Der Feind
auf einen Nahkampf mit ihm einließ.
Gould schüttelte den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit von dem ausgestopften Bären ab. Er nahm sich einen Einkaufswagen und begab sich in die Fitnessabteilung, wo er ein T-Shirt und Shorts fand. In der Damenabteilung besorgte er die gleichen Dinge für Claudia. Das Nächste auf seiner Liste waren Laufschuhe und Socken für sie beide. Gould hatte begonnen, sich einen Plan zurechtzulegen, zumindest was die anfängliche Aufklärungsarbeit betraf.
Von den Schuhregalen begab er sich direkt in die Jagdabteilung, die die Hälfte des Geschäfts einnahm. Er begann bei den Ferngläsern und fand rasch ein schönes Exemplar. Er wollte schon weitergehen, als ihm ein Nachtzielgerät ins Auge stach, das sich ebenfalls als recht nützlich erweisen konnte. Mit einem Lächeln auf den Lippen dachte er sich, dass man wohl nur in Amerika derartige Ausrüstungsgegenstände so einfach kaufen konnte. Er füllte seinen Einkaufswagen weiter mit allen möglichen Dingen und suchte als Letztes die Munitionsabteilung auf, wo er sich Zeit nahm, um die hochwertigste Munition auszusuchen. Die 9-mm-Patronen für die Pistole stellten kein Problem dar; es gab jede Menge Hohlspitzgeschosse, unter denen man wählen konnte. Er nahm zwei Schachteln zu je fünfzig Patronen, was eine ganze Menge war, wenn man bedachte, dass er nicht mehr als fünf Schüsse abfeuern würde, um sicherzugehen, dass das Visier der Glock noch genauso eingestellt war, wie er es gewohnt war. Bei den Gewehrpatronen dauerte es etwas länger. Er entschied sich schließlich für eine Schachtel 168-grain-HPBT-Patronen. Es war immer wieder erstaunlich, was man in Amerika in den Auslagen der Geschäfte alles finden konnte.
Nachdem er seine Einkäufe im Wert von fast tausend Dollar an der Kasse bezahlt hatte, verstaute er die vier Einkaufstüten im Kofferraum seines Wagens und fuhr weiter. Von Scranton führte ihn sein Weg auf dem Interstate Highway 83 weiter nach Maryland. Die Sonne stand bereits tief im Westen, und als er Baltimore erreichte, hatte schon die Abenddämmerung eingesetzt. Gould rief die gebührenfreie Nummer der American Airlines an, um sich nach Claudias Flug zu erkundigen. Sie rief ihn schließlich an, als er gerade tankte. Es war das erste Mal, dass sein Telefon klingelte, seit er es vor zwei Tagen gekauft hatte. Es tat gut, ihre Stimme zu hören.
Er fuhr sofort zum Flughafen weiter und traf dort ein, als sie gerade aus dem Terminal kam. Er musste sich sehr beherrschen, um nicht aus dem Wagen zu springen und sie in die Arme zu schließen. Es waren überall Kameras angebracht. Claudia verstaute ihre Reisetasche im Kofferraum und stieg mit ihrer Schultertasche in den Wagen ein. Sie beugte sich zu ihm hinüber und nahm sein Gesicht in beide Hände.
»Ich habe dich vermisst«, sagte sie und küsste ihn auf die Lippen.
Gould lächelte und nahm den Fuß von der Bremse. »Hast du Hunger?«
»Und was für einen.«
»Ich kenne da ein nettes Restaurant. Ich glaube, es wird dir gefallen.«
Sie hatten vorher vereinbart, dass sie nur Englisch sprechen würden. Gould war so gut darin, dass man ihn für einen Amerikaner gehalten hätte, was auf Claudia jedoch nicht ganz zutraf. Sie reiste so wie er mit einem kanadischen Pass, zumindest für den Rest dieses Tages. Morgen früh würden sie erneut ihre Identität wechseln.
Sie nickte. »Keine Probleme beim Überqueren der Grenze?«
»Nein«, antwortete er, »und du?«
»Ich bin in Miami gelandet und ohne Probleme durch den Zoll gekommen.«
»Haben sie deine Fingerabdrücke abgenommen?«
»Leider ja.«
Gould nickte. Das hatte er erwartet, aber das System funktionierte noch nicht so effizient, wie es sollte. Die Flughäfen hatten jede Menge Fingerabdrücke angehäuft, die erst bearbeitet werden mussten. »Und das Geld?«, fragte er.
»Kein Problem. Es ist in Sicherheit.« Claudia hatte auf ihrer Reise dafür gesorgt, dass die fünf Millionen Dollar auf einem geheimen Konto irgendwo auf einer wunderschönen Insel landeten. Sie war im Bankgeschäft tätig gewesen, bevor sie sich mit Louie zusammentat. Claudia war über die entsprechenden Gesetze auf dem Laufenden, und was noch wichtiger war, sie wusste, welche Banken die Geheimnisse ihrer Kunden auch jetzt, in Zeiten des erbitterten Kampfes gegen den Terror, zu wahren pflegten.
»Wie sieht unser Plan aus?«, fragte sie.
»Zuerst einmal in die Innenstadt.«
Sie sah ihn mit einem erstaunten Ausdruck an. »Ich dachte, sie leben an der
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