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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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dieses Geschäft eingestiegen?«
    Der Mann blickte über die Schulter zurück. »Weil ich sehr gut darin bin.«
    Im nächsten Augenblick war er fort. Abel starrte fast eine Minute auf die geschlossene Balkontür und widerstand dem Drang, nachzusehen, wo der Mann geblieben war. Stattdessen fragte er sich, ob er soeben die beste oder die schlechteste Entscheidung seines Lebens getroffen hatte. Er beschloss, dass er noch einen Drink brauchte. Abel füllte das Glas und behielt den Cognac einige Augenblicke auf der Zunge, bevor er ihn die Kehle hinuntergleiten ließ. Der Mann hatte Talent, das musste man ihm lassen, und er hatte auch recht mit seiner Feststellung, dass Abel nicht einfach eine seiner herkömmlichen Kontaktpersonen mit der Sache betrauen konnte. Er tröstete sich schließlich mit dem Gedanken, dass er dreizehn Millionen Dollar für etwas verdienen würde, was ihn nicht einmal eine Woche Arbeit kostete. Abel lächelte und erhob das Glas, um in Gedanken mit dem Mann anzustoßen, der soeben in der Dunkelheit verschwunden war.
    »Auf den Tod von Mitch Rapp, und auf dreizehn Millionen Dollar.« Abel trank das Glas leer und ging zu Bett.

16
McLEAN, VIRGINIA
    Ein stattlicher Ford-Excursion-Geländewagen rollte auf den Parkplatz und hielt neben Rapps Wagen an. Scott Coleman stieg aus. Er trug ein enges blaues Polohemd, Jeans und schwere schwarze Schuhe. Der blonde Ex-Navy-SEAL glich eher einem Bauarbeiter als dem Chef einer privaten Sicherheitsfirma, die Geschäfte mit dem Staat machte, deren Umfang über zwanzig Millionen Dollar im Jahr betrug.
    »Warum diese Heimlichtuerei?«, fragte Coleman etwas verärgert. »Ich dachte, wir hätten jetzt Freunde in den obersten Etagen.«
    »Ja, schon, aber wir haben auch Feinde in den obersten Etagen.«
    »Die sind mir scheißegal.«
    Rapp blickte sich auf dem Parkplatz um. »Bist du sicher, dass dir niemand gefolgt ist?«
    »Nein«, antwortete Coleman und sah seinen Wagen an. »Würdest du es etwa schwer finden, einem solchen Ding zu folgen?«
    Rapp betrachtete den Wagen, der für neun Fahrgäste vorgesehen war. »Hast du vielleicht vor, bald zu heiraten und einen Haufen Kinder zu bekommen?«
    »Nein, ich habe einfach nur einen Haufen Zeug zu transportieren«, rechtfertigte sich der Ex-SEAL.
    »Die Umweltschützer finden es sicher toll, dass du ein solches Sparauto fährst. Wie weit kommst du mit dem Ding mit fünf Liter Benzin … vielleicht zwei Meilen?«
    »Die Umweltschützer können mich mal«, brummte Coleman. »Aber ich will nicht hoffen, dass ich durch die ganze Stadt kutschiert bin und wir uns hier auf irgendeinem Highschool-Parkplatz treffen, damit du mir irgendwelchen Scheiß über meinen Wagen erzählst.«
    Rapp hob beschwichtigend die Hände. Coleman war normalerweise ein recht ruhiger und besonnener Zeitgenosse. »Jetzt beruhige dich doch erst mal. Was ist denn bloß los mit dir?«
    »Ich habe schon eine ganze Weile niemanden mehr getötet. Und was ist los mit dir?«
    »Gott«, stöhnte Rapp, »ihr SEALs seid schon ein merkwürdiger Haufen.«
    »Oh … und du bist der normalste Mensch, den man sich vorstellen kann.«
    »Okay, eins zu null für dich«, sagte Rapp lachend, »aber jetzt mal im Ernst … was ist los? Hast du gerade erfahren, dass du Hodenkrebs hast, oder was?«
    »Schlimmer … das verdammte Finanzamt hat mich heute Morgen angerufen. Sie wollen alle meine Unterlagen sehen … persönliche und geschäftliche.«
    Das gefiel Rapp gar nicht, und er wurde sofort etwas ernster. »Hast du schon mal Probleme mit den Typen gehabt?«
    »Nein, verdammt. Ich war fast zwanzig Jahre bei der Navy. Dort verdient man nicht so viel, dass sie sich mit einem abgeben.«
    »Aber jetzt, wo du diese ganzen staatlichen Aufträge bekommst …«
    »Scheiße, das kann sein. Immerhin machen wir jetzt siebenstellige Umsätze im Monat. Ich musste fünf Leute einstellen, die den Papierkram erledigen.«
    »Wie sieht’s mit deinen Bilanzen aus?«
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen … ich bin kein Buchhalter.«
    Rapp sah ihn mit seinen scharfen Augen an. »Hast du irgendwas zu verbergen?«
    Coleman senkte den Blick und trat einen Stein zur Seite. »Weiß ich nicht. Wie gesagt, ich bin kein Buchhalter.«
    »Scott, wenn es etwas gibt, bei dem ich dir helfen kann, dann musst du mir sagen, was los ist.«
    »Könntest du denn etwas tun?«, fragte Coleman hoffnungsvoll.
    »Wenn du keinen allzu großen Mist gebaut hast … ja.«
    Coleman trat noch einen Stein beiseite. »Also, die

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