Haustür kam, atmete er schwer und befürchtete schon, dass er von dem Schimmel unten im Keller einen Asthmaanfall bekommen könnte. Er stellte sich aufrecht hin, hob die Hände über den Kopf und konzentrierte sich darauf, tief durchzuatmen. Nach einer halben Minute fühlte er sich besser. Es war nur die dünne Gebirgsluft. Er dachte an die Lebensmittel im Wagen und spürte wieder, wie hungrig er eigentlich war.
Abel öffnete die schwere Holztür, überquerte die Veranda und ging zum Mercedes hinunter. Er blickte nach links und rechts und dann erneut den Berg hinauf. Es gab keinen Platz auf der Erde, an dem er sich lieber aufhielt als hier. Vielleicht konnte er doch noch für eine letzte Nacht bleiben. Er würde sich ein nettes Abendessen zubereiten, Feuer machen und den einen oder anderen Cognac trinken. Immerhin hatte er eine Flasche Louis XIII. hier, die er für diesen Abend öffnen konnte. Er nahm sich vor, seinen Weinkeller auszuräumen und so viel wie möglich in den Kofferraum zu packen. Ja, er würde über Nacht bleiben und sich auf angemessene Weise verabschieden.
Abel öffnete die hintere Tür auf der Beifahrerseite und nahm die Tüte mit den Lebensmitteln heraus. Er klemmte sie sich unter den linken Arm und schloss die Tür mit der rechten Hand. Als er sich umdrehte, um zum Haus zurückzukehren, sah er zuerst einen dicken schwarzen Schalldämpfer und dann das Gesicht des Mannes, den er am allerwenigsten sehen wollte. Abel ließ die Einkaufstüte fallen. »Ich kann alles erklären«, stammelte er.
»Davon bin ich überzeugt«, antwortete Rapp und schickte Abel mit einem gezielten Tritt zwischen die Beine zu Boden.
79
Dass der Mercedes zweimal von der Autobahn abgefahren und kehrtgemacht hatte, sagte ihnen, dass Abel hinter dem Lenkrad saß. Nachdem sich Milt Zugang zum Computersystem von Mercedes verschafft hatte, konnten sie die Route des Autos jederzeit mitverfolgen.
Es erwies sich als schwerer als erwartet, einen Hubschrauber aufzutreiben, doch auch das spielte keine Rolle. Nachdem sie den Wagen eine Stunde verfolgt hatten, fuhr er nach Osten, auf eine Stadt namens Bludenz zu. Milt fand heraus, dass sie in der Region einen Flugplatz hatten. Rapp, Coleman und seine Leute machten sich mit dem groß gewachsenen Saudi auf den Weg und erreichten den Flugplatz nach nicht einmal einer halben Flugstunde. Milt sorgte unterdessen dafür, dass zwei Mietwagen auf sie warteten – eine Limousine und ein Van. Das einzig Schwierige an der Sache war, den Saudi in eines der Autos zu bekommen. Rapp beschloss, ihn unter dem wachsamen Auge von Stroble im Flugzeug zu lassen, anstatt zu riskieren, dass irgendjemand mitverfolgte, wie ein gefesselter und geknebelter Mann in ein Fahrzeug verfrachtet wurde.
Sie brauchten acht Minuten vom Flughafen in die Stadt. Milt hatte sie über die Route des Mercedes ständig auf dem Laufenden gehalten. Das Fahrzeug war kurz vor ihrer Landung in Bludenz angekommen und blieb genau siebzehn Minuten dort. Danach fuhr der Mercedes in nördlicher Richtung weiter eine Serpentinenstraße hinauf. Sie folgten ihm mit dem Van und fuhren über den Punkt hinaus, an dem, wie Milt ihnen mitteilte, der Mercedes angehalten hatte. Rapp und Wicker stiegen aus und eilten den Hang hinunter. Sie fanden den stattlichen Mercedes schließlich vor einem Haus, das, wie sie vermuteten, Abel gehörte. Rapp forderte Coleman über Funk auf, zurückzukommen und mit dem Auto die Zufahrt zu blockieren, während er sich von Baum zu Baum dem Haus näherte. Wicker fand
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