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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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haben. Es darf wegen der Sache keine Verzögerung geben. Bis spätestens nächste Woche hast du das Ganze vom Hals, und dann können wir loslegen.«
    Coleman nickte. »Sonst noch etwas?«
    »Ja. Wenn sonst noch irgendetwas Ungewöhnliches passiert, dann ruf mich sofort an.«
    Der ehemalige SEAL nickte.

17
PARIS, FRANKREICH
    Der Killer war zwei Stunden lang scheinbar ziellos durch die Straßen geschlendert. So lange hatte er gebraucht, um sich über einige Dinge Klarheit zu verschaffen. Er konnte extrem geduldig sein, wenn es die Situation erforderte – und in diesem Fall war genau das vonnöten. Als Erstes musste er das Motorrad loswerden. Er hatte es zwei Blocks vom Hotel entfernt stehen gehabt. Er würde die flinke, leistungsstarke Ducati vermissen – aber Motorroller und Motorräder waren in Paris genauso wie schöne Frauen allgegenwärtig. Er würde sich gleich am nächsten Morgen ein anderes Motorrad besorgen, und mit der Jagd nach schönen Frauen war er sowieso fertig.
    Er fühlte sich heute nicht mehr als Franzose. Er war ein Mann ohne Vaterland, aber wenn es noch irgendeinen Platz gab, den er als so etwas wie eine Heimat betrachten konnte, dann war das Frankreich. Er kannte Paris sehr gut und hatte ein Netzwerk von Motorrad- und Roller-Werkstätten, die vor allem die Unterwelt von Paris bedienten. Sie verkauften neue Maschinen, hatten aber auch jede Menge gebrauchter Fahrzeuge anzubieten. Und sie ließen sich vorzugsweise in bar bezahlen, was ihm nur recht war. Wenn er mit einem neuen Auftrag beschäftigt war, so wie jetzt, dann wechselte er manchmal täglich das Motorrad und zögerte auch nicht, sich ein Fahrzeug zu stehlen. Er war ein Mann von vielen Fähigkeiten, unter anderem auch ein guter Mechaniker. Er war imstande, binnen weniger Stunden aus einem Schrotthaufen eine zuverlässige Maschine zu basteln. Alles, was einen Motor und zwei Räder hatte, vermochte er irgendwie zu reparieren.
    Er fuhr zur Grande Arche hinaus und blickte sich dabei gelegentlich um, wenngleich es ihm relativ egal war, ob ihm jemand folgte oder nicht. Darum würde er sich später kümmern. Falls sie das Motorrad gefunden hatten, während er im Hotel war, konnte es sein, dass sie einen Sender installiert hatten. Diese Geräte wurden immer kleiner und raffinierter. Er konnte mit diesen Entwicklungen nicht Schritt halten und musste deshalb gewisse Vorsichtsmaßnahmen treffen. Während er durch die Stadt fuhr, hatte er es nicht eilig, diese erste Etappe hinter sich zu bringen. Er würde in dieser Nacht noch länger unterwegs sein und dabei vor allem auf das hören, was ihm sein überaus wacher sechster Sinn sagte. Auf dieser Etappe der Reise dachte er mehr über das aktuelle Geschäft nach als über die Frage, ob ihm vielleicht jemand folgen mochte.
    Er stellte das Motorrad im Chaillot-Viertel in der Nähe der Metro-Station Victor Hugo ab und ließ den Schlüssel stecken. Es würde keine halbe Stunde dauern, bis die Maschine weg war. Er fuhr mit der Metro ans andere Ende der Stadt, wo er die steile Treppe hochstieg und sich in der kühlen Nachtluft eine Zigarette anzündete. Er war ein recht gut aussehender Mann, der mit seinen einen Meter achtzig und achtundsiebzig Kilo von eher durchschnittlicher Statur war. Sein relativ langes dunkles Haar war von derselben Farbe wie seine schwarze Motorradjacke. Er hatte sich zwei Tage nicht rasiert, sodass seine Wangen von dichten schwarzen Bartstoppeln bedeckt waren. Der Mann verfügte über die unheimliche Fähigkeit, sich in einer Menschenmenge praktisch unsichtbar zu machen, was recht verblüffend war, wenn man bedachte, dass er alles andere als eine unauffällige Erscheinung war.
    Er rauchte die Zigarette zu Ende, schnippte sie weg und dämpfte sie mit dem Absatz aus. Dabei blickte er sich unauffällig um und achtete besonders auf geparkte Autos und Leute, die irgendwo standen. Sobald er sich ein detailliertes Bild von der Umgebung verschafft hatte, ging er wieder zur Metro hinunter. Jetzt erst war er hundertprozentig wachsam. Die unterirdischen Tunnels waren zu dieser nächtlichen Stunde nicht gerade überfüllt, sodass es ziemlich einfach war, sich die Gesichter einzuprägen. Im allerletzten Moment sprang er in einen abfahrenden Zug. Fünf Minuten später stieg er in der Station St. Ambroise aus, wo er die fünf Blocks zur Station St. Paul spazierte, um wieder ein Stück weiterzufahren. So ging es fast eine Stunde weiter. Danach ging er ein Stück zu Fuß und betrat die eine oder andere

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