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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Seine Finger verharrten einige Augenblicke über den Tasten, ehe er die Nachricht zu tippen begann. Es war ihm durchaus bewusst, über welche Möglichkeiten die Amerikaner verfügten, um E-Mails abzufangen, deshalb verfasste er seine Botschaft in geschäftlich-nüchternem Ton. Fürs Erste würde er sich alle Möglichkeiten offenlassen, aber es wäre grob fahrlässig gewesen, nicht gewisse Vorkehrungen zu treffen. Wenn diese E-Mail abgeschickt war, würde er erst einmal von der Bildfläche verschwinden. Jetzt war der ideale Moment für einen Urlaub.

28
WASHINGTON D.C.
    Sie wachte vor ihm auf und ging ins Badezimmer hinüber. Sobald sie aufgestanden war, merkte sie sofort, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Ihr war leicht schwindlig, und ihre Schritte waren ziemlich unsicher. Sie stützte sich kurz am Türrahmen ab und lief dann auf die Toilette. Sie übergab sich einmal, und gleich darauf ein zweites und drittes Mal. Ein paar Sekunden saß sie nur da, gegen die Glaswand der Duschkabine gelehnt, und hielt ihre Haare mit der rechten Hand im Nacken zusammen. Der Schweiß trat ihr auf die Oberlippe, doch ansonsten fühlte sie sich sofort um einiges besser. So geht es einem also mit der Morgenübelkeit , dachte sie.
    Claudia erhob sich etwas mühsam und betrachtete sich im Spiegel. Sie sah auffallend blass aus. Wann würde sie es ihm sagen? Sie war schon so nahe dran gewesen, vor allem vergangene Nacht, aber im letzten Augenblick war immer irgendetwas dazwischengekommen. Sie machte sich Sorgen, dass ihn die Nachricht von seiner Aufgabe ablenkte, und das konnten sie jetzt wirklich nicht gebrauchen. Er musste konzentriert bleiben und die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie betrachtete ihr Spiegelbild und fragte sich, was sie tun sollte. Schließlich drehte sie den Wasserhahn auf und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Sie beschloss, zu warten, bis sie den Job erledigt hatten. Dann würde sie es ihm sagen.
    Sie putzte sich die Zähne und nahm eine Dusche. Abgesehen von ihrem Heißhunger fühlte sie sich fast wie immer. Claudia hüllte sich in einen der weichen weißen Bademäntel und öffnete die Tür, worauf ihr der unverkennbare Duft von Wurst und Zimt entgegenschlug. Sie erinnerte sich, dass Louie die Karte für den Zimmerservice ausgefüllt und an die Tür gehängt hatte, bevor sie zu Bett gegangen waren. Er saß jetzt auf der Couch vor dem Fernseher, ein großes Glas Orangensaft in der Hand. Claudia setzte sich neben ihn und nahm sich das andere Glas Orangensaft, das sie fast zur Hälfte leerte. Dann nahm sie die Abdeckhaube von ihrem Frühstück und strich reichlich Butter auf ihren Toast. Darauf kam noch eine Schicht warmer Sirup, ehe sie voller Appetit zulangte. Sie war so darauf konzentriert, ihren Hunger zu stillen, dass ihr gar nicht auffiel, dass Louie sie beobachtete.
    Im Fernsehen liefen gerade die NBC-Morgennachrichten. Louie trug ebenfalls einen der weißen Morgenmäntel des Hotels. Er hatte die Washington Post im Schoß liegen, doch er las weder die Zeitung noch achtete er auf das, was im Fernsehen lief. Seine Aufmerksamkeit galt ganz allein Claudia, die schließlich auch bemerkte, wie er sie ansah. Sie legte die Gabel nieder und wischte sich den Mund ab. Dann nahm sie einen Schluck Orangensaft und sah ihn mit einem Lächeln an, das ein bisschen gezwungen war.
    Seine Augen verengten sich. »Bist du schwanger?«, fragte er schließlich.
    Claudia blinzelte überrascht. »Was?«
    Louie sah, dass sie eine abwehrende Haltung einnahm. »Das ist doch wohl eine ganz einfache Frage, oder?«
    Sie zupfte an ihrem Bademantel, schlug die Beine übereinander und legte den linken Arm beschützend über ihren Bauch.
    Er registrierte jede kleine Bewegung von ihr und wusste die Antwort, ohne dass sie ein Wort sagen musste. Gould streckte die Hand aus und legte sie zärtlich auf ihren Unterarm. Er schob den kurzen Anflug von Gekränktheit darüber beiseite, dass sie es ihm nicht gesagt hatte. »Wenn du es nämlich bist, dann wäre ich der glücklichste Mann auf der Welt.«
    Gould neigte den Kopf zur Seite und sah sie aufmerksam an. Ihre Unterlippe zitterte kaum merklich, und dann füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Das heißt, wenn das Kind von mir ist«, fügte er hinzu.
    Die Tränen strömten ihr nur so über die Wangen, und sie stieß einen Laut aus, der halb Lachen, halb Weinen war. »Na ja, du und all die anderen Männer, mit denen ich schlafe – ihr müsst alle Vaterschaftstests machen,

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