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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Innenarchitekt. Rapp machte ein etwas verwirrtes Gesicht. »Ich wusste nicht, dass wir heute Abend einen Termin hatten«, sagte er und erinnerte sich gleichzeitig vage, dass sie irgendwann über die Sache gesprochen hatten.
    Sie stemmte die Hände in die Hüfte. »Für einen Spion bist du ein verdammt schlechter Lügner.«
    Rapp spürte, dass sich das Blatt zu seinen Ungunsten wendete. »Anna, ich lüge nicht. Ich habe es wirklich nicht gewusst.«
    »Erzähl mir nicht, dass du es nicht gewusst hast. Es steht auf dem Kalender«, entgegnete sie und zeigte in Richtung Küche. »Ich habe es dir noch gesagt, bevor ich heute Morgen weggegangen bin, und ich habe dir noch eine Stunde vor dem Termin eine Nachricht auf deiner Mailbox hinterlassen.«
    Jetzt fiel es ihm wieder ein. »Oh, dieser Termin.«
    Sie sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Es tut mir leid«, beteuerte er aufrichtig. Sie waren gerade dabei, auf einem abgelegenen Stück Land in Virginia ein Haus zu bauen, und das Projekt hatte sich zu einem Fulltime-Job entwickelt, für den ihm einfach die Zeit fehlte. »Was habe ich versäumt?«
    »Es ging um das Aussuchen der Teppiche. Das ist es übrigens, was in der Tüte ist.«
    Rapp stand auf. »Sorry.« Sein Instinkt hatte ihn im Stich gelassen. Er ging zu ihr und gab ihr einen Kuss. »Du weißt ja, dass ich nicht besonders gut in diesen Dingen bin. Ich vertraue dir da voll und ganz. Ich bin einverstanden mit dem, was du mit Philip aussuchst.«
    Sie sah ihn zweifelnd an. »So wie mit den Fliesen im Bad, die du grauenhaft gefunden hast, und mit der Farbe für die Wände im Esszimmer, von der du gesagt hast, dass sie dich an Erbrochenes erinnert.«
    Rapp blickte zur Decke hinauf, so als könne er sich an nichts Derartiges erinnern.
    »Du brauchst auch nichts zu sagen. Als deine treu sorgende Ehefrau werde ich dir sagen, was wir jetzt tun. Du wirst eine Flasche Wein für uns aufmachen, weil ich dringend einen Drink brauche. Dann sehen wir uns gemeinsam die Teppichmuster an, und du wirst mir helfen, zu einer Entscheidung zu kommen. Und danach setzen wir uns an den Kamin, und du wirst mir die Schultern massieren.«
    Rapp legte ihr die Hände auf die Schultern. »Und danach wäre ich für wilden Sex«, sagte er mit einem verschlagenen Lächeln.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin müde … meine Füße tun weh, und ich muss morgen um fünf Uhr aufstehen. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich dich für deine Vergesslichkeit auch noch belohnen soll.«
    »Ich mach’s wieder gut«, sagte er und begann ihren Hals zu küssen.
    »Na, wir werden sehen. Aber jetzt hol mir erst mal mein Glas Wein.«
    Rapp machte mit seinen zärtlichen Küssen weiter, bis sie ihn lachend wegschob. Er holte eine Flasche Cabernet aus dem Weinregal und öffnete sie. Als er aufblickte, sah er seine Frau mit seinem Notizblock in der Hand am Kamin stehen. Sie versuchte offenbar angestrengt, irgendeinen Sinn aus dem Gekritzel herauszulesen. Er würde sich angewöhnen müssen, in Arabisch zu schreiben – damit würde er sie auf die Palme bringen. Ruhig ging er ins Wohnzimmer zurück und riss ihr den Block aus den Händen.
    »He, ich habe gerade gelesen«, sagte sie empört.
    »Wirklich … ist dir je der Gedanke gekommen, dass dich das vielleicht nichts angehen könnte?«
    Anna lächelte. »Aber wir sind doch verheiratet, Liebling. Wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben.«
    »Als ob du keine hättest«, erwiderte Rapp, riss das oberste Blatt vom Block herunter und warf es ins Feuer. »Wann hast du mir zum letzten Mal deine Notizen für eine Geschichte gezeigt? Du hast dir den falschen Beruf ausgesucht. Du hättest Agentin werden sollen.«
    »Ach ja?«, entgegnete sie lächelnd. »Es ist immer noch Zeit für einen Berufswechsel. Ich bin noch jung.«
    Rapp ging in die Küche zurück und füllte zwei Gläser mit Wein. »Das würde dir gar nicht gefallen. Du könntest dich bestimmt nicht an diese Hyänen von den Medien gewöhnen.«
    »Das sind richtig miese Typen, nicht wahr?«
    »Die Allerschlimmsten«, stimmte er zu und reichte ihr das Glas.
    Anna gab ihm einen Klaps auf den Hintern. »Du bist wirklich unausstehlich. Jetzt hol schon die Teppichmuster, damit wir anfangen können.«
    »Nur, wenn ich dafür nachher ein bisschen Liebe bekomme.«
    »Du hast heute Abend eine Probezeit. Wir wollen nichts überstürzen.«
    Rapp ging zum Wandschrank hinaus, obwohl ihm vor der Aufgabe graute, die vor ihm lag. Seine Gedanken kehrten wieder zu seinen Notizen

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