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Der feine Unterschied

Titel: Der feine Unterschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philpp Lahm
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nicht wieder Barcelona gegen Manchester spielen muss. Mindestens
    einer der beiden Mannschaften würden wir die Reise nach München herzlich gern ersparen.

14. Kapitel
    MAN DARF SPIELER NICHT NUR KAUFEN, WEIL SIE GUT SIND
    Den Finger in die Wunde legen. Mein Kampf um das System des FC Bayern
    Was Profis tun dürfen und was nicht — wann du Regeln brechen musst, um Erfolg zu haben - warum ein Team eine Philosophie braucht — das ständige Überprüfen der eigenen Meinung — warum du immer aufmerksam sein musst
    An der Säbener Straße steht ein Flachbau mit weißer Fassade und roten Fensterkreuzen. Rote Metallschienen betonen die Konturen des lang gezogenen Gebäudes. Über dem Eingang hängt ein rundes Signet. Weiß-blaue Rauten in der Mitte, umschlossen von weißer Schrift auf rotem Grund: »FC Bayern München«
    Das Gebäude schirmt eine weite Fläche von Trainingsplätzen gegen die Straße ab. Zäune und kleine Tribünen strukturieren die Felder, wo die Profis, Amateure und Jugendmannschaften des FC Bayern trainieren.
    Vor dem Bürogebäude parken die Autos der Verantwortlichen. Präsident, Vorstandsvorsitzender, Finanzchef, Sportdirektor, Pressechef, alle haben ihre eigenen Parkplätze. Eine Veranda mit verspiegelten Fenstern mit Blick auf die Plätze. Dort wird gegessen. Ein Fanshop, in dem es alles zu kaufen gibt, was ein Fan dieses Klubs begehrt: Trikots, Kleidung, Schuhe, wer mag, bekommt sogar Badeutensilien und einen FC-Bayern-Strohhut.
    Ich bin ein Fan dieses Klubs, auch wenn ich mir mein Trikot nicht mehr im Fanshop kaufen muss. Ich spiele seit mehr als 16 Jahren für den FC Bayern, unterbrochen nur von meinen beiden Wanderjahren in Stuttgart, und ich kann erklären, warum.
    Für mich wird kein Fußballklub besser geführt als der FC Bayern. Die Trainingsmöglichkeiten sind perfekt, und auch sonst fehlt es an nichts. Wir Spieler haben die besten Voraussetzungen, um uns nach jeder Trainingseinheit zu regenerieren, egal ob in einem Pool oder beim Pool-Billard. Und wir haben einen Vorstand, der entschlossen ist, mit diesem Klub Erfolg zu haben.
    Für den Erfolg des FC Bayern gibt der Klub alles. Er investiert viel Geld, holt herausragende Spieler, schafft fantastische Bedingungen, damit diese Spieler auch zeigen, was sie können — dazu gehört auch die ganz eigene Atmosphäre, die den FC Bayern umgibt — und definiert.
    Auch wenn der Ausdruck strapaziert ist und deshalb vielleicht abgedroschen klingt: Der FC Bayern ist eine große Familie. Das hat vor allem mit den Männern im Vorstand zu tun. Sie alle verbindet ihre persönliche Geschichte mit dem Klub. Sowohl Uli Hoeneß als auch Kalle Rummenigge waren herausragende Spieler des FC Bayern. Ihre Passion und ihr Sachverstand sorgen nun schon seit Jahrzehnten dafür, dass der Klub nicht nur sportlich, sondern auch finanziell hervorragend dasteht.
    Erst wenn man sich vor Augen hält, auf welch wackligen Fundamenten viele der internationalen Topklubs wirtschaftlich stehen, kann man ermessen, wie gut die Arbeit im Management des FC Bayern erledigt wird.
    Seit Jahren haben wir den stärksten Kader der Bundesliga.
    Seit Jahren wollen die besten Spieler Deutschlands zu uns kommen. Seit Jahren bietet kein Klub seinen Spielern bessere Möglichkeiten, um Titel zu sammeln, als der FC Bayern.
    Aber dafür will der Klub diesen Erfolg auch haben. Es ist der Anspruch des FC Bayern, Titel zu gewinnen und in der Champions League eine Rolle zu spielen. Der Klub tut alles, um Erfolge zu ermöglichen. Dafür erwartet er von seinen Spielern und Trainern, dass sie diese Erfolge auch liefern.
    Der Herbst 2010 verläuft komisch. Louis van Gaal ist unser neuer Trainer. Er kam nach einer verkorksten Saison unter Jürgen Klinsmann. Klinsmann war als strahlender Held der WM 2006 zum FC Bayern geholt worden, als Aufbruchssignal in die Zukunft, als Beweis dafür, dass auch der FC Bayern nicht davor zurückschreckt, seine Strukturen kompetent zu erneuern.
    Aber das Experiment Klinsmann war gescheitert. Bei Klinsmann trainierten wir fast nur Fitness. Taktische Belange kamen zu kurz. Wir Spieler mussten uns selbständig zusammentun, um vor dem Spiel zu besprechen, wie wir überhaupt spielen wollten. Nach sechs oder acht Wochen wussten bereits alle Spieler, dass es mit Klinsmann nicht gehen würde. Der Rest der Saison war Schadensbegrenzung. Klinsmann wurde entlassen, unter seinem Nachfolger Jupp Heynckes stellten wir schließlich noch den zweiten Platz und die Qualifikation für die

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