Der ferne Spiegel
Languedoc, in Aquitanien und in Navarra. Da Peter von den Engländern unterstützt wurde und außerdem angeblich seine Frau, eine Schwester der Königin von Frankreich, ermordet hatte und da Heinrich der Protegé der Franzosen war, die hofften, einen Verbündeten auf einen wichtigen Thron zu bringen, zog die Auseinandersetzung die alten Feinde in ihren Strudel. Darüber hinaus war Peter ein Feind des Papstes, der ihn exkommuniziert hatte, weil Peter sich geweigert hatte, nach Avignon zu kommen, um sich Anklagen gegen seine Bösartigkeit zu stellen.
Der spanische Krieg hatte noch mehr zu bieten: Unter dem Deckmantel eines Kreuzzugs gegen die Mauren von Granada konnte er als ideales Ventil und vielleicht zugleich als Grab für die Kompanien von Frankreich dienen. Du Guesclin als der vom König ernannte Anführer des Feldzugs hatte 25 Hauptleute der gefährlichsten Kompanien überredet, ihm nach Spanien zu folgen. Hoher Sold war ihnen versprochen, aber die Männer der Kompanien hatten nicht die Absicht, die Pyrenäen zu überqueren, ohne vorher bare Münze gesehen zu haben. Die Art, in der das Geld herangeschafft wurde – mit offensichtlichem Genuß in Cuveliers Versepos wiedergegeben –, ist ein Mikrokosmos des 14. Jahrhunderts, obwohl von Cuvelier gesagt worden ist, daß »die Tyrannei des Reims ihm wenig Raum für Genauigkeit ließ«. [Ref 187]
Die Kompanien marschierten statt nach Spanien auf Avignon und lagerten in Sichtweite des päpstlichen Palastes an der Rhone bei Villeneuve. Dorthin schickte Papst Urban V. einen zitternden Kardinal, um ihnen sagen zu lassen, »daß Ich, der Ich die Macht Gottes und aller Heiligen, der Engel und Erzengel habe, die ganze Kompanie exkommunizieren werde, wenn ihr nicht ohne Verzögerung weiterzieht«. Von Du Guesclin und dem »gelehrten, weisen und umsichtigen Ritter« Marschall d’Audrehem höflich empfangen, wurde der Kardinal gefragt, ob er Geld mitgebracht habe; er
antwortete taktvoll, daß er ausgesandt sei, um ihre Absichten auf Avignon zu erfahren.
»Herr«, antwortete d’Audrehem, »Ihr seht vor Euch Männer, die seit zehn Jahren viele böse Taten im Königreich Frankreich auf sich geladen haben und die nun auf dem Weg nach Granada sind, um Krieg gegen die Ungläubigen zu führen«, und deren Führer sie dorthin leiteten, »auf daß sie nicht mehr nach Frankreich zurückkehren. « Bevor sie das Land verließen, seien sie gekommen, um um Absolution zu bitten, also möge der Heilige Vater »uns von unseren Sünden lossprechen und uns die Bestrafung für die schlimmen und schweren Verbrechen, die wir alle seit der Kindheit begangen haben, erlassen, und außerdem möge er uns für unsere Reise mit 200 000 Franken ausstatten«.
»Bleich geworden«, antwortete der Kardinal, daß er sie, obwohl sie viele an Zahl seien, der Absolution, nicht aber des Geldes versichern könne. »Herr«, warf Du Guesclin ein, »wir müssen all das haben, worum der Marschall gebeten hat, denn ich sage Euch, hier sind viele, die wenig auf die Absolution geben; sie hätten lieber das Geld.« Er fügte hinzu, daß »wir sie in ein Land führen, wo sie rechtens plündern können, ohne christlichen Menschen Schaden zuzufügen«, und betonte, daß er für seine Männer nicht garantieren könne, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt würden, und je länger sie warten müßten, desto schlimmer sei dies für Villeneuve.
Der Kardinal hastete über die Brücke zurück und sagte dem Papst zuerst, daß die Kompanien um Absolution bäten und daß er ihre Beichte überbrächte. »Sie haben . . . alles Böse, was man tun und mehr, als man berichten kann, begangen; also bitten sie um Gnade und die Vergebung Gottes und vollen Ablaß durch Euch.«
»Das sollen sie haben«, sagte der Papst, ohne zu zögern, »unter der Bedingung, daß sie darauf das Land verlassen.« Dann unterbreitete ihm der Kardinal die zusätzliche Forderung von 200 000 Franken. Von seinem Fenster aus konnte Urban V. die Bewaffneten der Kompanien sehen, wie sie Vieh, Geflügel, gutes weißes Brot und alles, was sie tragen konnten, wegschleppten. Er berief eine Ratsversammlung ein, um zu entscheiden, wie das Geld aufgetrieben werden konnte. Man beschloß eine Zusatzsteuer für die Bürger von Avignon, »auf daß der Schatz Gottes nicht vermindert
werde«. Als das Geld durch den Bürgervorsteher von Avignon Du Guesclin überbracht wurde, daneben auch die unterzeichnete und versiegelte Generalabsolution, fragte Du Guesclin, ob die Summe aus
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